nung belegt wird. Die Einrichtung dieser An- stalt ist die überall gewöhnliche. Auf das Zei- chen mit der Klingel wird sogleich ein Korb herunter gelassen, welcher die gebrachten Kin- der aufnimmt; findet sich kein Zettel bey den- selben, so wird bloß angefragt, ob das Kind getauft sey und wie es heiße. Die Kinder werden zum Theil an Ammen und Bauerwei- ber außer der Stadt abgegeben. Ihre Erzie- hung wird nach den verschiedenen Bestimmun- gen eingerichtet, die sie sich, bey reiferm Al- ter, wählen; diejenigen, welche vorzügliche Anlagen zeigen, werden in die Akademie der Künste, in die Theaterschule, ins Gymnasi- um der Akademie der Wissenschaften, u. s. w. abgegeben; der größere Theil aber wird zu Handwerkern und für Gewerbe erzogen. Rein- lichkeit und Ordnung sind überall herrschend, und es ist Jedermann erlaubt, dieses Haus zu jeder Zeit zu besuchen. Die Knaben wer- den mit dem vier und zwanzigsten, und die Mädchen im zwanzigsten Jahr, ohne alle Ver- pflichtungen gegen das Institut entlassen. Ueber die Mortalität des Hauses sind keine Listen
nung belegt wird. Die Einrichtung dieſer An- ſtalt iſt die uͤberall gewoͤhnliche. Auf das Zei- chen mit der Klingel wird ſogleich ein Korb herunter gelaſſen, welcher die gebrachten Kin- der aufnimmt; findet ſich kein Zettel bey den- ſelben, ſo wird bloß angefragt, ob das Kind getauft ſey und wie es heiße. Die Kinder werden zum Theil an Ammen und Bauerwei- ber außer der Stadt abgegeben. Ihre Erzie- hung wird nach den verſchiedenen Beſtimmun- gen eingerichtet, die ſie ſich, bey reiferm Al- ter, waͤhlen; diejenigen, welche vorzuͤgliche Anlagen zeigen, werden in die Akademie der Kuͤnſte, in die Theaterſchule, ins Gymnaſi- um der Akademie der Wiſſenſchaften, u. ſ. w. abgegeben; der groͤßere Theil aber wird zu Handwerkern und fuͤr Gewerbe erzogen. Rein- lichkeit und Ordnung ſind uͤberall herrſchend, und es iſt Jedermann erlaubt, dieſes Haus zu jeder Zeit zu beſuchen. Die Knaben wer- den mit dem vier und zwanzigſten, und die Maͤdchen im zwanzigſten Jahr, ohne alle Ver- pflichtungen gegen das Inſtitut entlaſſen. Ueber die Mortalitaͤt des Hauſes ſind keine Liſten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0302"n="266"/>
nung belegt wird. Die Einrichtung dieſer An-<lb/>ſtalt iſt die uͤberall gewoͤhnliche. Auf das Zei-<lb/>
chen mit der Klingel wird ſogleich ein Korb<lb/>
herunter gelaſſen, welcher die gebrachten Kin-<lb/>
der aufnimmt; findet ſich kein Zettel bey den-<lb/>ſelben, ſo wird bloß angefragt, ob das Kind<lb/>
getauft ſey und wie es heiße. Die Kinder<lb/>
werden zum Theil an Ammen und Bauerwei-<lb/>
ber außer der Stadt abgegeben. Ihre Erzie-<lb/>
hung wird nach den verſchiedenen Beſtimmun-<lb/>
gen eingerichtet, die ſie ſich, bey reiferm Al-<lb/>
ter, waͤhlen; diejenigen, welche vorzuͤgliche<lb/>
Anlagen zeigen, werden in die Akademie der<lb/>
Kuͤnſte, in die Theaterſchule, ins Gymnaſi-<lb/>
um der Akademie der Wiſſenſchaften, u. ſ. w.<lb/>
abgegeben; der groͤßere Theil aber wird zu<lb/>
Handwerkern und fuͤr Gewerbe erzogen. Rein-<lb/>
lichkeit und Ordnung ſind uͤberall herrſchend,<lb/>
und es iſt Jedermann erlaubt, dieſes Haus<lb/>
zu jeder Zeit zu beſuchen. Die Knaben wer-<lb/>
den mit dem vier und zwanzigſten, und die<lb/>
Maͤdchen im zwanzigſten Jahr, ohne alle Ver-<lb/>
pflichtungen gegen das Inſtitut entlaſſen. Ueber<lb/>
die Mortalitaͤt des Hauſes ſind keine Liſten<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[266/0302]
nung belegt wird. Die Einrichtung dieſer An-
ſtalt iſt die uͤberall gewoͤhnliche. Auf das Zei-
chen mit der Klingel wird ſogleich ein Korb
herunter gelaſſen, welcher die gebrachten Kin-
der aufnimmt; findet ſich kein Zettel bey den-
ſelben, ſo wird bloß angefragt, ob das Kind
getauft ſey und wie es heiße. Die Kinder
werden zum Theil an Ammen und Bauerwei-
ber außer der Stadt abgegeben. Ihre Erzie-
hung wird nach den verſchiedenen Beſtimmun-
gen eingerichtet, die ſie ſich, bey reiferm Al-
ter, waͤhlen; diejenigen, welche vorzuͤgliche
Anlagen zeigen, werden in die Akademie der
Kuͤnſte, in die Theaterſchule, ins Gymnaſi-
um der Akademie der Wiſſenſchaften, u. ſ. w.
abgegeben; der groͤßere Theil aber wird zu
Handwerkern und fuͤr Gewerbe erzogen. Rein-
lichkeit und Ordnung ſind uͤberall herrſchend,
und es iſt Jedermann erlaubt, dieſes Haus
zu jeder Zeit zu beſuchen. Die Knaben wer-
den mit dem vier und zwanzigſten, und die
Maͤdchen im zwanzigſten Jahr, ohne alle Ver-
pflichtungen gegen das Inſtitut entlaſſen. Ueber
die Mortalitaͤt des Hauſes ſind keine Liſten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/302>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.