Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Georgikon. Virgils Aeneis, von Je-
kimow
, und von dem Kollegienrath Petrow
(einem berühmten Dichter, wie man weiter
unten sehen wird) in Alexandrinern. Letztere
wird für sehr vorzüglich gehalten; man machte
ihr aber den Vorwurf, daß sie durch allzu-
häufig eingemischte slawonische Wendungen und
Redensarten bisweilen unverständlich würde.
Der Verfasser hat sich daher einer zweyten
neuen Uebersetzung unterzogen, die so eben die
Presse verläßt u. s. w.

Katharinens Zeitalter, das den Musen
überall so günstig ist, hat auch für die Dicht-
kunst
eine glänzende Epoke hervorgebracht.
Nach dem Tode Lomonossows und Su-
marokows
schien die russische Litteratur ver-
waiset zu seyn; diese beyden glücklichen Ge-
nies, die die Morgenröthe des guten Geschmacks
verkündigten, schienen sie auch zugleich mit ih-
rem Ruhm wieder in das Grab zu nehmen.
Die Bahn auf welcher sie gewandelt hatten,
blieb eine Zeitlang unbetreten, aber dieser
dunkle Zwischenraum war von keiner langen
Dauer. Nie, in keinem Zeitpunkte der russi-
schen Litteratur hatte diese eine so große An-

Georgikon. Virgils Aeneis, von Je-
kimow
, und von dem Kollegienrath Petrow
(einem beruͤhmten Dichter, wie man weiter
unten ſehen wird) in Alexandrinern. Letztere
wird fuͤr ſehr vorzuͤglich gehalten; man machte
ihr aber den Vorwurf, daß ſie durch allzu-
haͤufig eingemiſchte ſlawoniſche Wendungen und
Redensarten bisweilen unverſtaͤndlich wuͤrde.
Der Verfaſſer hat ſich daher einer zweyten
neuen Ueberſetzung unterzogen, die ſo eben die
Preſſe verlaͤßt u. ſ. w.

Katharinens Zeitalter, das den Muſen
uͤberall ſo guͤnſtig iſt, hat auch fuͤr die Dicht-
kunſt
eine glaͤnzende Epoke hervorgebracht.
Nach dem Tode Lomonoſſows und Su-
marokows
ſchien die ruſſiſche Litteratur ver-
waiſet zu ſeyn; dieſe beyden gluͤcklichen Ge-
nies, die die Morgenroͤthe des guten Geſchmacks
verkuͤndigten, ſchienen ſie auch zugleich mit ih-
rem Ruhm wieder in das Grab zu nehmen.
Die Bahn auf welcher ſie gewandelt hatten,
blieb eine Zeitlang unbetreten, aber dieſer
dunkle Zwiſchenraum war von keiner langen
Dauer. Nie, in keinem Zeitpunkte der ruſſi-
ſchen Litteratur hatte dieſe eine ſo große An-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0239" n="223"/>
Georgikon. Virgils Aeneis</hi>, von <hi rendition="#g">Je-<lb/>
kimow</hi>, und von dem Kollegienrath <hi rendition="#g">Petrow</hi><lb/>
(einem beru&#x0364;hmten Dichter, wie man weiter<lb/>
unten &#x017F;ehen wird) in Alexandrinern. Letztere<lb/>
wird fu&#x0364;r &#x017F;ehr vorzu&#x0364;glich gehalten; man machte<lb/>
ihr aber den Vorwurf, daß &#x017F;ie durch allzu-<lb/>
ha&#x0364;ufig eingemi&#x017F;chte &#x017F;lawoni&#x017F;che Wendungen und<lb/>
Redensarten bisweilen unver&#x017F;ta&#x0364;ndlich wu&#x0364;rde.<lb/>
Der Verfa&#x017F;&#x017F;er hat &#x017F;ich daher einer zweyten<lb/>
neuen Ueber&#x017F;etzung unterzogen, die &#x017F;o eben die<lb/>
Pre&#x017F;&#x017F;e verla&#x0364;ßt u. &#x017F;. w.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Katharinens</hi> Zeitalter, das den Mu&#x017F;en<lb/>
u&#x0364;berall &#x017F;o gu&#x0364;n&#x017F;tig i&#x017F;t, hat auch fu&#x0364;r die <hi rendition="#g">Dicht-<lb/>
kun&#x017F;t</hi> eine gla&#x0364;nzende Epoke hervorgebracht.<lb/>
Nach dem Tode <hi rendition="#g">Lomono&#x017F;&#x017F;ows</hi> und <hi rendition="#g">Su-<lb/>
marokows</hi> &#x017F;chien die ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che Litteratur ver-<lb/>
wai&#x017F;et zu &#x017F;eyn; die&#x017F;e beyden glu&#x0364;cklichen Ge-<lb/>
nies, die die Morgenro&#x0364;the des guten Ge&#x017F;chmacks<lb/>
verku&#x0364;ndigten, &#x017F;chienen &#x017F;ie auch zugleich mit ih-<lb/>
rem Ruhm wieder in das Grab zu nehmen.<lb/>
Die Bahn auf welcher &#x017F;ie gewandelt hatten,<lb/>
blieb eine Zeitlang unbetreten, aber die&#x017F;er<lb/>
dunkle Zwi&#x017F;chenraum war von keiner langen<lb/>
Dauer. Nie, in keinem Zeitpunkte der ru&#x017F;&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;chen Litteratur hatte die&#x017F;e eine &#x017F;o große An-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0239] Georgikon. Virgils Aeneis, von Je- kimow, und von dem Kollegienrath Petrow (einem beruͤhmten Dichter, wie man weiter unten ſehen wird) in Alexandrinern. Letztere wird fuͤr ſehr vorzuͤglich gehalten; man machte ihr aber den Vorwurf, daß ſie durch allzu- haͤufig eingemiſchte ſlawoniſche Wendungen und Redensarten bisweilen unverſtaͤndlich wuͤrde. Der Verfaſſer hat ſich daher einer zweyten neuen Ueberſetzung unterzogen, die ſo eben die Preſſe verlaͤßt u. ſ. w. Katharinens Zeitalter, das den Muſen uͤberall ſo guͤnſtig iſt, hat auch fuͤr die Dicht- kunſt eine glaͤnzende Epoke hervorgebracht. Nach dem Tode Lomonoſſows und Su- marokows ſchien die ruſſiſche Litteratur ver- waiſet zu ſeyn; dieſe beyden gluͤcklichen Ge- nies, die die Morgenroͤthe des guten Geſchmacks verkuͤndigten, ſchienen ſie auch zugleich mit ih- rem Ruhm wieder in das Grab zu nehmen. Die Bahn auf welcher ſie gewandelt hatten, blieb eine Zeitlang unbetreten, aber dieſer dunkle Zwiſchenraum war von keiner langen Dauer. Nie, in keinem Zeitpunkte der ruſſi- ſchen Litteratur hatte dieſe eine ſo große An-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/239
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/239>, abgerufen am 19.05.2024.