braunen Mädchens, die es mit den Reisigbündeln gezeigt hatte, sie lief gegen die Haselstaude, riß die Kinder hervor, bedeutete ihnen zu folgen, das fremde Mädchen lief voran, die Großmutter eilte mit den Kindern hinterher, sie kamen zu den Bündeln, das Mädchen zeigte, daß man hinein kriechen sollte, Si¬ gismund wurde zuerst hinein gethan, dann folgte Clementia, dann folgten Emma und die Großmutter neben einander, und am äußersten Rande schmiegte sich das braune Mädchen an, und hielt die blonden Loken Emmas in der Hand.
Die Kinder hatten kaum Zeit gehabt, sich unter die Bündel zu legen, und eben wollten sie lauschen, was geschehen würde, als sie in den Haselstauden einen Schall vernahmen, als würde ein Stein durch das Laub geworfen. Sie hörten später das noch ein¬ mal, dann nichts mehr. Endlich sahen sie wie ein weißes blinkendes Geschoß einen Hagelkern vor ihrem Bündelhause auf das Gras nieder fallen, sie sahen ihn hoch empor springen, und wieder niederfallen, und weiter kollern. Dasselbe geschah in der Nähe mit einem zweiten. Im Augenblike kam auch der Sturm, er faßte die Büsche, daß sie rauschten, ließ einen Athemzug lang nach, daß alles todtenstill stand, dann faßte er die Büsche neuerdings, legte sie um, daß das
braunen Mädchens, die es mit den Reiſigbündeln gezeigt hatte, ſie lief gegen die Haſelſtaude, riß die Kinder hervor, bedeutete ihnen zu folgen, das fremde Mädchen lief voran, die Großmutter eilte mit den Kindern hinterher, ſie kamen zu den Bündeln, das Mädchen zeigte, daß man hinein kriechen ſollte, Si¬ gismund wurde zuerſt hinein gethan, dann folgte Clementia, dann folgten Emma und die Großmutter neben einander, und am äußerſten Rande ſchmiegte ſich das braune Mädchen an, und hielt die blonden Loken Emmas in der Hand.
Die Kinder hatten kaum Zeit gehabt, ſich unter die Bündel zu legen, und eben wollten ſie lauſchen, was geſchehen würde, als ſie in den Haſelſtauden einen Schall vernahmen, als würde ein Stein durch das Laub geworfen. Sie hörten ſpäter das noch ein¬ mal, dann nichts mehr. Endlich ſahen ſie wie ein weißes blinkendes Geſchoß einen Hagelkern vor ihrem Bündelhauſe auf das Gras nieder fallen, ſie ſahen ihn hoch empor ſpringen, und wieder niederfallen, und weiter kollern. Dasſelbe geſchah in der Nähe mit einem zweiten. Im Augenblike kam auch der Sturm, er faßte die Büſche, daß ſie rauſchten, ließ einen Athemzug lang nach, daß alles todtenſtill ſtand, dann faßte er die Büſche neuerdings, legte ſie um, daß das
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0139"n="128"/>
braunen Mädchens, die es mit den Reiſigbündeln<lb/>
gezeigt hatte, ſie lief gegen die Haſelſtaude, riß die<lb/>
Kinder hervor, bedeutete ihnen zu folgen, das fremde<lb/>
Mädchen lief voran, die Großmutter eilte mit den<lb/>
Kindern hinterher, ſie kamen zu den Bündeln, das<lb/>
Mädchen zeigte, daß man hinein kriechen ſollte, Si¬<lb/>
gismund wurde zuerſt hinein gethan, dann folgte<lb/>
Clementia, dann folgten Emma und die Großmutter<lb/>
neben einander, und am äußerſten Rande ſchmiegte<lb/>ſich das braune Mädchen an, und hielt die blonden<lb/>
Loken Emmas in der Hand.</p><lb/><p>Die Kinder hatten kaum Zeit gehabt, ſich unter<lb/>
die Bündel zu legen, und eben wollten ſie lauſchen,<lb/>
was geſchehen würde, als ſie in den Haſelſtauden<lb/>
einen Schall vernahmen, als würde ein Stein durch<lb/>
das Laub geworfen. Sie hörten ſpäter das noch ein¬<lb/>
mal, dann nichts mehr. Endlich ſahen ſie wie ein<lb/>
weißes blinkendes Geſchoß einen Hagelkern vor ihrem<lb/>
Bündelhauſe auf das Gras nieder fallen, ſie ſahen<lb/>
ihn hoch empor ſpringen, und wieder niederfallen,<lb/>
und weiter kollern. Dasſelbe geſchah in der Nähe mit<lb/>
einem zweiten. Im Augenblike kam auch der Sturm,<lb/>
er faßte die Büſche, daß ſie rauſchten, ließ einen<lb/>
Athemzug lang nach, daß alles todtenſtill ſtand, dann<lb/>
faßte er die Büſche neuerdings, legte ſie um, daß das<lb/></p></div></body></text></TEI>
[128/0139]
braunen Mädchens, die es mit den Reiſigbündeln
gezeigt hatte, ſie lief gegen die Haſelſtaude, riß die
Kinder hervor, bedeutete ihnen zu folgen, das fremde
Mädchen lief voran, die Großmutter eilte mit den
Kindern hinterher, ſie kamen zu den Bündeln, das
Mädchen zeigte, daß man hinein kriechen ſollte, Si¬
gismund wurde zuerſt hinein gethan, dann folgte
Clementia, dann folgten Emma und die Großmutter
neben einander, und am äußerſten Rande ſchmiegte
ſich das braune Mädchen an, und hielt die blonden
Loken Emmas in der Hand.
Die Kinder hatten kaum Zeit gehabt, ſich unter
die Bündel zu legen, und eben wollten ſie lauſchen,
was geſchehen würde, als ſie in den Haſelſtauden
einen Schall vernahmen, als würde ein Stein durch
das Laub geworfen. Sie hörten ſpäter das noch ein¬
mal, dann nichts mehr. Endlich ſahen ſie wie ein
weißes blinkendes Geſchoß einen Hagelkern vor ihrem
Bündelhauſe auf das Gras nieder fallen, ſie ſahen
ihn hoch empor ſpringen, und wieder niederfallen,
und weiter kollern. Dasſelbe geſchah in der Nähe mit
einem zweiten. Im Augenblike kam auch der Sturm,
er faßte die Büſche, daß ſie rauſchten, ließ einen
Athemzug lang nach, daß alles todtenſtill ſtand, dann
faßte er die Büſche neuerdings, legte ſie um, daß das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/139>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.