In der Kirche der Kasanischen Mut- ter Gottes, deren Marienbild in großer Achtung steht, werden gewöhnlich die feyerlichen Dankopfer für die glückliche öffentliche Bege- benheiten verrichtet, bey welchen die Kaiserinn zuweilen persönlich zugegen ist. Die Niko- laikirche behauptet, so lange die Isaakskir- che noch unvollendet ist, den Rang als die schönste der Residenz. Sie besteht aus zwey Stockwerken, von denen das untere im Win- ter geheizt werden kann. Ihre fünf Kuppeln sind schön vergoldet.
Die größte Merkwürdigkeit des dritten Admiralitätstheils ist die neue Wech- selbank, vielleicht das schönste Gebäude in St. Petersburg. Es besteht aus drey abge- sonderten Pallästen, von denen das mittlere, als das Hauptgebäude, zurücksteht, wodurch ein Hofplatz gebildet wird, der an der Gasse von einem gut ins Auge fallenden Gegitter eingeschlossen ist. Zwey bedeckte Kolonnaden verbinden das Hauptgebäude mit den Seiten- gebäuden. Jenes sowol als diese haben zwey Stockwerke über dem Erdgeschoß und prächti- ge Peristyle. Die edle Einfalt des Stils und
D 5
In der Kirche der Kaſaniſchen Mut- ter Gottes, deren Marienbild in großer Achtung ſteht, werden gewoͤhnlich die feyerlichen Dankopfer fuͤr die gluͤckliche oͤffentliche Bege- benheiten verrichtet, bey welchen die Kaiſerinn zuweilen perſoͤnlich zugegen iſt. Die Niko- laikirche behauptet, ſo lange die Iſaakskir- che noch unvollendet iſt, den Rang als die ſchoͤnſte der Reſidenz. Sie beſteht aus zwey Stockwerken, von denen das untere im Win- ter geheizt werden kann. Ihre fuͤnf Kuppeln ſind ſchoͤn vergoldet.
Die groͤßte Merkwuͤrdigkeit des dritten Admiralitaͤtstheils iſt die neue Wech- ſelbank, vielleicht das ſchoͤnſte Gebaͤude in St. Petersburg. Es beſteht aus drey abge- ſonderten Pallaͤſten, von denen das mittlere, als das Hauptgebaͤude, zuruͤckſteht, wodurch ein Hofplatz gebildet wird, der an der Gaſſe von einem gut ins Auge fallenden Gegitter eingeſchloſſen iſt. Zwey bedeckte Kolonnaden verbinden das Hauptgebaͤude mit den Seiten- gebaͤuden. Jenes ſowol als dieſe haben zwey Stockwerke uͤber dem Erdgeſchoß und praͤchti- ge Periſtyle. Die edle Einfalt des Stils und
D 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0091"n="57"/>
In der <hirendition="#g">Kirche der Kaſaniſchen Mut-<lb/>
ter Gottes</hi>, deren Marienbild in großer<lb/>
Achtung ſteht, werden gewoͤhnlich die feyerlichen<lb/>
Dankopfer fuͤr die gluͤckliche oͤffentliche Bege-<lb/>
benheiten verrichtet, bey welchen die Kaiſerinn<lb/>
zuweilen perſoͤnlich zugegen iſt. Die <hirendition="#g">Niko-<lb/>
laikirche</hi> behauptet, ſo lange die Iſaakskir-<lb/>
che noch unvollendet iſt, den Rang als die<lb/>ſchoͤnſte der Reſidenz. Sie beſteht aus zwey<lb/>
Stockwerken, von denen das untere im Win-<lb/>
ter geheizt werden kann. Ihre fuͤnf Kuppeln<lb/>ſind ſchoͤn vergoldet.</p><lb/><p>Die groͤßte Merkwuͤrdigkeit des <hirendition="#g">dritten<lb/>
Admiralitaͤtstheils</hi> iſt die <hirendition="#g">neue Wech-<lb/>ſelbank</hi>, vielleicht das ſchoͤnſte Gebaͤude in<lb/>
St. Petersburg. Es beſteht aus drey abge-<lb/>ſonderten Pallaͤſten, von denen das mittlere,<lb/>
als das Hauptgebaͤude, zuruͤckſteht, wodurch<lb/>
ein Hofplatz gebildet wird, der an der Gaſſe<lb/>
von einem gut ins Auge fallenden Gegitter<lb/>
eingeſchloſſen iſt. Zwey bedeckte Kolonnaden<lb/>
verbinden das Hauptgebaͤude mit den Seiten-<lb/>
gebaͤuden. Jenes ſowol als dieſe haben zwey<lb/>
Stockwerke uͤber dem Erdgeſchoß und praͤchti-<lb/>
ge Periſtyle. Die edle Einfalt des Stils und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D 5</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[57/0091]
In der Kirche der Kaſaniſchen Mut-
ter Gottes, deren Marienbild in großer
Achtung ſteht, werden gewoͤhnlich die feyerlichen
Dankopfer fuͤr die gluͤckliche oͤffentliche Bege-
benheiten verrichtet, bey welchen die Kaiſerinn
zuweilen perſoͤnlich zugegen iſt. Die Niko-
laikirche behauptet, ſo lange die Iſaakskir-
che noch unvollendet iſt, den Rang als die
ſchoͤnſte der Reſidenz. Sie beſteht aus zwey
Stockwerken, von denen das untere im Win-
ter geheizt werden kann. Ihre fuͤnf Kuppeln
ſind ſchoͤn vergoldet.
Die groͤßte Merkwuͤrdigkeit des dritten
Admiralitaͤtstheils iſt die neue Wech-
ſelbank, vielleicht das ſchoͤnſte Gebaͤude in
St. Petersburg. Es beſteht aus drey abge-
ſonderten Pallaͤſten, von denen das mittlere,
als das Hauptgebaͤude, zuruͤckſteht, wodurch
ein Hofplatz gebildet wird, der an der Gaſſe
von einem gut ins Auge fallenden Gegitter
eingeſchloſſen iſt. Zwey bedeckte Kolonnaden
verbinden das Hauptgebaͤude mit den Seiten-
gebaͤuden. Jenes ſowol als dieſe haben zwey
Stockwerke uͤber dem Erdgeſchoß und praͤchti-
ge Periſtyle. Die edle Einfalt des Stils und
D 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/91>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.