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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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gethanen Reise.
ist. Er hat schöne Alleen von hohen Bäumen, und
dienet zum öffentlichen Spaziergange.

Ehe ich diesen Ort verlasse, muß ich noch einer
Merkwürdigkeit der Natur in dieser Gegend gedenken.
Ein verständiger und glaubwürdiger Mann in Toulon
hat mir gesagt, daß seit dem kalten Winter von 1709,
der die Orangen und viele andre Bäume dieser Ge-
gend getödtet hat, weder die Orangen- noch die Fei-
genbäume mit dem Vortheil können gepflanzt werden,
als ehedem geschehen ist. Die erstern sind hernach
oft wieder erfroren, so daß man endlich des Nach-
pflanzens müde geworden, und es gänzlich aufgege-
ben hat. Feigenbäume werden zwar noch gepflanzt,
aber sie sollen bey weitem nicht mehr zu ihrer ehemali-
gen Größe gelangen, so daß jemand, der ehedem von
seinen alten Bäumen jährlich 10 bis 15 Centner tro-
ckene Feigen gewonnen, gegenwärtig von einer glei-
chen Anzahl Bäume kaum den vierten Theil so viel
gewinnt, weil die Bäume absterben, ehe sie zu der
Größe anwachsen, die sie ehedem gehabt haben.

Vielleicht trägt die Art der Fortpflanzung dieser
Bäume, die hier gebräuchlich ist, etwas dazu bey.
Beyde erwähnte Arten werden jetzt nur durch abge-
schnittene Zweige fortgepflanzt. Dieses mag die Ur-
sache ihrer geringern Größe seyn. Denn es ist be-
reits von Naturforschern angemerkt worden, daß die-
se Art der Fortpflanzung nicht so starke Bäume gebe,
als die durch den Samen geschieht. Vielleicht
macht eben dieses den Baum auch zarter.

Den

gethanen Reiſe.
iſt. Er hat ſchoͤne Alleen von hohen Baͤumen, und
dienet zum oͤffentlichen Spaziergange.

Ehe ich dieſen Ort verlaſſe, muß ich noch einer
Merkwuͤrdigkeit der Natur in dieſer Gegend gedenken.
Ein verſtaͤndiger und glaubwuͤrdiger Mann in Toulon
hat mir geſagt, daß ſeit dem kalten Winter von 1709,
der die Orangen und viele andre Baͤume dieſer Ge-
gend getoͤdtet hat, weder die Orangen- noch die Fei-
genbaͤume mit dem Vortheil koͤnnen gepflanzt werden,
als ehedem geſchehen iſt. Die erſtern ſind hernach
oft wieder erfroren, ſo daß man endlich des Nach-
pflanzens muͤde geworden, und es gaͤnzlich aufgege-
ben hat. Feigenbaͤume werden zwar noch gepflanzt,
aber ſie ſollen bey weitem nicht mehr zu ihrer ehemali-
gen Groͤße gelangen, ſo daß jemand, der ehedem von
ſeinen alten Baͤumen jaͤhrlich 10 bis 15 Centner tro-
ckene Feigen gewonnen, gegenwaͤrtig von einer glei-
chen Anzahl Baͤume kaum den vierten Theil ſo viel
gewinnt, weil die Baͤume abſterben, ehe ſie zu der
Groͤße anwachſen, die ſie ehedem gehabt haben.

Vielleicht traͤgt die Art der Fortpflanzung dieſer
Baͤume, die hier gebraͤuchlich iſt, etwas dazu bey.
Beyde erwaͤhnte Arten werden jetzt nur durch abge-
ſchnittene Zweige fortgepflanzt. Dieſes mag die Ur-
ſache ihrer geringern Groͤße ſeyn. Denn es iſt be-
reits von Naturforſchern angemerkt worden, daß die-
ſe Art der Fortpflanzung nicht ſo ſtarke Baͤume gebe,
als die durch den Samen geſchieht. Vielleicht
macht eben dieſes den Baum auch zarter.

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[155/0175] gethanen Reiſe. iſt. Er hat ſchoͤne Alleen von hohen Baͤumen, und dienet zum oͤffentlichen Spaziergange. Ehe ich dieſen Ort verlaſſe, muß ich noch einer Merkwuͤrdigkeit der Natur in dieſer Gegend gedenken. Ein verſtaͤndiger und glaubwuͤrdiger Mann in Toulon hat mir geſagt, daß ſeit dem kalten Winter von 1709, der die Orangen und viele andre Baͤume dieſer Ge- gend getoͤdtet hat, weder die Orangen- noch die Fei- genbaͤume mit dem Vortheil koͤnnen gepflanzt werden, als ehedem geſchehen iſt. Die erſtern ſind hernach oft wieder erfroren, ſo daß man endlich des Nach- pflanzens muͤde geworden, und es gaͤnzlich aufgege- ben hat. Feigenbaͤume werden zwar noch gepflanzt, aber ſie ſollen bey weitem nicht mehr zu ihrer ehemali- gen Groͤße gelangen, ſo daß jemand, der ehedem von ſeinen alten Baͤumen jaͤhrlich 10 bis 15 Centner tro- ckene Feigen gewonnen, gegenwaͤrtig von einer glei- chen Anzahl Baͤume kaum den vierten Theil ſo viel gewinnt, weil die Baͤume abſterben, ehe ſie zu der Groͤße anwachſen, die ſie ehedem gehabt haben. Vielleicht traͤgt die Art der Fortpflanzung dieſer Baͤume, die hier gebraͤuchlich iſt, etwas dazu bey. Beyde erwaͤhnte Arten werden jetzt nur durch abge- ſchnittene Zweige fortgepflanzt. Dieſes mag die Ur- ſache ihrer geringern Groͤße ſeyn. Denn es iſt be- reits von Naturforſchern angemerkt worden, daß die- ſe Art der Fortpflanzung nicht ſo ſtarke Baͤume gebe, als die durch den Samen geſchieht. Vielleicht macht eben dieſes den Baum auch zarter. Den

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/175>, abgerufen am 21.11.2024.