luppe miethet, und den Rest der Reise setzt man sich vielleicht auf eine Droschka. Alle diese Hülfsmittel sind jedoch, wie sichs von selbst ver- steht, nicht im bon Ton; Leute die zu dieser Klasse gehören, halten Equipage, und ihnen sind daher alle hier genannten öffentlichen Be- quemlichkeiten entbehrlich.
Um auf eine wohlfeile Art in die umliegen- den Gegenden zu kommen, giebt es mehrere Anstalten. Nach Kronstadt, Peterhof und Zarskoje Selo gehen täglich Posten und Dili- gencen, wenn der Hof an den beyden letztern Orten ist. Man fühlt hier übrigens das Be- dürfniß fahrender Posten nicht sehr, da das Postgeld sehr geringe ist (jedes Pferd kostet auf die Werst zwey Kopeken) und da man fast nicht anders als auf Vorspannpäße, oder mit Extra- post, reis[s]t.
Die Lage von St. Petersburg, in einem der nördlichsten Theile von Europa, ist die na- türliche Ursache, daß sich hier nicht ein solcher Zusammenfluß von Reisenden findet, als in den großen Städten in Deutschland, Frankreich und andern Ländern. Durchreisende sieht man fast gar nicht; wer hierher kömmt, hat hier fast
immer
luppe miethet, und den Reſt der Reiſe ſetzt man ſich vielleicht auf eine Droſchka. Alle dieſe Huͤlfsmittel ſind jedoch, wie ſichs von ſelbſt ver- ſteht, nicht im bon Ton; Leute die zu dieſer Klaſſe gehoͤren, halten Equipage, und ihnen ſind daher alle hier genannten oͤffentlichen Be- quemlichkeiten entbehrlich.
Um auf eine wohlfeile Art in die umliegen- den Gegenden zu kommen, giebt es mehrere Anſtalten. Nach Kronſtadt, Peterhof und Zarskoje Selo gehen taͤglich Poſten und Dili- gencen, wenn der Hof an den beyden letztern Orten iſt. Man fuͤhlt hier uͤbrigens das Be- duͤrfniß fahrender Poſten nicht ſehr, da das Poſtgeld ſehr geringe iſt (jedes Pferd koſtet auf die Werſt zwey Kopeken) und da man faſt nicht anders als auf Vorſpannpaͤße, oder mit Extra- poſt, reiſ[ſ]t.
Die Lage von St. Petersburg, in einem der noͤrdlichſten Theile von Europa, iſt die na- tuͤrliche Urſache, daß ſich hier nicht ein ſolcher Zuſammenfluß von Reiſenden findet, als in den großen Staͤdten in Deutſchland, Frankreich und andern Laͤndern. Durchreiſende ſieht man faſt gar nicht; wer hierher koͤmmt, hat hier faſt
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luppe miethet, und den Reſt der Reiſe ſetzt man
ſich vielleicht auf eine Droſchka. Alle dieſe
Huͤlfsmittel ſind jedoch, wie ſichs von ſelbſt ver-
ſteht, nicht im bon Ton; Leute die zu dieſer
Klaſſe gehoͤren, halten Equipage, und ihnen
ſind daher alle hier genannten oͤffentlichen Be-
quemlichkeiten entbehrlich.
Um auf eine wohlfeile Art in die umliegen-
den Gegenden zu kommen, giebt es mehrere
Anſtalten. Nach Kronſtadt, Peterhof und
Zarskoje Selo gehen taͤglich Poſten und Dili-
gencen, wenn der Hof an den beyden letztern
Orten iſt. Man fuͤhlt hier uͤbrigens das Be-
duͤrfniß fahrender Poſten nicht ſehr, da das
Poſtgeld ſehr geringe iſt (jedes Pferd koſtet auf
die Werſt zwey Kopeken) und da man faſt nicht
anders als auf Vorſpannpaͤße, oder mit Extra-
poſt, reiſſt.
Die Lage von St. Petersburg, in einem
der noͤrdlichſten Theile von Europa, iſt die na-
tuͤrliche Urſache, daß ſich hier nicht ein ſolcher
Zuſammenfluß von Reiſenden findet, als in den
großen Staͤdten in Deutſchland, Frankreich und
andern Laͤndern. Durchreiſende ſieht man faſt
gar nicht; wer hierher koͤmmt, hat hier faſt
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/258>, abgerufen am 22.11.2024.
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