Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.Erster Abschnitt. und Abel, diese von Eva und Kain ausgehend, und beidedurch die ganze Geschichte der Offenbarung herunterlau- fend 15). Als wahre Propheten werden im A. T. nur die frommen Männer von Adam bis Josua anerkannt: die spä- teren Propheten und Gottesmänner, unter welchen auch David und Salomo namhaft gemacht sind, werden nicht nur nicht anerkannt, sondern verabscheut 16). Wir fin- den aber sogar bestimmte Spuren, dass den David ihre Abneigung ganz besonders getroffen hat. Mehrere Punkte waren es, welche sie von David (und auch von Salomo) abstiessen. David war ein blutiger Krieger: Blutvergiessen aber nach der Lehre dieser Ebioniten eine der vornehm- sten Sünden; von David ist ein Ehebruch (von Salomo seine Wollust) bekannt: den Ehebruch aber verabscheute die genannte Partei noch mehr als selbst den Mord; David war ein Saitenspieler: das Saitenspiel aber galt jener Sekte, als Erfindung der Kainiten (1. Mos. 4, 21.) für ein Zei- chen der falschen Prophetie; endlich giengen sowohl die von David ausgegangenen als die an ihn (und Salomo) ge- knüpften Weissagungen auf ein irdisches Reich, von wel- chem die späteren Ebioniten nichts wissen wollten 17). Dass es diese Züge gewesen seien, welche der genannten Christenpartei an David missfielen, wird wenigstens in Ei- ner Stelle der Klementinischen Homilien auch ohne Nen- nung des Namens klar genug 18). Diese Verwerfung Da- 15) Homil. 3, 23--27. 16) Epiphan. haeres. 30, 18: meta toutous de (Moses und Josua) ouketi omologousi tina ton propheton, alla kai anathema- tizousi kai khleuazesi, Dabid te kai ton Solomona, omoios de tous peri Eoaian kai Ieremian kai Daniel kai Iezekiel; Elia te kai Elissaion athetousin; ou gar sun- tithentai, blasphemountes tas auton propheteias. Vgl. 15. 17) S. die Belegstellen bei Credner, in der angef. Abhandlung. 18) Diese von Crkdner nicht gehörig berücksichtigte Stelle steht
Homil. 3, 25: eti men kai oi apo tes toutou (touKain) dia- Erster Abschnitt. und Abel, diese von Eva und Kain ausgehend, und beidedurch die ganze Geschichte der Offenbarung herunterlau- fend 15). Als wahre Propheten werden im A. T. nur die frommen Männer von Adam bis Josua anerkannt: die spä- teren Propheten und Gottesmänner, unter welchen auch David und Salomo namhaft gemacht sind, werden nicht nur nicht anerkannt, sondern verabscheut 16). Wir fin- den aber sogar bestimmte Spuren, daſs den David ihre Abneigung ganz besonders getroffen hat. Mehrere Punkte waren es, welche sie von David (und auch von Salomo) abstieſsen. David war ein blutiger Krieger: Blutvergieſsen aber nach der Lehre dieser Ebioniten eine der vornehm- sten Sünden; von David ist ein Ehebruch (von Salomo seine Wollust) bekannt: den Ehebruch aber verabscheute die genannte Partei noch mehr als selbst den Mord; David war ein Saitenspieler: das Saitenspiel aber galt jener Sekte, als Erfindung der Kainiten (1. Mos. 4, 21.) für ein Zei- chen der falschen Prophetie; endlich giengen sowohl die von David ausgegangenen als die an ihn (und Salomo) ge- knüpften Weissagungen auf ein irdisches Reich, von wel- chem die späteren Ebioniten nichts wissen wollten 17). Daſs es diese Züge gewesen seien, welche der genannten Christenpartei an David miſsfielen, wird wenigstens in Ei- ner Stelle der Klementinischen Homilien auch ohne Nen- nung des Namens klar genug 18). Diese Verwerfung Da- 15) Homil. 3, 23—27. 16) Epiphan. haeres. 30, 18: μετὰ τούτους δὲ (Moses und Josua) οὐκέτι ὁμολογοῦσί τινα τῶν προφητῶν, ἀλλὰ καὶ ἀναϑεμα- τίζουσι καὶ χλευάζεσι, Δαβὶδ τε καὶ τὸν Σολομῶνα, ὁμοίως δὲ τοὺς περὶ Ἡοαΐαν καὶ Ἱερεμίαν καὶ Δανιὴλ καὶ Ἰεζεκιήλ· Ἠλία τε καὶ Ἐλισσαῖον ἀϑετοῦσιν· οὐ γὰρ συν- τίϑενται, βλασφημοῦντες τὰς αὐτῶν προφητείας. Vgl. 15. 17) S. die Belegstellen bei Credner, in der angef. Abhandlung. 18) Diese von Crkdner nicht gehörig berücksichtigte Stelle steht
