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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

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Dritter Abschnitt.
Jünger zum Aufbruch von Bethanien und zum Gang nach
Jerusalem ermahnte. Hier fallen nun die Synoptiker ein,
indem sie ihn auf dem Wege nach Jerusalem die zwei
Jünger zur Bestellung des Mahls aussenden lassen, hierauf
das Paschamahl einfügen, von welchem Johannes schweigt,
und seinerseits erst wieder mit den nach dem Paschamahl
gehaltenen Reden (15, 1 ff.) eingreift 1). Diesem Versuch
gegenüber, durch Beziehung der beiderseitigen Erzählun-
gen auf ganz verschiedene Vorfälle den Widerspruch zu
vermeiden, kehrt sich nun aber die in mehreren Zügen
unverkennbare Identität beider Mahlzeiten heraus. Abge-
sehen nämlich von einzelnen Stücken, die sich gleicherwei-
se in beiden Relationen finden, will offenbar Johannes wie
die Synoptiker das lezte Mahl schildern, welches Jesus
mit seinen Schülern gehalten hat. Darauf deutet schon die
Einleitung der johanneischen Erzählung hin: denn der Be-
weis, der ihr zufolge hier gegeben werden soll, wie Je-
sus die Seinigen eis telos geliebt habe, liess sich am pas-
sendsten aus seinem lezten geselligen Zusammensein mit
denselben entnehmen. Ebenso weisen die nach dem Mahle
geführten Reden auf unmittelbar bevorstehenden Abschied
hin, und an die Mahlzeit und die Reden schliesst sich auch
bei Johannes unmittelbar der Hingang nach Gethsemane
und die Gefangennehmung Jesu an. Freilich sollen dieser
Ansicht zufolge die zulezt genannten Vorgänge nur an die-
jenigen Gespräche sich unmittelbar anknüpfen, welche bei
dem späteren, von Johannes übergangenen, Mahle geführt
worden sind (Kap. 15--17.): allein, dass zwischen 14, 31.
und 15, 1. der Verfasser des vierten Evangeliums auf be-
wusste Weise das ganze Paschamahl ausgelassen habe,
diess, obwohl es das wunderliche egeiresthe, agomen en-
teuthen nicht übel zu erklären scheinen könnte, wird wohl

1) So Lightfoot, horae, p. 463 ff.; Hess, Geschichte Jesu, 2, S.
273 ff., auch Venturini, 3, S. 634 ff.

Dritter Abschnitt.
Jünger zum Aufbruch von Bethanien und zum Gang nach
Jerusalem ermahnte. Hier fallen nun die Synoptiker ein,
indem sie ihn auf dem Wege nach Jerusalem die zwei
Jünger zur Bestellung des Mahls aussenden lassen, hierauf
das Paschamahl einfügen, von welchem Johannes schweigt,
und seinerseits erst wieder mit den nach dem Paschamahl
gehaltenen Reden (15, 1 ff.) eingreift 1). Diesem Versuch
gegenüber, durch Beziehung der beiderseitigen Erzählun-
gen auf ganz verschiedene Vorfälle den Widerspruch zu
vermeiden, kehrt sich nun aber die in mehreren Zügen
unverkennbare Identität beider Mahlzeiten heraus. Abge-
sehen nämlich von einzelnen Stücken, die sich gleicherwei-
se in beiden Relationen finden, will offenbar Johannes wie
die Synoptiker das lezte Mahl schildern, welches Jesus
mit seinen Schülern gehalten hat. Darauf deutet schon die
Einleitung der johanneischen Erzählung hin: denn der Be-
weis, der ihr zufolge hier gegeben werden soll, wie Je-
sus die Seinigen εἰς τέλος geliebt habe, lieſs sich am pas-
sendsten aus seinem lezten geselligen Zusammensein mit
denselben entnehmen. Ebenso weisen die nach dem Mahle
geführten Reden auf unmittelbar bevorstehenden Abschied
hin, und an die Mahlzeit und die Reden schlieſst sich auch
bei Johannes unmittelbar der Hingang nach Gethsemane
und die Gefangennehmung Jesu an. Freilich sollen dieser
Ansicht zufolge die zulezt genannten Vorgänge nur an die-
jenigen Gespräche sich unmittelbar anknüpfen, welche bei
dem späteren, von Johannes übergangenen, Mahle geführt
worden sind (Kap. 15—17.): allein, daſs zwischen 14, 31.
und 15, 1. der Verfasser des vierten Evangeliums auf be-
wuſste Weise das ganze Paschamahl ausgelassen habe,
dieſs, obwohl es das wunderliche ἐγείρεσϑε, ἄγωμεν ἐν-
τεῦϑεν nicht übel zu erklären scheinen könnte, wird wohl

1) So Lightfoot, horae, p. 463 ff.; Hess, Geschichte Jesu, 2, S.
273 ff., auch Venturini, 3, S. 634 ff.
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[404/0423] Dritter Abschnitt. Jünger zum Aufbruch von Bethanien und zum Gang nach Jerusalem ermahnte. Hier fallen nun die Synoptiker ein, indem sie ihn auf dem Wege nach Jerusalem die zwei Jünger zur Bestellung des Mahls aussenden lassen, hierauf das Paschamahl einfügen, von welchem Johannes schweigt, und seinerseits erst wieder mit den nach dem Paschamahl gehaltenen Reden (15, 1 ff.) eingreift 1). Diesem Versuch gegenüber, durch Beziehung der beiderseitigen Erzählun- gen auf ganz verschiedene Vorfälle den Widerspruch zu vermeiden, kehrt sich nun aber die in mehreren Zügen unverkennbare Identität beider Mahlzeiten heraus. Abge- sehen nämlich von einzelnen Stücken, die sich gleicherwei- se in beiden Relationen finden, will offenbar Johannes wie die Synoptiker das lezte Mahl schildern, welches Jesus mit seinen Schülern gehalten hat. Darauf deutet schon die Einleitung der johanneischen Erzählung hin: denn der Be- weis, der ihr zufolge hier gegeben werden soll, wie Je- sus die Seinigen εἰς τέλος geliebt habe, lieſs sich am pas- sendsten aus seinem lezten geselligen Zusammensein mit denselben entnehmen. Ebenso weisen die nach dem Mahle geführten Reden auf unmittelbar bevorstehenden Abschied hin, und an die Mahlzeit und die Reden schlieſst sich auch bei Johannes unmittelbar der Hingang nach Gethsemane und die Gefangennehmung Jesu an. Freilich sollen dieser Ansicht zufolge die zulezt genannten Vorgänge nur an die- jenigen Gespräche sich unmittelbar anknüpfen, welche bei dem späteren, von Johannes übergangenen, Mahle geführt worden sind (Kap. 15—17.): allein, daſs zwischen 14, 31. und 15, 1. der Verfasser des vierten Evangeliums auf be- wuſste Weise das ganze Paschamahl ausgelassen habe, dieſs, obwohl es das wunderliche ἐγείρεσϑε, ἄγωμεν ἐν- τεῦϑεν nicht übel zu erklären scheinen könnte, wird wohl 1) So Lightfoot, horae, p. 463 ff.; Hess, Geschichte Jesu, 2, S. 273 ff., auch Venturini, 3, S. 634 ff.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/423>, abgerufen am 24.11.2024.