Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.Weiße der Blätter sichtbar wurde, und jagte den Und auf den ganzen Berg und auf die Thäler fiel Was die Kinder fühlten, weiß man nicht, sie Stifter, Jugendschriften. II. 9
Weiße der Blätter ſichtbar wurde, und jagte den Und auf den ganzen Berg und auf die Thäler fiel Was die Kinder fühlten, weiß man nicht, ſie Stifter, Jugendſchriften. II. 9
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0140" n="129"/> Weiße der Blätter ſichtbar wurde, und jagte den<lb/> Hagel auf ſie nieder, daß es wie weiße herabſauſende<lb/> Blize war. Es ſchlug auf das Laub, es ſchlug gegen<lb/> das Holz, es ſchlug gegen die Erde, die Körner<lb/> ſchlugen gegen einander, daß ein Gebrülle wurde,<lb/> daß man die Blize ſah, welche den Nußberg entflamm¬<lb/> ten, aber keinen Donner zu hören vermochte. Das<lb/> Laub wurde herab geſchlagen, die Zweige wurden<lb/> herab geſchlagen, die Äſte wurden abgebrochen, der<lb/> Raſen wurde gefurcht, als wären eiſerne Eggenzähne<lb/> über ihn gegangen. Die Hagelkörner waren ſo groß,<lb/> daß ſie einen erwachſenen Menſchen hätten tödten<lb/> können. Sie zerſchlugen auch die Haſeln, die hinter<lb/> den Bündeln waren, daß man ihren Schlag auf die<lb/> Bündel vernahm.</p><lb/> <p>Und auf den ganzen Berg und auf die Thäler fiel<lb/> es ſo nieder. Was Widerſtand leiſtete, wurde zer¬<lb/> malmt, was feſt war, wurde zerſchmettert, was Leben<lb/> hatte, wurde getödtet. Nur weiche Dinge widerſtan¬<lb/> den, wie die durch die Schloſſen zerſtampfte Erde und<lb/> die Reiſigbündel. Wie weiße Pfeile fuhr das Eis in<lb/> der finſtern Luft gegen die ſchwarze Erde, daß man<lb/> ihre Dinge nicht mehr erkennen konnte.</p><lb/> <p>Was die Kinder fühlten, weiß man nicht, ſie<lb/> wußten es ſelber nicht. Sie lagen enge an einander<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Stifter, Jugendſchriften. II. 9<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [129/0140]
Weiße der Blätter ſichtbar wurde, und jagte den
Hagel auf ſie nieder, daß es wie weiße herabſauſende
Blize war. Es ſchlug auf das Laub, es ſchlug gegen
das Holz, es ſchlug gegen die Erde, die Körner
ſchlugen gegen einander, daß ein Gebrülle wurde,
daß man die Blize ſah, welche den Nußberg entflamm¬
ten, aber keinen Donner zu hören vermochte. Das
Laub wurde herab geſchlagen, die Zweige wurden
herab geſchlagen, die Äſte wurden abgebrochen, der
Raſen wurde gefurcht, als wären eiſerne Eggenzähne
über ihn gegangen. Die Hagelkörner waren ſo groß,
daß ſie einen erwachſenen Menſchen hätten tödten
können. Sie zerſchlugen auch die Haſeln, die hinter
den Bündeln waren, daß man ihren Schlag auf die
Bündel vernahm.
Und auf den ganzen Berg und auf die Thäler fiel
es ſo nieder. Was Widerſtand leiſtete, wurde zer¬
malmt, was feſt war, wurde zerſchmettert, was Leben
hatte, wurde getödtet. Nur weiche Dinge widerſtan¬
den, wie die durch die Schloſſen zerſtampfte Erde und
die Reiſigbündel. Wie weiße Pfeile fuhr das Eis in
der finſtern Luft gegen die ſchwarze Erde, daß man
ihre Dinge nicht mehr erkennen konnte.
Was die Kinder fühlten, weiß man nicht, ſie
wußten es ſelber nicht. Sie lagen enge an einander
Stifter, Jugendſchriften. II. 9
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |