hier über den spiegelblanken, gefrornen Schnee hingleitet. Auch die Geschicklichkeit der Is- woschtschiks setzt jeden Fremden in Erstaunen. In den lebhaftesten Gassen durchkreuzen sich eine ungeheure Menge Schlitten, fast alle fah- ren sehr schnell, und doch geschieht seiten ein Unglück. Jeder muß im Fahren die rechte Seite halten, da die meisten Gassen aber sehr breit sind, so hindert dies niemand, so geschwinde zu fahren, als es ihm beliebt. Der Preis dieser Lehnschlitten ist sehr verschieden, da sie keiner Taxe unterworfen sind; der nämliche Weg, den man einem Iwannuschka mit fünf Kopeken bezahlt, würde mit einem Rennschlit- ten anderthalb bis zwey Rubel kosten. Jeder Iswoschtschik trägt ein Stück Blech auf dem Rücken, worauf der Stadttheil in welchem er steht und seine Nummer bezeichnet sind.
Da die Brücken über die Newa und die Kanäle für die Kommunikation der verschiede- denen Stadttheile nicht hinreichen, so hat man an mehreren Orten Ueberfahrten errichtet, bey welchen beständig Schaluppen in Bereitschaft sind, die einen einzelnen Menschen für einen bis zwey Kopeken aufnehmen. Im Herbst und
hier uͤber den ſpiegelblanken, gefrornen Schnee hingleitet. Auch die Geſchicklichkeit der Is- woſchtſchiks ſetzt jeden Fremden in Erſtaunen. In den lebhafteſten Gaſſen durchkreuzen ſich eine ungeheure Menge Schlitten, faſt alle fah- ren ſehr ſchnell, und doch geſchieht ſeiten ein Ungluͤck. Jeder muß im Fahren die rechte Seite halten, da die meiſten Gaſſen aber ſehr breit ſind, ſo hindert dies niemand, ſo geſchwinde zu fahren, als es ihm beliebt. Der Preis dieſer Lehnſchlitten iſt ſehr verſchieden, da ſie keiner Taxe unterworfen ſind; der naͤmliche Weg, den man einem Iwannuſchka mit fuͤnf Kopeken bezahlt, wuͤrde mit einem Rennſchlit- ten anderthalb bis zwey Rubel koſten. Jeder Iswoſchtſchik traͤgt ein Stuͤck Blech auf dem Ruͤcken, worauf der Stadttheil in welchem er ſteht und ſeine Nummer bezeichnet ſind.
Da die Bruͤcken uͤber die Newa und die Kanaͤle fuͤr die Kommunikation der verſchiede- denen Stadttheile nicht hinreichen, ſo hat man an mehreren Orten Ueberfahrten errichtet, bey welchen beſtaͤndig Schaluppen in Bereitſchaft ſind, die einen einzelnen Menſchen fuͤr einen bis zwey Kopeken aufnehmen. Im Herbſt und
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hier uͤber den ſpiegelblanken, gefrornen Schnee
hingleitet. Auch die Geſchicklichkeit der Is-
woſchtſchiks ſetzt jeden Fremden in Erſtaunen.
In den lebhafteſten Gaſſen durchkreuzen ſich
eine ungeheure Menge Schlitten, faſt alle fah-
ren ſehr ſchnell, und doch geſchieht ſeiten ein
Ungluͤck. Jeder muß im Fahren die rechte
Seite halten, da die meiſten Gaſſen aber ſehr
breit ſind, ſo hindert dies niemand, ſo geſchwinde
zu fahren, als es ihm beliebt. Der Preis
dieſer Lehnſchlitten iſt ſehr verſchieden, da ſie
keiner Taxe unterworfen ſind; der naͤmliche
Weg, den man einem Iwannuſchka mit fuͤnf
Kopeken bezahlt, wuͤrde mit einem Rennſchlit-
ten anderthalb bis zwey Rubel koſten. Jeder
Iswoſchtſchik traͤgt ein Stuͤck Blech auf dem
Ruͤcken, worauf der Stadttheil in welchem er
ſteht und ſeine Nummer bezeichnet ſind.
Da die Bruͤcken uͤber die Newa und die
Kanaͤle fuͤr die Kommunikation der verſchiede-
denen Stadttheile nicht hinreichen, ſo hat man
an mehreren Orten Ueberfahrten errichtet, bey
welchen beſtaͤndig Schaluppen in Bereitſchaft
ſind, die einen einzelnen Menſchen fuͤr einen
bis zwey Kopeken aufnehmen. Im Herbſt und
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/256>, abgerufen am 22.11.2024.
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