von sich selbst starb, indem keine fernere Gewalt dazu kam, und er noch länger am Kreuze hätte leben können. End- lich gehört auch dieses zu der Weisheit des Kreuzes Jesu, daß dabey alle Weissagungen und Vorbilder erfüllt wor- den sind.
Wie viel Weisheit und Gnade ist also in dem Kreu- zestode meines Jesu vereiniget! Und welche hohe Ursache habe ich, ihn meinen einzigen Ruhm, meinen wichtigsten Trost und meine erhabenste Freude seyn zu lassen! Ich darf ja nur die unaussprechlichen Wohlthaten bedenken, welche mir durch das Kreuz Jesu sind erworben worden; ich darf ja nur auf das Elend zurücksehen, in welches ich durch meine Sünden gerathen seyn würde, wenn Jesus nicht ein vollgültiges Opfer der Versöhnung dargebracht hätte. Schon dis wird mein Herz zur innigsten Hochach- tung seines Kreuzestodes ermuntern können. Verlange ich Trost bey der Anklage meines Gewissens: so sehe ich in dem gekreuzigten Jesu den Versöhner aller meiner Sün- den. Machen mir die Strafen bange, welche ich durch meine Uebertretungen verdienet habe: so sagt mir das Kreuz Jesu, daß er meine Krankheiten getragen, und mei- ne Schmerzen auf sich geladen habe; daß er um meiner Sünden willen verwundet, und um meiner Missethat willen zerschlagen worden sey. Schreckt mich der Fluch des Ge- setzes: so kann ich auf denjenigen gläubig aufsehen, der am Kreuze ein Fluch für mich geworden, und dadurch mir den herrlichsten Segen erworben hat. In dieser Absicht ist das Kreuz Jesu das kräftigste Mittel meiner Seligkeit, der Grund meiner Versöhnung und Hofnung, die Quelle meiner Gerechtigkeit, meiner Ruhe, meiner Freyheit und meines Trostes, und die Ursache meiner ewigen Se- ligkeit.
Aber
Jeſus am Kreuze.
von ſich ſelbſt ſtarb, indem keine fernere Gewalt dazu kam, und er noch länger am Kreuze hätte leben können. End- lich gehört auch dieſes zu der Weisheit des Kreuzes Jeſu, daß dabey alle Weiſſagungen und Vorbilder erfüllt wor- den ſind.
Wie viel Weisheit und Gnade iſt alſo in dem Kreu- zestode meines Jeſu vereiniget! Und welche hohe Urſache habe ich, ihn meinen einzigen Ruhm, meinen wichtigſten Troſt und meine erhabenſte Freude ſeyn zu laſſen! Ich darf ja nur die unausſprechlichen Wohlthaten bedenken, welche mir durch das Kreuz Jeſu ſind erworben worden; ich darf ja nur auf das Elend zurückſehen, in welches ich durch meine Sünden gerathen ſeyn würde, wenn Jeſus nicht ein vollgültiges Opfer der Verſöhnung dargebracht hätte. Schon dis wird mein Herz zur innigſten Hochach- tung ſeines Kreuzestodes ermuntern können. Verlange ich Troſt bey der Anklage meines Gewiſſens: ſo ſehe ich in dem gekreuzigten Jeſu den Verſöhner aller meiner Sün- den. Machen mir die Strafen bange, welche ich durch meine Uebertretungen verdienet habe: ſo ſagt mir das Kreuz Jeſu, daß er meine Krankheiten getragen, und mei- ne Schmerzen auf ſich geladen habe; daß er um meiner Sünden willen verwundet, und um meiner Miſſethat willen zerſchlagen worden ſey. Schreckt mich der Fluch des Ge- ſetzes: ſo kann ich auf denjenigen gläubig aufſehen, der am Kreuze ein Fluch für mich geworden, und dadurch mir den herrlichſten Segen erworben hat. In dieſer Abſicht iſt das Kreuz Jeſu das kräftigſte Mittel meiner Seligkeit, der Grund meiner Verſöhnung und Hofnung, die Quelle meiner Gerechtigkeit, meiner Ruhe, meiner Freyheit und meines Troſtes, und die Urſache meiner ewigen Se- ligkeit.
Aber
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Jeſus am Kreuze.
von ſich ſelbſt ſtarb, indem keine fernere Gewalt dazu kam,
und er noch länger am Kreuze hätte leben können. End-
lich gehört auch dieſes zu der Weisheit des Kreuzes Jeſu,
daß dabey alle Weiſſagungen und Vorbilder erfüllt wor-
den ſind.
Wie viel Weisheit und Gnade iſt alſo in dem Kreu-
zestode meines Jeſu vereiniget! Und welche hohe Urſache
habe ich, ihn meinen einzigen Ruhm, meinen wichtigſten
Troſt und meine erhabenſte Freude ſeyn zu laſſen! Ich
darf ja nur die unausſprechlichen Wohlthaten bedenken,
welche mir durch das Kreuz Jeſu ſind erworben worden;
ich darf ja nur auf das Elend zurückſehen, in welches ich
durch meine Sünden gerathen ſeyn würde, wenn Jeſus
nicht ein vollgültiges Opfer der Verſöhnung dargebracht
hätte. Schon dis wird mein Herz zur innigſten Hochach-
tung ſeines Kreuzestodes ermuntern können. Verlange
ich Troſt bey der Anklage meines Gewiſſens: ſo ſehe ich
in dem gekreuzigten Jeſu den Verſöhner aller meiner Sün-
den. Machen mir die Strafen bange, welche ich durch
meine Uebertretungen verdienet habe: ſo ſagt mir das
Kreuz Jeſu, daß er meine Krankheiten getragen, und mei-
ne Schmerzen auf ſich geladen habe; daß er um meiner
Sünden willen verwundet, und um meiner Miſſethat willen
zerſchlagen worden ſey. Schreckt mich der Fluch des Ge-
ſetzes: ſo kann ich auf denjenigen gläubig aufſehen, der am
Kreuze ein Fluch für mich geworden, und dadurch mir
den herrlichſten Segen erworben hat. In dieſer Abſicht
iſt das Kreuz Jeſu das kräftigſte Mittel meiner Seligkeit,
der Grund meiner Verſöhnung und Hofnung, die Quelle
meiner Gerechtigkeit, meiner Ruhe, meiner Freyheit und
meines Troſtes, und die Urſache meiner ewigen Se-
ligkeit.
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/163>, abgerufen am 18.06.2024.
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