auch Menschen gewesen, die das Wasser sehr geachtet haben; wie hoch haben die Griechen ihr Meer ge¬ halten, und wie riesenhafte Werke haben die Römer aufgeführt, um sich das Labsal eines guten Wassers zuzuleiten. Sie haben freilich nur auf den Körper Rücksicht genommen, und haben nicht, wie die Grie¬ chen die Schönheit ihres Meeres betrachteten, die Schönheit des Wassers vor Augen gehabt; sondern sie haben sich nur dieses Kleinod der Gesundheit in bester Art verschaffen wollen. Und ist wohl etwas außer der Luft, das mit größerem Adel in unser Wesen eingeht als das Wasser? Soll nicht nur das reinste und edelste sich mit uns vereinigen? Sollte dies nicht gerade in den gesundheitverderbenden Städten sein, wo sie aber nur Vertiefungen machen, und das Was¬ ser trinken, das aus ihnen kömmt? Ich bin in den Bergen gewesen in Thälern in Ebenen in der großen Stadt, und habe in der Hize im Durste in der Be¬ wegung den kostbaren Kristall des Wassers und seine Unterschiede kennen gelernt. Wie erquickt der Quell in den Bergen und selbst in den Hügeln, vorzüglich wenn er am reinsten aus dem reinen Granit fließt, und Natalie, wie schön ist außerdem der Quell!"
Hatte nun Natalie schon früher einen Durst em¬
26 *
auch Menſchen geweſen, die das Waſſer ſehr geachtet haben; wie hoch haben die Griechen ihr Meer ge¬ halten, und wie rieſenhafte Werke haben die Römer aufgeführt, um ſich das Labſal eines guten Waſſers zuzuleiten. Sie haben freilich nur auf den Körper Rückſicht genommen, und haben nicht, wie die Grie¬ chen die Schönheit ihres Meeres betrachteten, die Schönheit des Waſſers vor Augen gehabt; ſondern ſie haben ſich nur dieſes Kleinod der Geſundheit in beſter Art verſchaffen wollen. Und iſt wohl etwas außer der Luft, das mit größerem Adel in unſer Weſen eingeht als das Waſſer? Soll nicht nur das reinſte und edelſte ſich mit uns vereinigen? Sollte dies nicht gerade in den geſundheitverderbenden Städten ſein, wo ſie aber nur Vertiefungen machen, und das Waſ¬ ſer trinken, das aus ihnen kömmt? Ich bin in den Bergen geweſen in Thälern in Ebenen in der großen Stadt, und habe in der Hize im Durſte in der Be¬ wegung den koſtbaren Kriſtall des Waſſers und ſeine Unterſchiede kennen gelernt. Wie erquickt der Quell in den Bergen und ſelbſt in den Hügeln, vorzüglich wenn er am reinſten aus dem reinen Granit fließt, und Natalie, wie ſchön iſt außerdem der Quell!“
Hatte nun Natalie ſchon früher einen Durſt em¬
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auch Menſchen geweſen, die das Waſſer ſehr geachtet
haben; wie hoch haben die Griechen ihr Meer ge¬
halten, und wie rieſenhafte Werke haben die Römer
aufgeführt, um ſich das Labſal eines guten Waſſers
zuzuleiten. Sie haben freilich nur auf den Körper
Rückſicht genommen, und haben nicht, wie die Grie¬
chen die Schönheit ihres Meeres betrachteten, die
Schönheit des Waſſers vor Augen gehabt; ſondern
ſie haben ſich nur dieſes Kleinod der Geſundheit in
beſter Art verſchaffen wollen. Und iſt wohl etwas
außer der Luft, das mit größerem Adel in unſer Weſen
eingeht als das Waſſer? Soll nicht nur das reinſte
und edelſte ſich mit uns vereinigen? Sollte dies nicht
gerade in den geſundheitverderbenden Städten ſein,
wo ſie aber nur Vertiefungen machen, und das Waſ¬
ſer trinken, das aus ihnen kömmt? Ich bin in den
Bergen geweſen in Thälern in Ebenen in der großen
Stadt, und habe in der Hize im Durſte in der Be¬
wegung den koſtbaren Kriſtall des Waſſers und ſeine
Unterſchiede kennen gelernt. Wie erquickt der Quell
in den Bergen und ſelbſt in den Hügeln, vorzüglich
wenn er am reinſten aus dem reinen Granit fließt,
und Natalie, wie ſchön iſt außerdem der Quell!“
Hatte nun Natalie ſchon früher einen Durſt em¬
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/417>, abgerufen am 21.11.2024.
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