Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.Während er so sprach, hörten die Dienstleute zu, In diesem Augenblike regte sich ein leises Geräusch Alle schauten auf ihn. "Ich habe Licht durch diese Fenster scheinen ge¬ "Und welche?" fragten der Verwalter und der "Sie werden mir gefälligst auf die Spize des Während er ſo ſprach, hörten die Dienſtleute zu, In dieſem Augenblike regte ſich ein leiſes Geräuſch Alle ſchauten auf ihn. „Ich habe Licht durch dieſe Fenſter ſcheinen ge¬ „Und welche?“ fragten der Verwalter und der „Sie werden mir gefälligſt auf die Spize des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0250" n="239"/> <p>Während er ſo ſprach, hörten die Dienſtleute zu,<lb/> die Mägde hatten das Spinnrad ſtill ſtehen laſſen,<lb/> die Knechte, die da waren, ſahen ihn an, und der<lb/> Verwalter und der Lehrer blikten vor ſich. Es war<lb/> mittlerweile ſo finſter geworden, daß es ſchien, als<lb/> wären die Fenſter des Gemaches nur ſchwarze Tafeln,<lb/> von draußen hörte man nicht das Geringſte herein,<lb/> und nur die Uhr pikte eintönig an der Wand. Die<lb/> zwei jüngſten Kinder ſchliefen feſt, Alfred kauerte<lb/> neben der Mutter und fürchtete ſich, Lulu ſtand neben<lb/> ihm, und half fürchten.</p><lb/> <p>In dieſem Augenblike regte ſich ein leiſes Geräuſch<lb/> an der Klinke der Thür, die Thür öffnete ſich, und<lb/> es trat ein Mann herein, der einen glänzenden Helm<lb/> auf hatte, und in einen langen weißen Mantel ge¬<lb/> wikelt war.</p><lb/> <p>Alle ſchauten auf ihn.</p><lb/> <p>„Ich habe Licht durch dieſe Fenſter ſcheinen ge¬<lb/> ſehen,“ ſagte er in guter deutſcher Sprache, „und bin<lb/> herein gekommen, eine Bitte vorzubringen.“</p><lb/> <p>„Und welche?“ fragten der Verwalter und der<lb/> Schloßherr zugleich.</p><lb/> <p>„Sie werden mir gefälligſt auf die Spize des<lb/> diken Thurmes folgen,“ ſagte der Fremde, indem er<lb/> auf den Verwalter zeigte.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [239/0250]
Während er ſo ſprach, hörten die Dienſtleute zu,
die Mägde hatten das Spinnrad ſtill ſtehen laſſen,
die Knechte, die da waren, ſahen ihn an, und der
Verwalter und der Lehrer blikten vor ſich. Es war
mittlerweile ſo finſter geworden, daß es ſchien, als
wären die Fenſter des Gemaches nur ſchwarze Tafeln,
von draußen hörte man nicht das Geringſte herein,
und nur die Uhr pikte eintönig an der Wand. Die
zwei jüngſten Kinder ſchliefen feſt, Alfred kauerte
neben der Mutter und fürchtete ſich, Lulu ſtand neben
ihm, und half fürchten.
In dieſem Augenblike regte ſich ein leiſes Geräuſch
an der Klinke der Thür, die Thür öffnete ſich, und
es trat ein Mann herein, der einen glänzenden Helm
auf hatte, und in einen langen weißen Mantel ge¬
wikelt war.
Alle ſchauten auf ihn.
„Ich habe Licht durch dieſe Fenſter ſcheinen ge¬
ſehen,“ ſagte er in guter deutſcher Sprache, „und bin
herein gekommen, eine Bitte vorzubringen.“
„Und welche?“ fragten der Verwalter und der
Schloßherr zugleich.
„Sie werden mir gefälligſt auf die Spize des
diken Thurmes folgen,“ ſagte der Fremde, indem er
auf den Verwalter zeigte.
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