Homil. 3, 25: ἔτι μὴν καὶ οἱ ἀπὸ τῆς τούτου (τοῦΚαῒν) δια- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0188" n="164"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Erster Abschnitt</hi>.</fw><lb/> und Abel, diese von Eva und Kain ausgehend, und beide<lb/> durch die ganze Geschichte der Offenbarung herunterlau-<lb/> fend <note place="foot" n="15)">Homil. 3, 23—27.</note>. Als wahre Propheten werden im A. T. nur die<lb/> frommen Männer von Adam bis Josua anerkannt: die spä-<lb/> teren Propheten und Gottesmänner, unter welchen auch<lb/> David und Salomo namhaft gemacht sind, werden nicht<lb/> nur nicht anerkannt, sondern verabscheut <note place="foot" n="16)">Epiphan. haeres. 30, 18: <foreign xml:lang="ell">μετὰ τούτους δὲ</foreign> (Moses und Josua)<lb/><foreign xml:lang="ell">οὐκέτι ὁμολογοῦσί τινα τῶν προφητῶν, ἀλλὰ καὶ ἀναϑεμα-<lb/> τίζουσι καὶ χλευάζεσι, Δαβὶδ τε καὶ τὸν Σολομῶνα,<lb/> ὁμοίως δὲ τοὺς περὶ Ἡοαΐαν καὶ Ἱερεμίαν καὶ Δανιὴλ καὶ<lb/> Ἰεζεκιήλ· Ἠλία τε καὶ Ἐλισσαῖον ἀϑετοῦσιν· οὐ γὰρ συν-<lb/> τίϑενται, βλασφημοῦντες τὰς αὐτῶν προφητείας.</foreign> Vgl. 15.</note>. Wir fin-<lb/> den aber sogar bestimmte Spuren, daſs den David ihre<lb/> Abneigung ganz besonders getroffen hat. Mehrere Punkte<lb/> waren es, welche sie von David (und auch von Salomo)<lb/> abstieſsen. David war ein blutiger Krieger: Blutvergieſsen<lb/> aber nach der Lehre dieser Ebioniten eine der vornehm-<lb/> sten Sünden; von David ist ein Ehebruch (von Salomo seine<lb/> Wollust) bekannt: den Ehebruch aber verabscheute die<lb/> genannte Partei noch mehr als selbst den Mord; David<lb/> war ein Saitenspieler: das Saitenspiel aber galt jener Sekte,<lb/> als Erfindung der Kainiten (1. Mos. 4, 21.) für ein Zei-<lb/> chen der falschen Prophetie; endlich giengen sowohl die<lb/> von David ausgegangenen als die an ihn (und Salomo) ge-<lb/> knüpften Weissagungen auf ein irdisches Reich, von wel-<lb/> chem die späteren Ebioniten nichts wissen wollten <note place="foot" n="17)">S. die Belegstellen bei <hi rendition="#k">Credner</hi>, in der angef. Abhandlung.</note>.<lb/> Daſs es diese Züge gewesen seien, welche der genannten<lb/> Christenpartei an David miſsfielen, wird wenigstens in Ei-<lb/> ner Stelle der Klementinischen Homilien auch ohne Nen-<lb/> nung des Namens klar genug <note xml:id="seg2pn_9_1" next="#seg2pn_9_2" place="foot" n="18)">Diese von <hi rendition="#k">Crkdner</hi> nicht gehörig berücksichtigte Stelle steht<lb/> Homil. 3, 25: <foreign xml:lang="ell">ἔτι μὴν καὶ οἱ ἀπὸ τῆς τούτου (τοῦΚαῒν) δια-</foreign></note>. Diese Verwerfung Da-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0188]
Erster Abschnitt.
und Abel, diese von Eva und Kain ausgehend, und beide
durch die ganze Geschichte der Offenbarung herunterlau-
fend 15). Als wahre Propheten werden im A. T. nur die
frommen Männer von Adam bis Josua anerkannt: die spä-
teren Propheten und Gottesmänner, unter welchen auch
David und Salomo namhaft gemacht sind, werden nicht
nur nicht anerkannt, sondern verabscheut 16). Wir fin-
den aber sogar bestimmte Spuren, daſs den David ihre
Abneigung ganz besonders getroffen hat. Mehrere Punkte
waren es, welche sie von David (und auch von Salomo)
abstieſsen. David war ein blutiger Krieger: Blutvergieſsen
aber nach der Lehre dieser Ebioniten eine der vornehm-
sten Sünden; von David ist ein Ehebruch (von Salomo seine
Wollust) bekannt: den Ehebruch aber verabscheute die
genannte Partei noch mehr als selbst den Mord; David
war ein Saitenspieler: das Saitenspiel aber galt jener Sekte,
als Erfindung der Kainiten (1. Mos. 4, 21.) für ein Zei-
chen der falschen Prophetie; endlich giengen sowohl die
von David ausgegangenen als die an ihn (und Salomo) ge-
knüpften Weissagungen auf ein irdisches Reich, von wel-
chem die späteren Ebioniten nichts wissen wollten 17).
Daſs es diese Züge gewesen seien, welche der genannten
Christenpartei an David miſsfielen, wird wenigstens in Ei-
ner Stelle der Klementinischen Homilien auch ohne Nen-
nung des Namens klar genug 18). Diese Verwerfung Da-
15) Homil. 3, 23—27.
16) Epiphan. haeres. 30, 18: μετὰ τούτους δὲ (Moses und Josua)
οὐκέτι ὁμολογοῦσί τινα τῶν προφητῶν, ἀλλὰ καὶ ἀναϑεμα-
τίζουσι καὶ χλευάζεσι, Δαβὶδ τε καὶ τὸν Σολομῶνα,
ὁμοίως δὲ τοὺς περὶ Ἡοαΐαν καὶ Ἱερεμίαν καὶ Δανιὴλ καὶ
Ἰεζεκιήλ· Ἠλία τε καὶ Ἐλισσαῖον ἀϑετοῦσιν· οὐ γὰρ συν-
τίϑενται, βλασφημοῦντες τὰς αὐτῶν προφητείας. Vgl. 15.
17) S. die Belegstellen bei Credner, in der angef. Abhandlung.
18) Diese von Crkdner nicht gehörig berücksichtigte Stelle steht
Homil. 3, 25: ἔτι μὴν καὶ οἱ ἀπὸ τῆς τούτου (τοῦΚαῒν) δια-
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