Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.Erster Abschnitt. chonia, sondern schon mit seinem Vormann Josia schlies-sen, dann käme der durch die doppelte Zählung Davids in der zweiten Reihe überflüssig gewordene Jechonia der dritten zu Gute, und sie hätte mit Jesus ihre 14 Glieder. Allein es scheint doch gar zu willkührlich, dass der Ver- fasser zwar das abschliessende Glied der ersten Dekatetras auch wieder zur zweiten gezählt haben soll, nicht aber ebenso das Schlussglied der zweiten noch einmal zur drit- ten; wesswegen man es mit Andern vorziehen könnte, wie den David, so auch den Josias doppelt zu zählen, wo- durch dann die dritte Klasse schon ohne Jesum 14 Glieder bekäme 9). Aber, indem diese Zählung eine Anomalie ver- meidet, fällt sie in eine andere, dass nämlich V. 17. zwar in dem Satze: apo Abraam eos Dauid k. t. l. der Letz- tere eingerechnet wird, in dem Satze aber: apo tes met- oikesias Babulonos eos tou khrisou dieser ausgeschlossen. Noch ein grösseres Gebrechen haben die beiden zuletzt angeführ- ten Zählungsweisen mit einander gemein. Indem nämlich der Verfasser der Genealogie V. 11. und 12. sagt: Iosias de egennese ton Iekhonian -- epi tes metoikesias Babulonos; meta de ten metoikesian Babulonos Iekhonias egennese ton Salathiel: so setzt er augenscheinlich den durch das Exil gebildeten Abschnitt zwischen der zweiten und dritten De- katetras nicht schon hinter Josia, sondern erst nach Je- chonia, dessen Namen er dann zu Anfang der dritten Rei- he ganz ebenso wiederholt, wie am Anfang der zweiten den Namen Davids. Da also, um nicht gegen den klaren Sinn des Schriftstellers zu verstossen, jede Erklärung zu vermeiden ist, bei welcher schon mit Josia die zweite Ab- 9) Nur nicht aus dem mystischen Grunde Olshausen's, Comm. 1,
S. 46: weil es passend sei, Jesum selbst nicht mit in die Geschlechter einzureihen, sondern als die Blüthe des Gan- zen allein zu stellen. Was könnte aus solchen Gründen nicht Alles "passend" gefunden werden! Erster Abschnitt. chonia, sondern schon mit seinem Vormann Josia schlies-sen, dann käme der durch die doppelte Zählung Davids in der zweiten Reihe überflüssig gewordene Jechonia der dritten zu Gute, und sie hätte mit Jesus ihre 14 Glieder. Allein es scheint doch gar zu willkührlich, daſs der Ver- fasser zwar das abschlieſsende Glied der ersten Dekatetras auch wieder zur zweiten gezählt haben soll, nicht aber ebenso das Schluſsglied der zweiten noch einmal zur drit- ten; weſswegen man es mit Andern vorziehen könnte, wie den David, so auch den Josias doppelt zu zählen, wo- durch dann die dritte Klasse schon ohne Jesum 14 Glieder bekäme 9). Aber, indem diese Zählung eine Anomalie ver- meidet, fällt sie in eine andere, daſs nämlich V. 17. zwar in dem Satze: ἀπὸ Ἀβραὰμ ἕως Δαυὶδ κ. τ. λ. der Letz- tere eingerechnet wird, in dem Satze aber: ἀπὸ τὴς μετ- οικεσίας Βαβυλῶνος ἕως τοῦ χριςοῦ dieser ausgeschlossen. Noch ein gröſseres Gebrechen haben die beiden zuletzt angeführ- ten Zählungsweisen mit einander gemein. Indem nämlich der Verfasser der Genealogie V. 11. und 12. sagt: Ἰωσίας δὲ ἐγέννησε τὸν Ἰεχονίαν — ἐπὶ τῆς μετοικεσίας Βαβυλῶνος· μετὰ δὲ τὴν μετοικεσίαν Βαβυλῶνος Ἰεχονίας ἐγέννησε τὸν Σαλαϑιήλ: so setzt er augenscheinlich den durch das Exil gebildeten Abschnitt zwischen der zweiten und dritten De- katetras nicht schon hinter Josia, sondern erst nach Je- chonia, dessen Namen er dann zu Anfang der dritten Rei- he ganz ebenso wiederholt, wie am Anfang der zweiten den Namen Davids. Da also, um nicht gegen den klaren Sinn des Schriftstellers zu verstossen, jede Erklärung zu vermeiden ist, bei welcher schon mit Josia die zweite Ab- 9) Nur nicht aus dem mystischen Grunde Olshausen's, Comm. 1,
