Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

Er hatte hiebei den einen Arm erhoben, den
Mantel gelüftet, und man sah, daß er in der Hand
des anderen Armes eine doppelläufige Pistole habe.

"Wer kann das fodern, ich bin hier der Gebieter,"
rief der Schloßherr.

"So? Sie sind der Gebieter," sagte der fremde
Mann, "Sie gehen auch mit hinauf."

Hiebei griff er mit der freien Hand auf die Pistole,
und spannte beide Hähne, daß man sie knaken hörte.

"Sie werden eine Laterne auf die Treppe mit
nehmen, und vor mir gehen," fuhr er fort, "es wird
keinem ein Haar gekrümmt, so lange alles ruhig aus¬
geführt wird. Wenn ich aber Verrath merke, muß
ich von den Waffen Gebrauch machen, es geschehe
dann, was wolle. Bleibt hier ruhig sizen, ihr andern,
bis sie wieder zurükkehren."

Er war mit dem Rüken gegen den Thürpfosten
stehen geblieben, hatte die Pistole in der Hand, und
sah alle an.

"Es ist nichts, seid nur ruhig, und ihr folgt uns,"
sagte der Verwalter, indem er den Schloßherrn bei
der Hand nahm, "und ihr verlaßt keines das Gemach,
bis wir wieder kommen."

Er langte bei diesen Worten mit der Hand nach
der Laterne, die neben dem Weihbrunnenkessel hing,

Er hatte hiebei den einen Arm erhoben, den
Mantel gelüftet, und man ſah, daß er in der Hand
des anderen Armes eine doppelläufige Piſtole habe.

„Wer kann das fodern, ich bin hier der Gebieter,“
rief der Schloßherr.

„So? Sie ſind der Gebieter,“ ſagte der fremde
Mann, „Sie gehen auch mit hinauf.“

Hiebei griff er mit der freien Hand auf die Piſtole,
und ſpannte beide Hähne, daß man ſie knaken hörte.

„Sie werden eine Laterne auf die Treppe mit
nehmen, und vor mir gehen,“ fuhr er fort, „es wird
keinem ein Haar gekrümmt, ſo lange alles ruhig aus¬
geführt wird. Wenn ich aber Verrath merke, muß
ich von den Waffen Gebrauch machen, es geſchehe
dann, was wolle. Bleibt hier ruhig ſizen, ihr andern,
bis ſie wieder zurükkehren.“

Er war mit dem Rüken gegen den Thürpfoſten
ſtehen geblieben, hatte die Piſtole in der Hand, und
ſah alle an.

„Es iſt nichts, ſeid nur ruhig, und ihr folgt uns,“
ſagte der Verwalter, indem er den Schloßherrn bei
der Hand nahm, „und ihr verlaßt keines das Gemach,
bis wir wieder kommen.“

Er langte bei dieſen Worten mit der Hand nach
der Laterne, die neben dem Weihbrunnenkeſſel hing,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0251" n="240"/>
        <p>Er hatte hiebei den einen Arm erhoben, den<lb/>
Mantel gelüftet, und man &#x017F;ah, daß er in der Hand<lb/>
des anderen Armes eine doppelläufige Pi&#x017F;tole habe.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wer kann das fodern, ich bin hier der Gebieter,&#x201C;<lb/>
rief der Schloßherr.</p><lb/>
        <p>&#x201E;So? Sie &#x017F;ind der Gebieter,&#x201C; &#x017F;agte der fremde<lb/>
Mann, &#x201E;Sie gehen auch mit hinauf.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Hiebei griff er mit der freien Hand auf die Pi&#x017F;tole,<lb/>
und &#x017F;pannte beide Hähne, daß man &#x017F;ie knaken hörte.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sie werden eine Laterne auf die Treppe mit<lb/>
nehmen, und vor mir gehen,&#x201C; fuhr er fort, &#x201E;es wird<lb/>
keinem ein Haar gekrümmt, &#x017F;o lange alles ruhig aus¬<lb/>
geführt wird. Wenn ich aber Verrath merke, muß<lb/>
ich von den Waffen Gebrauch machen, es ge&#x017F;chehe<lb/>
dann, was wolle. Bleibt hier ruhig &#x017F;izen, ihr andern,<lb/>
bis &#x017F;ie wieder zurükkehren.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Er war mit dem Rüken gegen den Thürpfo&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;tehen geblieben, hatte die Pi&#x017F;tole in der Hand, und<lb/>
&#x017F;ah alle an.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Es i&#x017F;t nichts, &#x017F;eid nur ruhig, und ihr folgt uns,&#x201C;<lb/>
&#x017F;agte der Verwalter, indem er den Schloßherrn bei<lb/>
der Hand nahm, &#x201E;und ihr verlaßt keines das Gemach,<lb/>
bis wir wieder kommen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Er langte bei die&#x017F;en Worten mit der Hand nach<lb/>
der Laterne, die neben dem Weihbrunnenke&#x017F;&#x017F;el hing,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0251] Er hatte hiebei den einen Arm erhoben, den Mantel gelüftet, und man ſah, daß er in der Hand des anderen Armes eine doppelläufige Piſtole habe. „Wer kann das fodern, ich bin hier der Gebieter,“ rief der Schloßherr. „So? Sie ſind der Gebieter,“ ſagte der fremde Mann, „Sie gehen auch mit hinauf.“ Hiebei griff er mit der freien Hand auf die Piſtole, und ſpannte beide Hähne, daß man ſie knaken hörte. „Sie werden eine Laterne auf die Treppe mit nehmen, und vor mir gehen,“ fuhr er fort, „es wird keinem ein Haar gekrümmt, ſo lange alles ruhig aus¬ geführt wird. Wenn ich aber Verrath merke, muß ich von den Waffen Gebrauch machen, es geſchehe dann, was wolle. Bleibt hier ruhig ſizen, ihr andern, bis ſie wieder zurükkehren.“ Er war mit dem Rüken gegen den Thürpfoſten ſtehen geblieben, hatte die Piſtole in der Hand, und ſah alle an. „Es iſt nichts, ſeid nur ruhig, und ihr folgt uns,“ ſagte der Verwalter, indem er den Schloßherrn bei der Hand nahm, „und ihr verlaßt keines das Gemach, bis wir wieder kommen.“ Er langte bei dieſen Worten mit der Hand nach der Laterne, die neben dem Weihbrunnenkeſſel hing,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/251
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/251>, abgerufen am 21.11.2024.