stunden bei Licht in Wärme damit hingebracht, dem Vater und der Mutter einen Brief zu schreiben, worin ich ihnen anzeigte, daß ich auf dem Echerneise gewesen sei, daß ich alle Vorsicht beim Hinaufsteigen und Herun¬ tergehen angewendet habe, daß uns nicht der geringste Unfall zugestoßen sei, und daß ich mich seit gestern bei meinem Freunde im Rosenhause befinde. An Klotilden legte ich ein besonderes Blatt bei, worin ich auf ihre theilweise Kenntniß des Gebirges, die sie sich auf der mit mir gemachten Reise erworben hatte, bauend eine kleine Beschreibung des winterlichen Hochgebirgbe¬ suches gab. Als es dann heller geworden, und die Stunde zum Frühmahle gekommen war, ging ich in das Speisezimmer hinunter. Ich erfuhr nun hier, daß es im Winter der Gebrauch sei, daß Eustach und Roland, deren gestrige Anwesenheit bei dem Abend¬ essen ich für zufällig gehalten hatte, mit meinem Gast¬ freunde und Gustav an einem Tische speisen. Es sollte auch im Sommer so sein; allein da oft in dieser Jah¬ reszeit in dem Schreinerhause lange vor Sonnenauf¬ gang aufgestanden, und zu einer Arbeit geschritten wird, so verändern sich die Stunden, an denen eine Erquickung des Körpers nothwendig wird, und Eu¬ stach hat selber gebethen, daß ihm dann die Zeit und
ſtunden bei Licht in Wärme damit hingebracht, dem Vater und der Mutter einen Brief zu ſchreiben, worin ich ihnen anzeigte, daß ich auf dem Echerneiſe geweſen ſei, daß ich alle Vorſicht beim Hinaufſteigen und Herun¬ tergehen angewendet habe, daß uns nicht der geringſte Unfall zugeſtoßen ſei, und daß ich mich ſeit geſtern bei meinem Freunde im Roſenhauſe befinde. An Klotilden legte ich ein beſonderes Blatt bei, worin ich auf ihre theilweiſe Kenntniß des Gebirges, die ſie ſich auf der mit mir gemachten Reiſe erworben hatte, bauend eine kleine Beſchreibung des winterlichen Hochgebirgbe¬ ſuches gab. Als es dann heller geworden, und die Stunde zum Frühmahle gekommen war, ging ich in das Speiſezimmer hinunter. Ich erfuhr nun hier, daß es im Winter der Gebrauch ſei, daß Euſtach und Roland, deren geſtrige Anweſenheit bei dem Abend¬ eſſen ich für zufällig gehalten hatte, mit meinem Gaſt¬ freunde und Guſtav an einem Tiſche ſpeiſen. Es ſollte auch im Sommer ſo ſein; allein da oft in dieſer Jah¬ reszeit in dem Schreinerhauſe lange vor Sonnenauf¬ gang aufgeſtanden, und zu einer Arbeit geſchritten wird, ſo verändern ſich die Stunden, an denen eine Erquickung des Körpers nothwendig wird, und Eu¬ ſtach hat ſelber gebethen, daß ihm dann die Zeit und
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ſtunden bei Licht in Wärme damit hingebracht, dem
Vater und der Mutter einen Brief zu ſchreiben, worin
ich ihnen anzeigte, daß ich auf dem Echerneiſe geweſen
ſei, daß ich alle Vorſicht beim Hinaufſteigen und Herun¬
tergehen angewendet habe, daß uns nicht der geringſte
Unfall zugeſtoßen ſei, und daß ich mich ſeit geſtern bei
meinem Freunde im Roſenhauſe befinde. An Klotilden
legte ich ein beſonderes Blatt bei, worin ich auf ihre
theilweiſe Kenntniß des Gebirges, die ſie ſich auf der
mit mir gemachten Reiſe erworben hatte, bauend eine
kleine Beſchreibung des winterlichen Hochgebirgbe¬
ſuches gab. Als es dann heller geworden, und die
Stunde zum Frühmahle gekommen war, ging ich in
das Speiſezimmer hinunter. Ich erfuhr nun hier, daß
es im Winter der Gebrauch ſei, daß Euſtach und
Roland, deren geſtrige Anweſenheit bei dem Abend¬
eſſen ich für zufällig gehalten hatte, mit meinem Gaſt¬
freunde und Guſtav an einem Tiſche ſpeiſen. Es ſollte
auch im Sommer ſo ſein; allein da oft in dieſer Jah¬
reszeit in dem Schreinerhauſe lange vor Sonnenauf¬
gang aufgeſtanden, und zu einer Arbeit geſchritten
wird, ſo verändern ſich die Stunden, an denen eine
Erquickung des Körpers nothwendig wird, und Eu¬
ſtach hat ſelber gebethen, daß ihm dann die Zeit und
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/196>, abgerufen am 21.11.2024.
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