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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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Gerade unter dem Vorgeben, daß es nicht menschlich
sei, entzog man Mir das Meinige: das Menschliche ließ man
Mir ungeschmälert.

Die Preßfreiheit kann nur eine verantwortliche Presse
zuwege bringen, die unverantwortliche geht allein aus
dem Preßeigenthum hervor.


Für den Verkehr mit Menschen wird unter allen, welche
religiös leben, ein ausdrückliches Gesetz obenangestellt, dessen
Befolgung man wohl sündhafter Weise zuweilen zu vergessen,
dessen absoluten Werth aber zu leugnen man sich niemals getraut;
dieß ist das Gesetz der -- Liebe, dem auch Diejenigen noch
nicht untreu geworden sind, die gegen ihr Princip zu kämpfen
scheinen und ihren Namen hassen; denn auch sie haben der
Liebe noch, ja sie lieben inniger und geläuterter, sie lieben
"den Menschen und die Menschheit."

Formuliren Wir den Sinn dieses Gesetzes, so wird er
etwa folgender sein: Jeder Mensch muß ein Etwas haben,
das ihm über sich geht. Du sollst dein "Privatinteresse" hint¬
ansetzen, wenn es die Wohlfahrt Anderer, das Wohl des Va¬
terlandes, der Gesellschaft, das Gemeinwohl, das Wohl der
Menschheit, die gute Sache u. dgl. gilt! Vaterland, Gesell¬
schaft Menschheit u. s. w. muß Dir über Dich gehen, und
gegen ihr Interesse muß dein "Privatinteresse" zurückstehen;
denn Du darfst kein -- Egoist sein.

Die Liebe ist eine weitgehende religiöse Forderung, die
nicht etwa auf die Liebe zu Gott und den Menschen sich be¬
schränkt, sondern in jeder Beziehung obenansteht. Was Wir
auch thun, denken, wollen, immer soll der Grund davon die

Gerade unter dem Vorgeben, daß es nicht menſchlich
ſei, entzog man Mir das Meinige: das Menſchliche ließ man
Mir ungeſchmälert.

Die Preßfreiheit kann nur eine verantwortliche Preſſe
zuwege bringen, die unverantwortliche geht allein aus
dem Preßeigenthum hervor.


Für den Verkehr mit Menſchen wird unter allen, welche
religiös leben, ein ausdrückliches Geſetz obenangeſtellt, deſſen
Befolgung man wohl ſündhafter Weiſe zuweilen zu vergeſſen,
deſſen abſoluten Werth aber zu leugnen man ſich niemals getraut;
dieß iſt das Geſetz der — Liebe, dem auch Diejenigen noch
nicht untreu geworden ſind, die gegen ihr Princip zu kämpfen
ſcheinen und ihren Namen haſſen; denn auch ſie haben der
Liebe noch, ja ſie lieben inniger und geläuterter, ſie lieben
„den Menſchen und die Menſchheit.“

Formuliren Wir den Sinn dieſes Geſetzes, ſo wird er
etwa folgender ſein: Jeder Menſch muß ein Etwas haben,
das ihm über ſich geht. Du ſollſt dein „Privatintereſſe“ hint¬
anſetzen, wenn es die Wohlfahrt Anderer, das Wohl des Va¬
terlandes, der Geſellſchaft, das Gemeinwohl, das Wohl der
Menſchheit, die gute Sache u. dgl. gilt! Vaterland, Geſell¬
ſchaft Menſchheit u. ſ. w. muß Dir über Dich gehen, und
gegen ihr Intereſſe muß dein „Privatintereſſe“ zurückſtehen;
denn Du darfſt kein — Egoiſt ſein.

Die Liebe iſt eine weitgehende religiöſe Forderung, die
nicht etwa auf die Liebe zu Gott und den Menſchen ſich be¬
ſchränkt, ſondern in jeder Beziehung obenanſteht. Was Wir
auch thun, denken, wollen, immer ſoll der Grund davon die

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[381/0389] Gerade unter dem Vorgeben, daß es nicht menſchlich ſei, entzog man Mir das Meinige: das Menſchliche ließ man Mir ungeſchmälert. Die Preßfreiheit kann nur eine verantwortliche Preſſe zuwege bringen, die unverantwortliche geht allein aus dem Preßeigenthum hervor. Für den Verkehr mit Menſchen wird unter allen, welche religiös leben, ein ausdrückliches Geſetz obenangeſtellt, deſſen Befolgung man wohl ſündhafter Weiſe zuweilen zu vergeſſen, deſſen abſoluten Werth aber zu leugnen man ſich niemals getraut; dieß iſt das Geſetz der — Liebe, dem auch Diejenigen noch nicht untreu geworden ſind, die gegen ihr Princip zu kämpfen ſcheinen und ihren Namen haſſen; denn auch ſie haben der Liebe noch, ja ſie lieben inniger und geläuterter, ſie lieben „den Menſchen und die Menſchheit.“ Formuliren Wir den Sinn dieſes Geſetzes, ſo wird er etwa folgender ſein: Jeder Menſch muß ein Etwas haben, das ihm über ſich geht. Du ſollſt dein „Privatintereſſe“ hint¬ anſetzen, wenn es die Wohlfahrt Anderer, das Wohl des Va¬ terlandes, der Geſellſchaft, das Gemeinwohl, das Wohl der Menſchheit, die gute Sache u. dgl. gilt! Vaterland, Geſell¬ ſchaft Menſchheit u. ſ. w. muß Dir über Dich gehen, und gegen ihr Intereſſe muß dein „Privatintereſſe“ zurückſtehen; denn Du darfſt kein — Egoiſt ſein. Die Liebe iſt eine weitgehende religiöſe Forderung, die nicht etwa auf die Liebe zu Gott und den Menſchen ſich be¬ ſchränkt, ſondern in jeder Beziehung obenanſteht. Was Wir auch thun, denken, wollen, immer ſoll der Grund davon die

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/389>, abgerufen am 23.11.2024.