Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

stellen, daß sie eher troken würden, und sollen dann
in die Schule gehen, und dort sehr sittsam sein.

"Ja das werden wir thun," sagten sie.

Sie folgten der Weisung auch sogleich, sie dukten
oder kauerten sich nieder, sie wanden die Rökchen aus,
sie drükten das Wasser aus den Füssen der Höschen,
oder sie drängten und streiften es aus Falten und
Läppchen, und ich sah, daß sie darin eine große
Geschiklichkeit hatten. Auch war die Sache nicht so
bedeutend; denn sie hatten alle entweder ungebleichte
oder roth- oder blaugestreifte leinene Kleidchen an,
die bald troken werden würden, und denen man dann
kaum ansehen würde, daß sie naß gewesen seien; und in
Hinsicht der Gesundheit, dachte ich, würde der jugend¬
liche Körper leicht die Feuchtigkeit überwinden. Da
sie mit dem Auspressen des Wassers fertig waren,
gingen sie an das Anziehen der Schuhe und Strümpfe.
Als sie auch dieses Geschäft beendigt hatten, nahm
der Pfarrer wieder von mir Abschied, dankte mir noch
einmal, daß ich hieher gekommen sei, und begab sich
mit den Kindern auf den Weg in das Kar.

Ich rief den Kindern zu, sie sollten recht fleißig
sein, sie riefen zurük: "ja, ja," und gingen mit dem
Pfarrer davon.

Ich sah die Gestalt des Pfarrers unter dem Kin¬

ſtellen, daß ſie eher troken würden, und ſollen dann
in die Schule gehen, und dort ſehr ſittſam ſein.

„Ja das werden wir thun,“ ſagten ſie.

Sie folgten der Weiſung auch ſogleich, ſie dukten
oder kauerten ſich nieder, ſie wanden die Rökchen aus,
ſie drükten das Waſſer aus den Füſſen der Höschen,
oder ſie drängten und ſtreiften es aus Falten und
Läppchen, und ich ſah, daß ſie darin eine große
Geſchiklichkeit hatten. Auch war die Sache nicht ſo
bedeutend; denn ſie hatten alle entweder ungebleichte
oder roth- oder blaugeſtreifte leinene Kleidchen an,
die bald troken werden würden, und denen man dann
kaum anſehen würde, daß ſie naß geweſen ſeien; und in
Hinſicht der Geſundheit, dachte ich, würde der jugend¬
liche Körper leicht die Feuchtigkeit überwinden. Da
ſie mit dem Auspreſſen des Waſſers fertig waren,
gingen ſie an das Anziehen der Schuhe und Strümpfe.
Als ſie auch dieſes Geſchäft beendigt hatten, nahm
der Pfarrer wieder von mir Abſchied, dankte mir noch
einmal, daß ich hieher gekommen ſei, und begab ſich
mit den Kindern auf den Weg in das Kar.

Ich rief den Kindern zu, ſie ſollten recht fleißig
ſein, ſie riefen zurük: „ja, ja,“ und gingen mit dem
Pfarrer davon.

Ich ſah die Geſtalt des Pfarrers unter dem Kin¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0143" n="130"/>
&#x017F;tellen, daß &#x017F;ie eher troken würden, und &#x017F;ollen dann<lb/>
in die Schule gehen, und dort &#x017F;ehr &#x017F;itt&#x017F;am &#x017F;ein.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ja das werden wir thun,&#x201C; &#x017F;agten &#x017F;ie.</p><lb/>
        <p>Sie folgten der Wei&#x017F;ung auch &#x017F;ogleich, &#x017F;ie dukten<lb/>
oder kauerten &#x017F;ich nieder, &#x017F;ie wanden die Rökchen aus,<lb/>
&#x017F;ie drükten das Wa&#x017F;&#x017F;er aus den Fü&#x017F;&#x017F;en der Höschen,<lb/>
oder &#x017F;ie drängten und &#x017F;treiften es aus Falten und<lb/>
Läppchen, und ich &#x017F;ah, daß &#x017F;ie darin eine große<lb/>
Ge&#x017F;chiklichkeit hatten. Auch war die Sache nicht &#x017F;o<lb/>
bedeutend; denn &#x017F;ie hatten alle entweder ungebleichte<lb/>
oder roth- oder blauge&#x017F;treifte leinene Kleidchen an,<lb/>
die bald troken werden würden, und denen man dann<lb/>
kaum an&#x017F;ehen würde, daß &#x017F;ie naß gewe&#x017F;en &#x017F;eien; und in<lb/>
Hin&#x017F;icht der Ge&#x017F;undheit, dachte ich, würde der jugend¬<lb/>
liche Körper leicht die Feuchtigkeit überwinden. Da<lb/>
&#x017F;ie mit dem Auspre&#x017F;&#x017F;en des Wa&#x017F;&#x017F;ers fertig waren,<lb/>
gingen &#x017F;ie an das Anziehen der Schuhe und Strümpfe.<lb/>
Als &#x017F;ie auch die&#x017F;es Ge&#x017F;chäft beendigt hatten, nahm<lb/>
der Pfarrer wieder von mir Ab&#x017F;chied, dankte mir noch<lb/>
einmal, daß ich hieher gekommen &#x017F;ei, und begab &#x017F;ich<lb/>
mit den Kindern auf den Weg in das Kar.</p><lb/>
        <p>Ich rief den Kindern zu, &#x017F;ie &#x017F;ollten recht fleißig<lb/>
&#x017F;ein, &#x017F;ie riefen zurük: &#x201E;ja, ja,&#x201C; und gingen mit dem<lb/>
Pfarrer davon.</p><lb/>
        <p>Ich &#x017F;ah die Ge&#x017F;talt des Pfarrers unter dem Kin¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0143] ſtellen, daß ſie eher troken würden, und ſollen dann in die Schule gehen, und dort ſehr ſittſam ſein. „Ja das werden wir thun,“ ſagten ſie. Sie folgten der Weiſung auch ſogleich, ſie dukten oder kauerten ſich nieder, ſie wanden die Rökchen aus, ſie drükten das Waſſer aus den Füſſen der Höschen, oder ſie drängten und ſtreiften es aus Falten und Läppchen, und ich ſah, daß ſie darin eine große Geſchiklichkeit hatten. Auch war die Sache nicht ſo bedeutend; denn ſie hatten alle entweder ungebleichte oder roth- oder blaugeſtreifte leinene Kleidchen an, die bald troken werden würden, und denen man dann kaum anſehen würde, daß ſie naß geweſen ſeien; und in Hinſicht der Geſundheit, dachte ich, würde der jugend¬ liche Körper leicht die Feuchtigkeit überwinden. Da ſie mit dem Auspreſſen des Waſſers fertig waren, gingen ſie an das Anziehen der Schuhe und Strümpfe. Als ſie auch dieſes Geſchäft beendigt hatten, nahm der Pfarrer wieder von mir Abſchied, dankte mir noch einmal, daß ich hieher gekommen ſei, und begab ſich mit den Kindern auf den Weg in das Kar. Ich rief den Kindern zu, ſie ſollten recht fleißig ſein, ſie riefen zurük: „ja, ja,“ und gingen mit dem Pfarrer davon. Ich ſah die Geſtalt des Pfarrers unter dem Kin¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/143
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/143>, abgerufen am 21.11.2024.