gegen alle Versuchungen kämpfen möge. Gedenke an mich in meiner Todesnoth, und stehe mir mit deiner Gna- de bey, damit ich den Himmel eröfnet finde, wenn mir die Welt verschlossen ist.
Gedenke aller Verlaßnen, aller Leidenden, aller Sün- der, aller Sterbenden im Besten. Von allen diesen Elenden werden in diesem Augenblick viele seyn, welche dich von ganzem Herzen suchen werden. Siehe sie gnädig an, und laß sie um deiner Erlösung willen den Himmel finden!
Sieben und dreyßigste Betrachtung. Gnade Jesu gegen den bußfertigen Schächer.
Lucä 23, 43. Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: heute wirst du mit mir im Paradiese seyn.
Bey diesem Ausspruch erkenne ich Jesum in seiner gött- lichen Grösse, welche auch durch die tiefste Ernie- drigung nicht ganz vernichtet werden konnte. Nie- drigkeit und Hoheit, Schmach und Ehre, Armuth und Reichthum sahe ich hier in dieser leidenden Person auf die geheimnisvolleste Art vereinbaret. Was kein König, wenn ihn der Tod seiner irdischen Hoheit beraubt, thun kann, das thut hier der gekreuzigte Jesus: er verspricht dem bußfer- tigen Schächer einen Antheil an seinem Reich und an der Herrlichkeit, die er am Tage seines Todes erwartete. Ge- reichte es zuvor meiner schwachen Vernunft zum Aerger-
niß,
L 4
Bekehrung des Schächers zu Jeſu.
gegen alle Verſuchungen kämpfen möge. Gedenke an mich in meiner Todesnoth, und ſtehe mir mit deiner Gna- de bey, damit ich den Himmel eröfnet finde, wenn mir die Welt verſchloſſen iſt.
Gedenke aller Verlaßnen, aller Leidenden, aller Sün- der, aller Sterbenden im Beſten. Von allen dieſen Elenden werden in dieſem Augenblick viele ſeyn, welche dich von ganzem Herzen ſuchen werden. Siehe ſie gnädig an, und laß ſie um deiner Erlöſung willen den Himmel finden!
Sieben und dreyßigſte Betrachtung. Gnade Jeſu gegen den bußfertigen Schächer.
Lucä 23, 43. Jeſus ſprach zu ihm: Wahrlich, ich ſage dir: heute wirſt du mit mir im Paradieſe ſeyn.
Bey dieſem Ausſpruch erkenne ich Jeſum in ſeiner gött- lichen Gröſſe, welche auch durch die tiefſte Ernie- drigung nicht ganz vernichtet werden konnte. Nie- drigkeit und Hoheit, Schmach und Ehre, Armuth und Reichthum ſahe ich hier in dieſer leidenden Perſon auf die geheimnisvolleſte Art vereinbaret. Was kein König, wenn ihn der Tod ſeiner irdiſchen Hoheit beraubt, thun kann, das thut hier der gekreuzigte Jeſus: er verſpricht dem bußfer- tigen Schächer einen Antheil an ſeinem Reich und an der Herrlichkeit, die er am Tage ſeines Todes erwartete. Ge- reichte es zuvor meiner ſchwachen Vernunft zum Aerger-
niß,
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Bekehrung des Schächers zu Jeſu.
gegen alle Verſuchungen kämpfen möge. Gedenke an
mich in meiner Todesnoth, und ſtehe mir mit deiner Gna-
de bey, damit ich den Himmel eröfnet finde, wenn mir die
Welt verſchloſſen iſt.
Gedenke aller Verlaßnen, aller Leidenden, aller Sün-
der, aller Sterbenden im Beſten. Von allen dieſen
Elenden werden in dieſem Augenblick viele ſeyn, welche dich
von ganzem Herzen ſuchen werden. Siehe ſie gnädig
an, und laß ſie um deiner Erlöſung willen den Himmel
finden!
Sieben und dreyßigſte Betrachtung.
Gnade Jeſu gegen den bußfertigen
Schächer.
Lucä 23, 43.
Jeſus ſprach zu ihm: Wahrlich, ich ſage dir: heute wirſt
du mit mir im Paradieſe ſeyn.
Bey dieſem Ausſpruch erkenne ich Jeſum in ſeiner gött-
lichen Gröſſe, welche auch durch die tiefſte Ernie-
drigung nicht ganz vernichtet werden konnte. Nie-
drigkeit und Hoheit, Schmach und Ehre, Armuth und
Reichthum ſahe ich hier in dieſer leidenden Perſon auf die
geheimnisvolleſte Art vereinbaret. Was kein König, wenn
ihn der Tod ſeiner irdiſchen Hoheit beraubt, thun kann, das
thut hier der gekreuzigte Jeſus: er verſpricht dem bußfer-
tigen Schächer einen Antheil an ſeinem Reich und an der
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Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/189>, abgerufen am 18.06.2024.
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