Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.ist, selbst wenn er ein Gewerbe treibt, auch Landbe¬ Die kleine Ausnahme, deren oben Erwähnung iſt, ſelbſt wenn er ein Gewerbe treibt, auch Landbe¬ Die kleine Ausnahme, deren oben Erwähnung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032" n="21"/> iſt, ſelbſt wenn er ein Gewerbe treibt, auch Landbe¬<lb/> bauer und zieht hieraus ſeine gute und nachhaltige<lb/> Nahrung. Hinter dieſen Gebäuden iſt endlich der<lb/> Garten, der faſt bei keinem beſſeren Hauſe in Gſchaid<lb/> fehlt, und von dem ſie ihre Gemüſe, ihr Obſt und für<lb/> feſtliche Gelegenheiten ihre Blumen ziehen. Wie oft<lb/> im Gebirge ſo iſt auch in Gſchaid die Bienenzucht<lb/> in dieſen Gärten ſehr verbreitet.</p><lb/> <p>Die kleine Ausnahme, deren oben Erwähnung<lb/> geſchah, und die Nebenbuhlerſchaft der Alleinherrlich¬<lb/> keit des Schuſters iſt ein anderer Schuſter, der alte<lb/> Tobias, der aber eigentlich kein Nebenbuhler iſt, weil<lb/> er nur mehr flikt, hierin viel zu thun hat, und es ſich<lb/> nicht im Entfernteſten beikommen läßt, mit dem vor¬<lb/> nehmen Plazſchuſter in einen Wettſtreit einzugehen,<lb/> insbeſondere, da der Plazſchuſter ihn häufig mit Le¬<lb/> derfleken Sohlenabſchnitten und dergleichen Dingen<lb/> unentgeldlich verſieht. Der alte Tobias ſizt im Sommer<lb/> am Ende des Dörfchens unter Hollunderbüſchen, und<lb/> arbeitet. Er iſt umringt von Schuhen und Bund¬<lb/> ſchuhen, die aber ſämtlich alt grau kothig und zer¬<lb/> riſſen ſind. Stiefel mit langen Röhren ſind nicht da,<lb/> weil ſie im Dorfe und in der Gegend nicht getragen<lb/> werden; nur zwei Perſonen haben ſolche, der Pfarrer<lb/> und der Schullehrer, welche aber beides, fliken und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [21/0032]
iſt, ſelbſt wenn er ein Gewerbe treibt, auch Landbe¬
bauer und zieht hieraus ſeine gute und nachhaltige
Nahrung. Hinter dieſen Gebäuden iſt endlich der
Garten, der faſt bei keinem beſſeren Hauſe in Gſchaid
fehlt, und von dem ſie ihre Gemüſe, ihr Obſt und für
feſtliche Gelegenheiten ihre Blumen ziehen. Wie oft
im Gebirge ſo iſt auch in Gſchaid die Bienenzucht
in dieſen Gärten ſehr verbreitet.
Die kleine Ausnahme, deren oben Erwähnung
geſchah, und die Nebenbuhlerſchaft der Alleinherrlich¬
keit des Schuſters iſt ein anderer Schuſter, der alte
Tobias, der aber eigentlich kein Nebenbuhler iſt, weil
er nur mehr flikt, hierin viel zu thun hat, und es ſich
nicht im Entfernteſten beikommen läßt, mit dem vor¬
nehmen Plazſchuſter in einen Wettſtreit einzugehen,
insbeſondere, da der Plazſchuſter ihn häufig mit Le¬
derfleken Sohlenabſchnitten und dergleichen Dingen
unentgeldlich verſieht. Der alte Tobias ſizt im Sommer
am Ende des Dörfchens unter Hollunderbüſchen, und
arbeitet. Er iſt umringt von Schuhen und Bund¬
ſchuhen, die aber ſämtlich alt grau kothig und zer¬
riſſen ſind. Stiefel mit langen Röhren ſind nicht da,
weil ſie im Dorfe und in der Gegend nicht getragen
werden; nur zwei Perſonen haben ſolche, der Pfarrer
und der Schullehrer, welche aber beides, fliken und
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