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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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brannten, und wenige kamen auf einsamen Pfaden
nur durch, um draußen zu sagen, was ihnen begeg¬
net sei, oder um auf ihren Irrwegen von den Land¬
leuten gefangen und erschlagen zu werden."

Da es nach dieser Erzählung eine Weile still war,
sagte er: "So sollten wir es auch machen, wir haben
zwar keine Berge und keine engen Thäler, in denen
wir auf sie warten könnten, wie die Tiroler; aber
wir sollten uns zusammen thun wie sie, wir sollten
Waffen tragen, uns üben, uns verabreden, Kundschaft
einziehen, und wenn wir erfahren, daß ein Trupp,
dem wir gewachsen sind, durch einen Wald oder Busch
oder Hohlweg zieht, sollten wir ihm auflauern, und
alle, die er enthält, erschießen. In den obern Ländern
sind in ein Seitendorf, ich weiß nur seinen Namen
nicht zu nennen, ich habe mir die Sache erzählen
lassen, zwölf französische Reiter gekommen, um zu
plündern. Die Bauern verstanden aber die Sache
schlecht, und überfielen sie, da sie in einem einsamen
Wirthshause zechten, und schlugen sie bei einem ein¬
zigen todt. Die Pferde, welche im Hofe angebunden
waren, trieben sie weit nach Ungarn, und verkauften
sie, die Sättel die Kleider die weißen Mäntel und die
Waffen verbrannten sie im Feuer. So mögen manche
Feinde von ihrer Hauptabtheilung weg gekommen,

brannten, und wenige kamen auf einſamen Pfaden
nur durch, um draußen zu ſagen, was ihnen begeg¬
net ſei, oder um auf ihren Irrwegen von den Land¬
leuten gefangen und erſchlagen zu werden.“

Da es nach dieſer Erzählung eine Weile ſtill war,
ſagte er: „So ſollten wir es auch machen, wir haben
zwar keine Berge und keine engen Thäler, in denen
wir auf ſie warten könnten, wie die Tiroler; aber
wir ſollten uns zuſammen thun wie ſie, wir ſollten
Waffen tragen, uns üben, uns verabreden, Kundſchaft
einziehen, und wenn wir erfahren, daß ein Trupp,
dem wir gewachſen ſind, durch einen Wald oder Buſch
oder Hohlweg zieht, ſollten wir ihm auflauern, und
alle, die er enthält, erſchießen. In den obern Ländern
ſind in ein Seitendorf, ich weiß nur ſeinen Namen
nicht zu nennen, ich habe mir die Sache erzählen
laſſen, zwölf franzöſiſche Reiter gekommen, um zu
plündern. Die Bauern verſtanden aber die Sache
ſchlecht, und überfielen ſie, da ſie in einem einſamen
Wirthshauſe zechten, und ſchlugen ſie bei einem ein¬
zigen todt. Die Pferde, welche im Hofe angebunden
waren, trieben ſie weit nach Ungarn, und verkauften
ſie, die Sättel die Kleider die weißen Mäntel und die
Waffen verbrannten ſie im Feuer. So mögen manche
Feinde von ihrer Hauptabtheilung weg gekommen,

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[237/0248] brannten, und wenige kamen auf einſamen Pfaden nur durch, um draußen zu ſagen, was ihnen begeg¬ net ſei, oder um auf ihren Irrwegen von den Land¬ leuten gefangen und erſchlagen zu werden.“ Da es nach dieſer Erzählung eine Weile ſtill war, ſagte er: „So ſollten wir es auch machen, wir haben zwar keine Berge und keine engen Thäler, in denen wir auf ſie warten könnten, wie die Tiroler; aber wir ſollten uns zuſammen thun wie ſie, wir ſollten Waffen tragen, uns üben, uns verabreden, Kundſchaft einziehen, und wenn wir erfahren, daß ein Trupp, dem wir gewachſen ſind, durch einen Wald oder Buſch oder Hohlweg zieht, ſollten wir ihm auflauern, und alle, die er enthält, erſchießen. In den obern Ländern ſind in ein Seitendorf, ich weiß nur ſeinen Namen nicht zu nennen, ich habe mir die Sache erzählen laſſen, zwölf franzöſiſche Reiter gekommen, um zu plündern. Die Bauern verſtanden aber die Sache ſchlecht, und überfielen ſie, da ſie in einem einſamen Wirthshauſe zechten, und ſchlugen ſie bei einem ein¬ zigen todt. Die Pferde, welche im Hofe angebunden waren, trieben ſie weit nach Ungarn, und verkauften ſie, die Sättel die Kleider die weißen Mäntel und die Waffen verbrannten ſie im Feuer. So mögen manche Feinde von ihrer Hauptabtheilung weg gekommen,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/248>, abgerufen am 22.11.2024.