Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.Tagebuch von einer nach Nizza gütern etwa eine Allee von Pappeln, oder von demNesselbaum oder Alizier, wie er hier genennt wird. (Celtio fructu nigro, Tournef.) Die Häuser sind also das Vornehmste, und dienen den Eigenthümern insgemein vom Sonnabend Abend bis an den nächsten Montag zur Ergötzlichkeit. Mit einer Familie im Sommer da zu wohnen, würde wegen der großen Hi- tze und Mangel des Schattens nicht angehen. Eine Meile von Marseille erweitert sich das enge Ueber Aubagne hin wird das Thal wieder enger, be-
Tagebuch von einer nach Nizza guͤtern etwa eine Allee von Pappeln, oder von demNeſſelbaum oder Alizier, wie er hier genennt wird. (Celtio fructu nigro, Tournef.) Die Haͤuſer ſind alſo das Vornehmſte, und dienen den Eigenthuͤmern insgemein vom Sonnabend Abend bis an den naͤchſten Montag zur Ergoͤtzlichkeit. Mit einer Familie im Sommer da zu wohnen, wuͤrde wegen der großen Hi- tze und Mangel des Schattens nicht angehen. Eine Meile von Marſeille erweitert ſich das enge Ueber Aubagne hin wird das Thal wieder enger, be-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="diaryEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0144" n="124"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Tagebuch von einer nach Nizza</hi></fw><lb/> guͤtern etwa eine Allee von Pappeln, oder von dem<lb/> Neſſelbaum oder Alizier, wie er hier genennt wird.<lb/> (<hi rendition="#aq">Celtio fructu nigro, Tournef.</hi>) Die Haͤuſer ſind<lb/> alſo das Vornehmſte, und dienen den Eigenthuͤmern<lb/> insgemein vom Sonnabend Abend bis an den naͤchſten<lb/> Montag zur Ergoͤtzlichkeit. Mit einer Familie im<lb/> Sommer da zu wohnen, wuͤrde wegen der großen Hi-<lb/> tze und Mangel des Schattens nicht angehen.</p><lb/> <p>Eine Meile von <hi rendition="#fr">Marſeille</hi> erweitert ſich das enge<lb/> Thal, wodurch man faͤhrt, etwas; man ſiehet jetzt<lb/> linker Hand am Wege einige angenehme Wieſen, ei-<lb/> ne in dieſem Lande ſeltene Sache; und das Land iſt<lb/> ſtark mit Baͤumen beſetzt. Bey jetziger Jahreszeit,<lb/> da die Blaͤtter der Baͤume ihre Farbe veraͤndern, iſt<lb/> hier die Ausſicht ſehr angenehm. Von beyden Sei-<lb/> ten der Straße ſieht man ſteile Berge, zwiſchen de-<lb/> nen die Straße geht. Auf dieſen wechſelt die weißli-<lb/> che und graue Farbe der Felſen mit dem hellen Gruͤn<lb/> der uͤberall dazwiſchen wachſenden Pinaſter, und dem<lb/> dunkeln Gruͤn der Steineiche ab. Jm Grunde ge-<lb/> ben die Weinreben, die jetzt gruͤne, gelbe und rothe<lb/> Blaͤtter haben, das blaſſe Gruͤn der Olivenbaͤume,<lb/> die Maulbeerbaͤume, die Wieſen, Aecker, und die<lb/> uͤberall herum zerſtreuten kleinen Gebaͤude eine große<lb/> Mannichfaltigkeit von Formen und Farben zu ſehen.</p><lb/> <p>Ueber <hi rendition="#fr">Aubagne</hi> hin wird das Thal wieder enger,<lb/> und etwa eine Stunde weit hinter dieſem Orte ſtoßen<lb/> die Berge, die man bis dahin zur Seite gehabt hat,<lb/> zuſammen, und verſchließen das Thal. Nun geht<lb/> der Weg allmaͤhlig in die Hoͤhe und uͤber dieſe Berge<lb/> weg. Sie ſind hier etwas dichter mit Pinaſtern<lb/> <fw place="bottom" type="catch">be-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0144]
Tagebuch von einer nach Nizza
guͤtern etwa eine Allee von Pappeln, oder von dem
Neſſelbaum oder Alizier, wie er hier genennt wird.
(Celtio fructu nigro, Tournef.) Die Haͤuſer ſind
alſo das Vornehmſte, und dienen den Eigenthuͤmern
insgemein vom Sonnabend Abend bis an den naͤchſten
Montag zur Ergoͤtzlichkeit. Mit einer Familie im
Sommer da zu wohnen, wuͤrde wegen der großen Hi-
tze und Mangel des Schattens nicht angehen.
Eine Meile von Marſeille erweitert ſich das enge
Thal, wodurch man faͤhrt, etwas; man ſiehet jetzt
linker Hand am Wege einige angenehme Wieſen, ei-
ne in dieſem Lande ſeltene Sache; und das Land iſt
ſtark mit Baͤumen beſetzt. Bey jetziger Jahreszeit,
da die Blaͤtter der Baͤume ihre Farbe veraͤndern, iſt
hier die Ausſicht ſehr angenehm. Von beyden Sei-
ten der Straße ſieht man ſteile Berge, zwiſchen de-
nen die Straße geht. Auf dieſen wechſelt die weißli-
che und graue Farbe der Felſen mit dem hellen Gruͤn
der uͤberall dazwiſchen wachſenden Pinaſter, und dem
dunkeln Gruͤn der Steineiche ab. Jm Grunde ge-
ben die Weinreben, die jetzt gruͤne, gelbe und rothe
Blaͤtter haben, das blaſſe Gruͤn der Olivenbaͤume,
die Maulbeerbaͤume, die Wieſen, Aecker, und die
uͤberall herum zerſtreuten kleinen Gebaͤude eine große
Mannichfaltigkeit von Formen und Farben zu ſehen.
Ueber Aubagne hin wird das Thal wieder enger,
und etwa eine Stunde weit hinter dieſem Orte ſtoßen
die Berge, die man bis dahin zur Seite gehabt hat,
zuſammen, und verſchließen das Thal. Nun geht
der Weg allmaͤhlig in die Hoͤhe und uͤber dieſe Berge
weg. Sie ſind hier etwas dichter mit Pinaſtern
be-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |