Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

heit voraus war, und sie es nachahmten, besonders
Sigismund, so lernte es von ihnen wieder andere
Dinge, wenn sie in den Zimmern beschäftigt waren,
oder wenn sie sich bei der Mutter befanden, oder wenn
sie bei der Großmutter waren, oder mit ihr in der
Gegend herum gingen.

So verflossen mehrere Jahre. Das braune
Mädchen gewöhnte sich immer mehr an das
Haus, es blieb immer da, und ging schier gar
nicht mehr fort. Es lernte allerlei Arbeiten, wie
sie die andern Mädchen machten, und verrichtete solche
Dinge, wie sie.

In die Stadt mit zu gehen, konnte es nicht be¬
wogen werden. Es blieb im Winter immer bei der
Großmutter.

Endlich brachte man es auch dahin, daß es weib¬
liche Kleider trug. Die Mutter hatte die Stoffe dazu
gekauft, diese wurden zu Kleidern verarbeitet, und mit
Bändern nach dem Gebrauche verziert.

Da es weibliche Kleider trug, war es scheuer,
und machte kürzere Schritte.

Nach und nach wuchsen die Kinder heran, daß sie
so groß wie die Eltern waren. Es waren nun drei
Schwarzköpfchen. Da die Mutter ihre dunkeln Haare
noch immer schön und glänzend bewahrt hatte, war

heit voraus war, und ſie es nachahmten, beſonders
Sigismund, ſo lernte es von ihnen wieder andere
Dinge, wenn ſie in den Zimmern beſchäftigt waren,
oder wenn ſie ſich bei der Mutter befanden, oder wenn
ſie bei der Großmutter waren, oder mit ihr in der
Gegend herum gingen.

So verfloſſen mehrere Jahre. Das braune
Mädchen gewöhnte ſich immer mehr an das
Haus, es blieb immer da, und ging ſchier gar
nicht mehr fort. Es lernte allerlei Arbeiten, wie
ſie die andern Mädchen machten, und verrichtete ſolche
Dinge, wie ſie.

In die Stadt mit zu gehen, konnte es nicht be¬
wogen werden. Es blieb im Winter immer bei der
Großmutter.

Endlich brachte man es auch dahin, daß es weib¬
liche Kleider trug. Die Mutter hatte die Stoffe dazu
gekauft, dieſe wurden zu Kleidern verarbeitet, und mit
Bändern nach dem Gebrauche verziert.

Da es weibliche Kleider trug, war es ſcheuer,
und machte kürzere Schritte.

Nach und nach wuchſen die Kinder heran, daß ſie
ſo groß wie die Eltern waren. Es waren nun drei
Schwarzköpfchen. Da die Mutter ihre dunkeln Haare
noch immer ſchön und glänzend bewahrt hatte, war

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0215" n="204"/>
heit voraus war, und &#x017F;ie es nachahmten, be&#x017F;onders<lb/>
Sigismund, &#x017F;o lernte es von ihnen wieder andere<lb/>
Dinge, wenn &#x017F;ie in den Zimmern be&#x017F;chäftigt waren,<lb/>
oder wenn &#x017F;ie &#x017F;ich bei der Mutter befanden, oder wenn<lb/>
&#x017F;ie bei der Großmutter waren, oder mit ihr in der<lb/>
Gegend herum gingen.</p><lb/>
        <p>So verflo&#x017F;&#x017F;en mehrere Jahre. Das braune<lb/>
Mädchen gewöhnte &#x017F;ich immer mehr an das<lb/>
Haus, es blieb immer da, und ging &#x017F;chier gar<lb/>
nicht mehr fort. Es lernte allerlei Arbeiten, wie<lb/>
&#x017F;ie die andern Mädchen machten, und verrichtete &#x017F;olche<lb/>
Dinge, wie &#x017F;ie.</p><lb/>
        <p>In die Stadt mit zu gehen, konnte es nicht be¬<lb/>
wogen werden. Es blieb im Winter immer bei der<lb/>
Großmutter.</p><lb/>
        <p>Endlich brachte man es auch dahin, daß es weib¬<lb/>
liche Kleider trug. Die Mutter hatte die Stoffe dazu<lb/>
gekauft, die&#x017F;e wurden zu Kleidern verarbeitet, und mit<lb/>
Bändern nach dem Gebrauche verziert.</p><lb/>
        <p>Da es weibliche Kleider trug, war es &#x017F;cheuer,<lb/>
und machte kürzere Schritte.</p><lb/>
        <p>Nach und nach wuch&#x017F;en die Kinder heran, daß &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;o groß wie die Eltern waren. Es waren nun drei<lb/>
Schwarzköpfchen. Da die Mutter ihre dunkeln Haare<lb/>
noch immer &#x017F;chön und glänzend bewahrt hatte, war<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0215] heit voraus war, und ſie es nachahmten, beſonders Sigismund, ſo lernte es von ihnen wieder andere Dinge, wenn ſie in den Zimmern beſchäftigt waren, oder wenn ſie ſich bei der Mutter befanden, oder wenn ſie bei der Großmutter waren, oder mit ihr in der Gegend herum gingen. So verfloſſen mehrere Jahre. Das braune Mädchen gewöhnte ſich immer mehr an das Haus, es blieb immer da, und ging ſchier gar nicht mehr fort. Es lernte allerlei Arbeiten, wie ſie die andern Mädchen machten, und verrichtete ſolche Dinge, wie ſie. In die Stadt mit zu gehen, konnte es nicht be¬ wogen werden. Es blieb im Winter immer bei der Großmutter. Endlich brachte man es auch dahin, daß es weib¬ liche Kleider trug. Die Mutter hatte die Stoffe dazu gekauft, dieſe wurden zu Kleidern verarbeitet, und mit Bändern nach dem Gebrauche verziert. Da es weibliche Kleider trug, war es ſcheuer, und machte kürzere Schritte. Nach und nach wuchſen die Kinder heran, daß ſie ſo groß wie die Eltern waren. Es waren nun drei Schwarzköpfchen. Da die Mutter ihre dunkeln Haare noch immer ſchön und glänzend bewahrt hatte, war

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/215
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/215>, abgerufen am 17.05.2024.