obern sehr kurz vorgetragen wird. -- Das wichtigste Hinderniß liegt endlich darinn, daß nur sehr wenige Wissenschaften und Kenntnisse russisch vorgetragen werden. Die Folgen die- ses Mangels sind so in die Augen springend, daß es überflüßig wäre, weiter etwas hierü- ber zu sagen, da selbst der von der Kaiserinn unterschriebene Generalplan dieses Uebel mit ei- ner sehr treffenden Bemerkung rügt. -- Ich übergehe mehrere kleine Mängel mit Still- schweigen, weil sie von geringerm Einfluß sind und leicht gehoben werden könnten, wenn diesen wesentlichern Gebrechen abgeholfen wäre.
Die Resultate der wissenschaftlichen Erzie- hung lassen sich nach dieser Schilderung leicht berechnen. Das Talent schlägt sich auch durch die größten Hindernisse durch, und für den gutgearteten, wißbegierigen Jüngling sind der Quellen des Unterrichts immer genug. Wenn hie und da ein Kadet entlassen wird, der nach einem funfzehnjährigen Unterricht die französi- sche Sprache, in welcher ihm die mehresten Wissenschaften vorgetragen wurden, kaum lal- len kann: so giebt es dagegen auch welche, die schon als Zöglinge ihre Muttersprache durch
obern ſehr kurz vorgetragen wird. — Das wichtigſte Hinderniß liegt endlich darinn, daß nur ſehr wenige Wiſſenſchaften und Kenntniſſe ruſſiſch vorgetragen werden. Die Folgen die- ſes Mangels ſind ſo in die Augen ſpringend, daß es uͤberfluͤßig waͤre, weiter etwas hieruͤ- ber zu ſagen, da ſelbſt der von der Kaiſerinn unterſchriebene Generalplan dieſes Uebel mit ei- ner ſehr treffenden Bemerkung ruͤgt. — Ich uͤbergehe mehrere kleine Maͤngel mit Still- ſchweigen, weil ſie von geringerm Einfluß ſind und leicht gehoben werden koͤnnten, wenn dieſen weſentlichern Gebrechen abgeholfen waͤre.
Die Reſultate der wiſſenſchaftlichen Erzie- hung laſſen ſich nach dieſer Schilderung leicht berechnen. Das Talent ſchlaͤgt ſich auch durch die groͤßten Hinderniſſe durch, und fuͤr den gutgearteten, wißbegierigen Juͤngling ſind der Quellen des Unterrichts immer genug. Wenn hie und da ein Kadet entlaſſen wird, der nach einem funfzehnjaͤhrigen Unterricht die franzoͤſi- ſche Sprache, in welcher ihm die mehreſten Wiſſenſchaften vorgetragen wurden, kaum lal- len kann: ſo giebt es dagegen auch welche, die ſchon als Zoͤglinge ihre Mutterſprache durch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0332"n="296"/>
obern ſehr kurz vorgetragen wird. — Das<lb/>
wichtigſte Hinderniß liegt endlich darinn, daß<lb/>
nur ſehr wenige Wiſſenſchaften und Kenntniſſe<lb/>
ruſſiſch vorgetragen werden. Die Folgen die-<lb/>ſes Mangels ſind ſo in die Augen ſpringend,<lb/>
daß es uͤberfluͤßig waͤre, weiter etwas hieruͤ-<lb/>
ber zu ſagen, da ſelbſt der von der Kaiſerinn<lb/>
unterſchriebene Generalplan dieſes Uebel mit ei-<lb/>
ner ſehr treffenden Bemerkung ruͤgt. — Ich<lb/>
uͤbergehe mehrere kleine Maͤngel mit Still-<lb/>ſchweigen, weil ſie von geringerm Einfluß<lb/>ſind und leicht gehoben werden koͤnnten, wenn<lb/>
dieſen weſentlichern Gebrechen abgeholfen waͤre.</p><lb/><p>Die Reſultate der wiſſenſchaftlichen Erzie-<lb/>
hung laſſen ſich nach dieſer Schilderung leicht<lb/>
berechnen. Das Talent ſchlaͤgt ſich auch durch<lb/>
die groͤßten Hinderniſſe durch, und fuͤr den<lb/>
gutgearteten, wißbegierigen Juͤngling ſind der<lb/>
Quellen des Unterrichts immer genug. Wenn<lb/>
hie und da ein Kadet entlaſſen wird, der nach<lb/>
einem funfzehnjaͤhrigen Unterricht die franzoͤſi-<lb/>ſche Sprache, in welcher ihm die mehreſten<lb/>
Wiſſenſchaften vorgetragen wurden, kaum lal-<lb/>
len kann: ſo giebt es dagegen auch welche,<lb/>
die ſchon als Zoͤglinge ihre Mutterſprache durch<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[296/0332]
obern ſehr kurz vorgetragen wird. — Das
wichtigſte Hinderniß liegt endlich darinn, daß
nur ſehr wenige Wiſſenſchaften und Kenntniſſe
ruſſiſch vorgetragen werden. Die Folgen die-
ſes Mangels ſind ſo in die Augen ſpringend,
daß es uͤberfluͤßig waͤre, weiter etwas hieruͤ-
ber zu ſagen, da ſelbſt der von der Kaiſerinn
unterſchriebene Generalplan dieſes Uebel mit ei-
ner ſehr treffenden Bemerkung ruͤgt. — Ich
uͤbergehe mehrere kleine Maͤngel mit Still-
ſchweigen, weil ſie von geringerm Einfluß
ſind und leicht gehoben werden koͤnnten, wenn
dieſen weſentlichern Gebrechen abgeholfen waͤre.
Die Reſultate der wiſſenſchaftlichen Erzie-
hung laſſen ſich nach dieſer Schilderung leicht
berechnen. Das Talent ſchlaͤgt ſich auch durch
die groͤßten Hinderniſſe durch, und fuͤr den
gutgearteten, wißbegierigen Juͤngling ſind der
Quellen des Unterrichts immer genug. Wenn
hie und da ein Kadet entlaſſen wird, der nach
einem funfzehnjaͤhrigen Unterricht die franzoͤſi-
ſche Sprache, in welcher ihm die mehreſten
Wiſſenſchaften vorgetragen wurden, kaum lal-
len kann: ſo giebt es dagegen auch welche,
die ſchon als Zoͤglinge ihre Mutterſprache durch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/332>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.