Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

zeigte mir die Besonderheiten der Gegend, und machte
mich auf die Verschiedenheiten mancher Steinhügel
aufmerksam, die der sorgfältigste Beobachter für ganz
gleich gebildet angesehen haben würde. Ich erzählte
ihm von meinen Reisen, zeigte ihm unsere Werkzeuge,
und erklärte ihm bei Gelegenheit unserer Arbeiten
manchmal deren Gebrauch.

Ich kam nach der Zeit auch einige Male mit ihm
in seinen Pfarrhof hinunter. Wo das stärkste Gestein
sich ein wenig auflöset, gingen wir über eine sanftere
Abdachung gegen das Kar hinab. An dem Rande
der Gesteine lag eine Wiese, es standen mehrere
Bäume darauf, unter ihnen eine schöne große Linde,
und hinter der Linde stand der Pfarrhof. Er war
damals ein weißes Gebäude mit einem Stokwerke,
das sich von dem freundlicheren Grün der Wiese, von
den Bäumen und von dem Grau der Steine schön
abhob. Das Dach war mit Schindeln gedekt. Die
Dachfenster waren mit Thürchen versehen, und die
Fenster des Hauses waren mit grünen Flügelbalken
zu schließen. Weiter zurük, wo die Landschaft einen
Winkel macht, stand gleichsam in die Felsen verstekt
die Kirche mit dem roth angestrichenen Kirchthurm¬
dache. In einem anderen Theile des Kar stand in
einem dürftigen Garten die Schule. Diese drei einzi¬

zeigte mir die Beſonderheiten der Gegend, und machte
mich auf die Verſchiedenheiten mancher Steinhügel
aufmerkſam, die der ſorgfältigſte Beobachter für ganz
gleich gebildet angeſehen haben würde. Ich erzählte
ihm von meinen Reiſen, zeigte ihm unſere Werkzeuge,
und erklärte ihm bei Gelegenheit unſerer Arbeiten
manchmal deren Gebrauch.

Ich kam nach der Zeit auch einige Male mit ihm
in ſeinen Pfarrhof hinunter. Wo das ſtärkſte Geſtein
ſich ein wenig auflöſet, gingen wir über eine ſanftere
Abdachung gegen das Kar hinab. An dem Rande
der Geſteine lag eine Wieſe, es ſtanden mehrere
Bäume darauf, unter ihnen eine ſchöne große Linde,
und hinter der Linde ſtand der Pfarrhof. Er war
damals ein weißes Gebäude mit einem Stokwerke,
das ſich von dem freundlicheren Grün der Wieſe, von
den Bäumen und von dem Grau der Steine ſchön
abhob. Das Dach war mit Schindeln gedekt. Die
Dachfenſter waren mit Thürchen verſehen, und die
Fenſter des Hauſes waren mit grünen Flügelbalken
zu ſchließen. Weiter zurük, wo die Landſchaft einen
Winkel macht, ſtand gleichſam in die Felſen verſtekt
die Kirche mit dem roth angeſtrichenen Kirchthurm¬
dache. In einem anderen Theile des Kar ſtand in
einem dürftigen Garten die Schule. Dieſe drei einzi¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0109" n="96"/>
zeigte mir die Be&#x017F;onderheiten der Gegend, und machte<lb/>
mich auf die Ver&#x017F;chiedenheiten mancher Steinhügel<lb/>
aufmerk&#x017F;am, die der &#x017F;orgfältig&#x017F;te Beobachter für ganz<lb/>
gleich gebildet ange&#x017F;ehen haben würde. Ich erzählte<lb/>
ihm von meinen Rei&#x017F;en, zeigte ihm un&#x017F;ere Werkzeuge,<lb/>
und erklärte ihm bei Gelegenheit un&#x017F;erer Arbeiten<lb/>
manchmal deren Gebrauch.</p><lb/>
        <p>Ich kam nach der Zeit auch einige Male mit ihm<lb/>
in &#x017F;einen Pfarrhof hinunter. Wo das &#x017F;tärk&#x017F;te Ge&#x017F;tein<lb/>
&#x017F;ich ein wenig auflö&#x017F;et, gingen wir über eine &#x017F;anftere<lb/>
Abdachung gegen das Kar hinab. An dem Rande<lb/>
der Ge&#x017F;teine lag eine Wie&#x017F;e, es &#x017F;tanden mehrere<lb/>
Bäume darauf, unter ihnen eine &#x017F;chöne große Linde,<lb/>
und hinter der Linde &#x017F;tand der Pfarrhof. Er war<lb/>
damals ein weißes Gebäude mit einem Stokwerke,<lb/>
das &#x017F;ich von dem freundlicheren Grün der Wie&#x017F;e, von<lb/>
den Bäumen und von dem Grau der Steine &#x017F;chön<lb/>
abhob. Das Dach war mit Schindeln gedekt. Die<lb/>
Dachfen&#x017F;ter waren mit Thürchen ver&#x017F;ehen, und die<lb/>
Fen&#x017F;ter des Hau&#x017F;es waren mit grünen Flügelbalken<lb/>
zu &#x017F;chließen. Weiter zurük, wo die Land&#x017F;chaft einen<lb/>
Winkel macht, &#x017F;tand gleich&#x017F;am in die Fel&#x017F;en ver&#x017F;tekt<lb/>
die Kirche mit dem roth ange&#x017F;trichenen Kirchthurm¬<lb/>
dache. In einem anderen Theile des Kar &#x017F;tand in<lb/>
einem dürftigen Garten die Schule. Die&#x017F;e drei einzi¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0109] zeigte mir die Beſonderheiten der Gegend, und machte mich auf die Verſchiedenheiten mancher Steinhügel aufmerkſam, die der ſorgfältigſte Beobachter für ganz gleich gebildet angeſehen haben würde. Ich erzählte ihm von meinen Reiſen, zeigte ihm unſere Werkzeuge, und erklärte ihm bei Gelegenheit unſerer Arbeiten manchmal deren Gebrauch. Ich kam nach der Zeit auch einige Male mit ihm in ſeinen Pfarrhof hinunter. Wo das ſtärkſte Geſtein ſich ein wenig auflöſet, gingen wir über eine ſanftere Abdachung gegen das Kar hinab. An dem Rande der Geſteine lag eine Wieſe, es ſtanden mehrere Bäume darauf, unter ihnen eine ſchöne große Linde, und hinter der Linde ſtand der Pfarrhof. Er war damals ein weißes Gebäude mit einem Stokwerke, das ſich von dem freundlicheren Grün der Wieſe, von den Bäumen und von dem Grau der Steine ſchön abhob. Das Dach war mit Schindeln gedekt. Die Dachfenſter waren mit Thürchen verſehen, und die Fenſter des Hauſes waren mit grünen Flügelbalken zu ſchließen. Weiter zurük, wo die Landſchaft einen Winkel macht, ſtand gleichſam in die Felſen verſtekt die Kirche mit dem roth angeſtrichenen Kirchthurm¬ dache. In einem anderen Theile des Kar ſtand in einem dürftigen Garten die Schule. Dieſe drei einzi¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/109
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/109>, abgerufen am 21.11.2024.