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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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war; er zeigte ihm die Steine, auf die es treten, er
zeigte ihm die Dornen und spizigen Hölzer, die es
vermeiden sollte, er führte es an schmalen Stellen,
und wenn große Felsen oder Dikichte und Sümpfe
kamen, so wichen sie seitwärts aus, und lenkten dann
klug immer wieder der Richtung des Baches zu. So
gingen sie immer fort. Wenn sie müde waren, sezten
sie sich nieder, und rasteten, wenn sie ausgerastet hat¬
ten gingen sie weiter. Am Mittage machte er ein
Feuer, und sie brieten Kartoffeln, und rösteten sich
ihre Getreideähren. Das Wasser suchte er in einer
Quelle oder in einem kalten Bächlein, die winzig
über weißen Sand aus der schwarzen Walderde oder
aus Gebüsch und Steinen hervorrannen. Wenn sie
Stellen trafen wo Beeren und Nüsse sind, so sam¬
melten sie diese. Bei der Nacht machte er ein Feuer,
machte dem Mädchen ein Lager, und bettete sich sel¬
ber wie er sich in den ersten Tagen im Walde gebettet
hatte. So wanderten sie weiter. Sie gingen an vielen
Bäumen vorüber, an der Tanne mit dem herab¬
hängenden Bartmoose, an der zerrissenen Fichte, an
dem langarmigen Ahorne, an dem weißgeflekten
Buchenstamme mit den lichtgrünen Blättern, sie
gingen an Blumen Gewächsen und Steinen vorüber,
sie gingen unter dem Singen der Vögel dahin, sie

war; er zeigte ihm die Steine, auf die es treten, er
zeigte ihm die Dornen und ſpizigen Hölzer, die es
vermeiden ſollte, er führte es an ſchmalen Stellen,
und wenn große Felſen oder Dikichte und Sümpfe
kamen, ſo wichen ſie ſeitwärts aus, und lenkten dann
klug immer wieder der Richtung des Baches zu. So
gingen ſie immer fort. Wenn ſie müde waren, ſezten
ſie ſich nieder, und raſteten, wenn ſie ausgeraſtet hat¬
ten gingen ſie weiter. Am Mittage machte er ein
Feuer, und ſie brieten Kartoffeln, und röſteten ſich
ihre Getreideähren. Das Waſſer ſuchte er in einer
Quelle oder in einem kalten Bächlein, die winzig
über weißen Sand aus der ſchwarzen Walderde oder
aus Gebüſch und Steinen hervorrannen. Wenn ſie
Stellen trafen wo Beeren und Nüſſe ſind, ſo ſam¬
melten ſie dieſe. Bei der Nacht machte er ein Feuer,
machte dem Mädchen ein Lager, und bettete ſich ſel¬
ber wie er ſich in den erſten Tagen im Walde gebettet
hatte. So wanderten ſie weiter. Sie gingen an vielen
Bäumen vorüber, an der Tanne mit dem herab¬
hängenden Bartmooſe, an der zerriſſenen Fichte, an
dem langarmigen Ahorne, an dem weißgeflekten
Buchenſtamme mit den lichtgrünen Blättern, ſie
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[71/0084] war; er zeigte ihm die Steine, auf die es treten, er zeigte ihm die Dornen und ſpizigen Hölzer, die es vermeiden ſollte, er führte es an ſchmalen Stellen, und wenn große Felſen oder Dikichte und Sümpfe kamen, ſo wichen ſie ſeitwärts aus, und lenkten dann klug immer wieder der Richtung des Baches zu. So gingen ſie immer fort. Wenn ſie müde waren, ſezten ſie ſich nieder, und raſteten, wenn ſie ausgeraſtet hat¬ ten gingen ſie weiter. Am Mittage machte er ein Feuer, und ſie brieten Kartoffeln, und röſteten ſich ihre Getreideähren. Das Waſſer ſuchte er in einer Quelle oder in einem kalten Bächlein, die winzig über weißen Sand aus der ſchwarzen Walderde oder aus Gebüſch und Steinen hervorrannen. Wenn ſie Stellen trafen wo Beeren und Nüſſe ſind, ſo ſam¬ melten ſie dieſe. Bei der Nacht machte er ein Feuer, machte dem Mädchen ein Lager, und bettete ſich ſel¬ ber wie er ſich in den erſten Tagen im Walde gebettet hatte. So wanderten ſie weiter. Sie gingen an vielen Bäumen vorüber, an der Tanne mit dem herab¬ hängenden Bartmooſe, an der zerriſſenen Fichte, an dem langarmigen Ahorne, an dem weißgeflekten Buchenſtamme mit den lichtgrünen Blättern, ſie gingen an Blumen Gewächſen und Steinen vorüber, ſie gingen unter dem Singen der Vögel dahin, ſie

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/84>, abgerufen am 28.11.2024.