2. Es kömmt bey meinem Gebete nicht auf die Wahl oder Kunst der Worte, sondern auf die Inbrunst meines Herzens an. Je gerührter mein Herz ist, desto einfältiger wird auch mein Gebet seyn.
3. Wie schrecklich müssen die Sündenquaalen seyn, da Jesus unter dem Gefühl der ihm zugerechneten Sünden Todesangst empfindet und Blutschweiß vergießt!
4. Wenn ich lange genug unter den Leiden ausgehalten habe so wird der Herr auch mir eine Erquickung angedeihen lassen.
5. Auch mir kann es widerfahren, daß meine Beängstigung, so lange ich lebe, nicht völlig gehoben wird. Allein mein Trost ist, daß doch der Tod unfehlbar allen meinem Elend ein Ende macht.
6. Oft ereignet es sich, daß immer eine Noth auf die andre folgt. Unter diesen Umständen muß ich vornehmlich mich durch den Glauben und die Geduld stärken.
5. Ankunft des Verräthers.
Jesus hatte kaum die letzten Worte ausgesprochen, so hatte sich Judas schon genähert. Ihm folgte eine gros- se Schaar. Sie bestand zum Theil aus römischen Sol- daten, die auf dem antonianischen Schlosse, zur Verhü- tung aller Unruhe, die Wache halten mußten: zum Theil auch aus den Dienern des hohen Raths, deren Anführer die Hauptleute des Tempels waren. Die Soldaten waren mit ihren gewöhnlichen Schwerdtern versehen, die Diener aber trugen grosse Stöcke, um Gewalt zu gebrau- chen, wenn sich Jesus zur Wehre setzen sollte. Sie hat- ten auch zu noch grösserer Vorsicht Fackeln und Lampen bey sich, damit sie Jesum, wenn er sich etwa unter den Gebüschen verkriechen sollte, desto leichter aufsuchen könn- ten. Judas gieng in einiger Entfernung vor der Schaar her; vielleicht um sich das Ansehen zu geben, als wenn ihm die nachfolgende Schaar gar nichts angienge.
Prak-
Zweyter Abſchnitt.
2. Es kömmt bey meinem Gebete nicht auf die Wahl oder Kunſt der Worte, ſondern auf die Inbrunſt meines Herzens an. Je gerührter mein Herz iſt, deſto einfältiger wird auch mein Gebet ſeyn.
3. Wie ſchrecklich müſſen die Sündenquaalen ſeyn, da Jeſus unter dem Gefühl der ihm zugerechneten Sünden Todesangſt empfindet und Blutſchweiß vergießt!
4. Wenn ich lange genug unter den Leiden ausgehalten habe ſo wird der Herr auch mir eine Erquickung angedeihen laſſen.
5. Auch mir kann es widerfahren, daß meine Beängſtigung, ſo lange ich lebe, nicht völlig gehoben wird. Allein mein Troſt iſt, daß doch der Tod unfehlbar allen meinem Elend ein Ende macht.
6. Oft ereignet es ſich, daß immer eine Noth auf die andre folgt. Unter dieſen Umſtänden muß ich vornehmlich mich durch den Glauben und die Geduld ſtärken.
5. Ankunft des Verräthers.
Jeſus hatte kaum die letzten Worte ausgeſprochen, ſo hatte ſich Judas ſchon genähert. Ihm folgte eine groſ- ſe Schaar. Sie beſtand zum Theil aus römiſchen Sol- daten, die auf dem antonianiſchen Schloſſe, zur Verhü- tung aller Unruhe, die Wache halten mußten: zum Theil auch aus den Dienern des hohen Raths, deren Anführer die Hauptleute des Tempels waren. Die Soldaten waren mit ihren gewöhnlichen Schwerdtern verſehen, die Diener aber trugen groſſe Stöcke, um Gewalt zu gebrau- chen, wenn ſich Jeſus zur Wehre ſetzen ſollte. Sie hat- ten auch zu noch gröſſerer Vorſicht Fackeln und Lampen bey ſich, damit ſie Jeſum, wenn er ſich etwa unter den Gebüſchen verkriechen ſollte, deſto leichter aufſuchen könn- ten. Judas gieng in einiger Entfernung vor der Schaar her; vielleicht um ſich das Anſehen zu geben, als wenn ihm die nachfolgende Schaar gar nichts angienge.
Prak-
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Zweyter Abſchnitt.
2. Es kömmt bey meinem Gebete nicht auf die Wahl oder
Kunſt der Worte, ſondern auf die Inbrunſt meines Herzens
an. Je gerührter mein Herz iſt, deſto einfältiger wird auch
mein Gebet ſeyn.
3. Wie ſchrecklich müſſen die Sündenquaalen ſeyn, da Jeſus
unter dem Gefühl der ihm zugerechneten Sünden Todesangſt
empfindet und Blutſchweiß vergießt!
4. Wenn ich lange genug unter den Leiden ausgehalten habe
ſo wird der Herr auch mir eine Erquickung angedeihen laſſen.
5. Auch mir kann es widerfahren, daß meine Beängſtigung,
ſo lange ich lebe, nicht völlig gehoben wird. Allein mein Troſt
iſt, daß doch der Tod unfehlbar allen meinem Elend ein Ende
macht.
6. Oft ereignet es ſich, daß immer eine Noth auf die andre
folgt. Unter dieſen Umſtänden muß ich vornehmlich mich durch
den Glauben und die Geduld ſtärken.
5. Ankunft des Verräthers.
Jeſus hatte kaum die letzten Worte ausgeſprochen,
ſo hatte ſich Judas ſchon genähert. Ihm folgte eine groſ-
ſe Schaar. Sie beſtand zum Theil aus römiſchen Sol-
daten, die auf dem antonianiſchen Schloſſe, zur Verhü-
tung aller Unruhe, die Wache halten mußten: zum Theil
auch aus den Dienern des hohen Raths, deren Anführer
die Hauptleute des Tempels waren. Die Soldaten
waren mit ihren gewöhnlichen Schwerdtern verſehen, die
Diener aber trugen groſſe Stöcke, um Gewalt zu gebrau-
chen, wenn ſich Jeſus zur Wehre ſetzen ſollte. Sie hat-
ten auch zu noch gröſſerer Vorſicht Fackeln und Lampen
bey ſich, damit ſie Jeſum, wenn er ſich etwa unter den
Gebüſchen verkriechen ſollte, deſto leichter aufſuchen könn-
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Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/248>, abgerufen am 18.06.2024.
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