gingen an hüpfenden Eichhörnchen vorüber oder an einem weidenden Reh. Der Bach ging um Hügel herum, oder er ging in gerader Richtung, oder er wand sich um die Stämme der Bäume. Er wurde immer größer, unzählige Seitenbächlein kamen aus den Thälern heraus, und zogen mit ihm, von dem Laube der Bäume und von den Gräsern tropften ihm Tropfen zu, und zogen mit ihm. Er rauschte über die Kiesel, und erzählte gleichsam den Kindern. Nach und nach kamen andere Bäume, an denen der Knabe recht gut erkannte, daß sie nach auswärts gelangten; die Zakentanne, die Fichte mit dem rauhen Stamme, die Ahorne mit den großen Ästen und die knollige Buche hörten auf, die Bäume waren kleiner frischer reiner und zierlicher. An dem Wasser standen Erlenge¬ büsche, mehrere Weiden standen da, der wilde Apfel¬ baum zeigte seine Früchte, und der Waldkirschenbaum gab ihnen seine kleinen schwarzen süssen Kirschen. Nach und nach kamen Wiesen, es kamen Hutweiden, die Bäume lichteten sich, es standen nur mehr Gruppen, und mit einem Male, da der Bach schon als ein breites ruhiges Wasser ging, sahen sie die Felder und Wohnungen der Menschen. Die Kinder jubelten, und gingen zu einem Hause. Sie waren nicht in die Hei¬ math des Knaben hinaus gekommen, sie wußten
gingen an hüpfenden Eichhörnchen vorüber oder an einem weidenden Reh. Der Bach ging um Hügel herum, oder er ging in gerader Richtung, oder er wand ſich um die Stämme der Bäume. Er wurde immer größer, unzählige Seitenbächlein kamen aus den Thälern heraus, und zogen mit ihm, von dem Laube der Bäume und von den Gräſern tropften ihm Tropfen zu, und zogen mit ihm. Er rauſchte über die Kieſel, und erzählte gleichſam den Kindern. Nach und nach kamen andere Bäume, an denen der Knabe recht gut erkannte, daß ſie nach auswärts gelangten; die Zakentanne, die Fichte mit dem rauhen Stamme, die Ahorne mit den großen Äſten und die knollige Buche hörten auf, die Bäume waren kleiner friſcher reiner und zierlicher. An dem Waſſer ſtanden Erlenge¬ büſche, mehrere Weiden ſtanden da, der wilde Apfel¬ baum zeigte ſeine Früchte, und der Waldkirſchenbaum gab ihnen ſeine kleinen ſchwarzen ſüſſen Kirſchen. Nach und nach kamen Wieſen, es kamen Hutweiden, die Bäume lichteten ſich, es ſtanden nur mehr Gruppen, und mit einem Male, da der Bach ſchon als ein breites ruhiges Waſſer ging, ſahen ſie die Felder und Wohnungen der Menſchen. Die Kinder jubelten, und gingen zu einem Hauſe. Sie waren nicht in die Hei¬ math des Knaben hinaus gekommen, ſie wußten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0085"n="72"/>
gingen an hüpfenden Eichhörnchen vorüber oder an<lb/>
einem weidenden Reh. Der Bach ging um Hügel<lb/>
herum, oder er ging in gerader Richtung, oder er<lb/>
wand ſich um die Stämme der Bäume. Er wurde<lb/>
immer größer, unzählige Seitenbächlein kamen aus<lb/>
den Thälern heraus, und zogen mit ihm, von dem<lb/>
Laube der Bäume und von den Gräſern tropften ihm<lb/>
Tropfen zu, und zogen mit ihm. Er rauſchte über<lb/>
die Kieſel, und erzählte gleichſam den Kindern. Nach<lb/>
und nach kamen andere Bäume, an denen der Knabe<lb/>
recht gut erkannte, daß ſie nach auswärts gelangten;<lb/>
die Zakentanne, die Fichte mit dem rauhen Stamme,<lb/>
die Ahorne mit den großen Äſten und die knollige<lb/>
Buche hörten auf, die Bäume waren kleiner friſcher<lb/>
reiner und zierlicher. An dem Waſſer ſtanden Erlenge¬<lb/>
büſche, mehrere Weiden ſtanden da, der wilde Apfel¬<lb/>
baum zeigte ſeine Früchte, und der Waldkirſchenbaum<lb/>
gab ihnen ſeine kleinen ſchwarzen ſüſſen Kirſchen. Nach<lb/>
und nach kamen Wieſen, es kamen Hutweiden, die<lb/>
Bäume lichteten ſich, es ſtanden nur mehr Gruppen,<lb/>
und mit einem Male, da der Bach ſchon als ein<lb/>
breites ruhiges Waſſer ging, ſahen ſie die Felder und<lb/>
Wohnungen der Menſchen. Die Kinder jubelten, und<lb/>
gingen zu einem Hauſe. Sie waren nicht in die Hei¬<lb/>
math des Knaben hinaus gekommen, ſie wußten<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[72/0085]
gingen an hüpfenden Eichhörnchen vorüber oder an
einem weidenden Reh. Der Bach ging um Hügel
herum, oder er ging in gerader Richtung, oder er
wand ſich um die Stämme der Bäume. Er wurde
immer größer, unzählige Seitenbächlein kamen aus
den Thälern heraus, und zogen mit ihm, von dem
Laube der Bäume und von den Gräſern tropften ihm
Tropfen zu, und zogen mit ihm. Er rauſchte über
die Kieſel, und erzählte gleichſam den Kindern. Nach
und nach kamen andere Bäume, an denen der Knabe
recht gut erkannte, daß ſie nach auswärts gelangten;
die Zakentanne, die Fichte mit dem rauhen Stamme,
die Ahorne mit den großen Äſten und die knollige
Buche hörten auf, die Bäume waren kleiner friſcher
reiner und zierlicher. An dem Waſſer ſtanden Erlenge¬
büſche, mehrere Weiden ſtanden da, der wilde Apfel¬
baum zeigte ſeine Früchte, und der Waldkirſchenbaum
gab ihnen ſeine kleinen ſchwarzen ſüſſen Kirſchen. Nach
und nach kamen Wieſen, es kamen Hutweiden, die
Bäume lichteten ſich, es ſtanden nur mehr Gruppen,
und mit einem Male, da der Bach ſchon als ein
breites ruhiges Waſſer ging, ſahen ſie die Felder und
Wohnungen der Menſchen. Die Kinder jubelten, und
gingen zu einem Hauſe. Sie waren nicht in die Hei¬
math des Knaben hinaus gekommen, ſie wußten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/85>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.