S. 46: weil es passend sei, Jesum selbst nicht mit in die Geschlechter einzureihen, sondern als die Blüthe des Gan- zen allein zu stellen. Was könnte aus solchen Gründen nicht Alles „passend“ gefunden werden! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0132" n="108"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Erster Abschnitt</hi>.</fw><lb/> chonia, sondern schon mit seinem Vormann Josia schlies-<lb/> sen, dann käme der durch die doppelte Zählung Davids<lb/> in der zweiten Reihe überflüssig gewordene Jechonia der<lb/> dritten zu Gute, und sie hätte mit Jesus ihre 14 Glieder.<lb/> Allein es scheint doch gar zu willkührlich, daſs der Ver-<lb/> fasser zwar das abschlieſsende Glied der ersten Dekatetras<lb/> auch wieder zur zweiten gezählt haben soll, nicht aber<lb/> ebenso das Schluſsglied der zweiten noch einmal zur drit-<lb/> ten; weſswegen man es mit Andern vorziehen könnte,<lb/> wie den David, so auch den Josias doppelt zu zählen, wo-<lb/> durch dann die dritte Klasse schon ohne Jesum 14 Glieder<lb/> bekäme <note place="foot" n="9)">Nur nicht aus dem mystischen Grunde <hi rendition="#k">Olshausen</hi>'s, Comm. 1,<lb/> S. 46: weil es passend sei, Jesum selbst nicht mit in die<lb/> Geschlechter einzureihen, sondern als die Blüthe des Gan-<lb/> zen allein zu stellen. Was könnte aus solchen Gründen nicht<lb/> Alles „passend“ gefunden werden!</note>. Aber, indem diese Zählung eine Anomalie ver-<lb/> meidet, fällt sie in eine andere, daſs nämlich V. 17. zwar<lb/> in dem Satze: <foreign xml:lang="ell">ἀπὸ Ἀβραὰμ ἕως Δαυὶδ κ. τ. λ.</foreign> der Letz-<lb/> tere eingerechnet wird, in dem Satze aber: <foreign xml:lang="ell">ἀπὸ τὴς μετ-<lb/> οικεσίας Βαβυλῶνος ἕως τοῦ χριςοῦ</foreign> dieser ausgeschlossen. Noch<lb/> ein gröſseres Gebrechen haben die beiden zuletzt angeführ-<lb/> ten Zählungsweisen mit einander gemein. Indem nämlich<lb/> der Verfasser der Genealogie V. 11. und 12. sagt: <foreign xml:lang="ell">Ἰωσίας<lb/> δὲ ἐγέννησε τὸν Ἰεχονίαν — ἐπὶ τῆς μετοικεσίας Βαβυλῶνος·<lb/> μετὰ δὲ τὴν μετοικεσίαν Βαβυλῶνος Ἰεχονίας ἐγέννησε τὸν<lb/> Σαλαϑιήλ:</foreign> so setzt er augenscheinlich den durch das Exil<lb/> gebildeten Abschnitt <choice><sic>zwisehen</sic><corr>zwischen</corr></choice> der zweiten und dritten De-<lb/> katetras nicht schon hinter Josia, sondern erst nach Je-<lb/> chonia, dessen Namen er dann zu Anfang der dritten Rei-<lb/> he ganz ebenso wiederholt, wie am Anfang der zweiten<lb/> den Namen Davids. Da also, um nicht gegen den klaren<lb/> Sinn des Schriftstellers zu verstossen, jede Erklärung zu<lb/> vermeiden ist, bei welcher schon mit Josia die zweite Ab-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0132]
Erster Abschnitt.
chonia, sondern schon mit seinem Vormann Josia schlies-
sen, dann käme der durch die doppelte Zählung Davids
in der zweiten Reihe überflüssig gewordene Jechonia der
dritten zu Gute, und sie hätte mit Jesus ihre 14 Glieder.
Allein es scheint doch gar zu willkührlich, daſs der Ver-
fasser zwar das abschlieſsende Glied der ersten Dekatetras
auch wieder zur zweiten gezählt haben soll, nicht aber
ebenso das Schluſsglied der zweiten noch einmal zur drit-
ten; weſswegen man es mit Andern vorziehen könnte,
wie den David, so auch den Josias doppelt zu zählen, wo-
durch dann die dritte Klasse schon ohne Jesum 14 Glieder
bekäme 9). Aber, indem diese Zählung eine Anomalie ver-
meidet, fällt sie in eine andere, daſs nämlich V. 17. zwar
in dem Satze: ἀπὸ Ἀβραὰμ ἕως Δαυὶδ κ. τ. λ. der Letz-
tere eingerechnet wird, in dem Satze aber: ἀπὸ τὴς μετ-
οικεσίας Βαβυλῶνος ἕως τοῦ χριςοῦ dieser ausgeschlossen. Noch
ein gröſseres Gebrechen haben die beiden zuletzt angeführ-
ten Zählungsweisen mit einander gemein. Indem nämlich
der Verfasser der Genealogie V. 11. und 12. sagt: Ἰωσίας
δὲ ἐγέννησε τὸν Ἰεχονίαν — ἐπὶ τῆς μετοικεσίας Βαβυλῶνος·
μετὰ δὲ τὴν μετοικεσίαν Βαβυλῶνος Ἰεχονίας ἐγέννησε τὸν
Σαλαϑιήλ: so setzt er augenscheinlich den durch das Exil
gebildeten Abschnitt zwischen der zweiten und dritten De-
katetras nicht schon hinter Josia, sondern erst nach Je-
chonia, dessen Namen er dann zu Anfang der dritten Rei-
he ganz ebenso wiederholt, wie am Anfang der zweiten
den Namen Davids. Da also, um nicht gegen den klaren
Sinn des Schriftstellers zu verstossen, jede Erklärung zu
vermeiden ist, bei welcher schon mit Josia die zweite Ab-
9) Nur nicht aus dem mystischen Grunde Olshausen's, Comm. 1,
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Geschlechter einzureihen, sondern als die Blüthe des Gan-
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