sehen wir uns," sagte Mathilde zu meinen Eltern, als sie dieselben zum Niedersizen auf ihre Pläze ver¬ anlaßt hatte.
"Es war ein Wunsch von vielen Jahren," entgeg¬ nete mein Vater, "daß wir die Menschen sähen, die gegen meinen Sohn so wohlwollend waren, und die sein Wesen so sehr gehoben hatten."
"Das ist nun Natalie, meine theure Klotilde," sagte ich, indem ich beide Mädchen einander vorstellte, "das ist Natalie, die ich so sehr liebe, so sehr wie dich selbst."
"Nein mehr als mich, und so ist es auch recht," erwiederte Klotilde.
"Sei meine Schwester," sagte Natalie, "ich werde dich lieben wie eine Schwester, ich werde dich lieben, so sehr es nur mein Herz vermag."
"Ich nenne dich auch du," erwiederte Klotilde, "ich liebe meinen Bruder wie mein eigenes Herz, und werde dich auch so lieben."
Die beiden Mädchen umarmten sich wieder, und küßten sich wieder.
Als wir uns um den Tisch gesezt hatten, sagte ich zu Natalien: "Und mich grüßt ihr beinahe gar nicht."
ſehen wir uns,“ ſagte Mathilde zu meinen Eltern, als ſie dieſelben zum Niederſizen auf ihre Pläze ver¬ anlaßt hatte.
„Es war ein Wunſch von vielen Jahren,“ entgeg¬ nete mein Vater, „daß wir die Menſchen ſähen, die gegen meinen Sohn ſo wohlwollend waren, und die ſein Weſen ſo ſehr gehoben hatten.“
„Das iſt nun Natalie, meine theure Klotilde,“ ſagte ich, indem ich beide Mädchen einander vorſtellte, „das iſt Natalie, die ich ſo ſehr liebe, ſo ſehr wie dich ſelbſt.“
„Nein mehr als mich, und ſo iſt es auch recht,“ erwiederte Klotilde.
„Sei meine Schweſter,“ ſagte Natalie, „ich werde dich lieben wie eine Schweſter, ich werde dich lieben, ſo ſehr es nur mein Herz vermag.“
„Ich nenne dich auch du,“ erwiederte Klotilde, „ich liebe meinen Bruder wie mein eigenes Herz, und werde dich auch ſo lieben.“
Die beiden Mädchen umarmten ſich wieder, und küßten ſich wieder.
Als wir uns um den Tiſch geſezt hatten, ſagte ich zu Natalien: „Und mich grüßt ihr beinahe gar nicht.“
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ſehen wir uns,“ ſagte Mathilde zu meinen Eltern,
als ſie dieſelben zum Niederſizen auf ihre Pläze ver¬
anlaßt hatte.
„Es war ein Wunſch von vielen Jahren,“ entgeg¬
nete mein Vater, „daß wir die Menſchen ſähen, die
gegen meinen Sohn ſo wohlwollend waren, und die
ſein Weſen ſo ſehr gehoben hatten.“
„Das iſt nun Natalie, meine theure Klotilde,“
ſagte ich, indem ich beide Mädchen einander vorſtellte,
„das iſt Natalie, die ich ſo ſehr liebe, ſo ſehr wie dich
ſelbſt.“
„Nein mehr als mich, und ſo iſt es auch recht,“
erwiederte Klotilde.
„Sei meine Schweſter,“ ſagte Natalie, „ich werde
dich lieben wie eine Schweſter, ich werde dich lieben,
ſo ſehr es nur mein Herz vermag.“
„Ich nenne dich auch du,“ erwiederte Klotilde, „ich
liebe meinen Bruder wie mein eigenes Herz, und
werde dich auch ſo lieben.“
Die beiden Mädchen umarmten ſich wieder, und
küßten ſich wieder.
Als wir uns um den Tiſch geſezt hatten, ſagte
ich zu Natalien: „Und mich grüßt ihr beinahe gar
nicht.“
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/382>, abgerufen am 22.11.2024.
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