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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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Tagebuch von einer nach Nizza
Den 25 November. Reise von Toulon nach
Vidauban.
Reise von
Toulon nochNizza.

Den 25 früh um 6 Uhr reiste ich mit einem ge-
dungenen Postillon, dem ich für die Reise von hier
bis nach Nizza 20 Thaler, oder 60 Livres bezahlen
mußte, ab. Weil dieses keine Hauptroute ist, so
sind die Wege auf dieser Straße ziemlich schlecht und
holperig, besonders für die französischen Postchaisen.
Es war ein Glück für mich, daß ich durch meinen
Aufenthalt in Hieres wieder etwas gestärkt worden;
so wie ich vorher war, hätte ich diese kleine Reise nach
Nizza nicht ausgehalten.

Der ganze Strich Landes zwischen Toulon und
Nizza ist mit Bergen und Hügeln durchaus angefüllt,
und die Straße schlängelt sich durch die engen dazwi-
schen liegenden Thäler; nur hinter Frejus muß man
wirklich über die Berge herüber fahren.

Von allen diesen Bergen will ich einmal für alle-
mal anmerken, daß sie längst den dazwischen liegen-
den bewohnten Thälern bis an die Hälfte ihrer Höhe
bisweilen, aber sehr selten bis ganz oben angebaut,
wenigstens stark mit Olivenbäumen besetzt sind. Man
kann sich daher eine Vorstellung von der unermeßli-
chen Menge des Oels machen, das in dieser Provinz
gewonnen wird. Wo die Berge unbebaut sind, sieht
man entweder ganz kahle, von aller Erde und allem
Grünen entblößte Felsen, oder dünne Wälder von
dem Pinaster und den Gesträuchen, deren ich bey
Beschreibung der Berge um Hieres Erwähnung ge-
than habe. Mir ist durchaus weder eine Fichte noch
eine Eiche vorgekommen, die zu ordentlichem Bau-
holze könnte gebraucht werden.

Die
Tagebuch von einer nach Nizza
Den 25 November. Reiſe von Toulon nach
Vidauban.
Reiſe von
Toulon nochNizza.

Den 25 fruͤh um 6 Uhr reiſte ich mit einem ge-
dungenen Poſtillon, dem ich fuͤr die Reiſe von hier
bis nach Nizza 20 Thaler, oder 60 Livres bezahlen
mußte, ab. Weil dieſes keine Hauptroute iſt, ſo
ſind die Wege auf dieſer Straße ziemlich ſchlecht und
holperig, beſonders fuͤr die franzoͤſiſchen Poſtchaiſen.
Es war ein Gluͤck fuͤr mich, daß ich durch meinen
Aufenthalt in Hieres wieder etwas geſtaͤrkt worden;
ſo wie ich vorher war, haͤtte ich dieſe kleine Reiſe nach
Nizza nicht ausgehalten.

Der ganze Strich Landes zwiſchen Toulon und
Nizza iſt mit Bergen und Huͤgeln durchaus angefuͤllt,
und die Straße ſchlaͤngelt ſich durch die engen dazwi-
ſchen liegenden Thaͤler; nur hinter Frejus muß man
wirklich uͤber die Berge heruͤber fahren.

Von allen dieſen Bergen will ich einmal fuͤr alle-
mal anmerken, daß ſie laͤngſt den dazwiſchen liegen-
den bewohnten Thaͤlern bis an die Haͤlfte ihrer Hoͤhe
bisweilen, aber ſehr ſelten bis ganz oben angebaut,
wenigſtens ſtark mit Olivenbaͤumen beſetzt ſind. Man
kann ſich daher eine Vorſtellung von der unermeßli-
chen Menge des Oels machen, das in dieſer Provinz
gewonnen wird. Wo die Berge unbebaut ſind, ſieht
man entweder ganz kahle, von aller Erde und allem
Gruͤnen entbloͤßte Felſen, oder duͤnne Waͤlder von
dem Pinaſter und den Geſtraͤuchen, deren ich bey
Beſchreibung der Berge um Hieres Erwaͤhnung ge-
than habe. Mir iſt durchaus weder eine Fichte noch
eine Eiche vorgekommen, die zu ordentlichem Bau-
holze koͤnnte gebraucht werden.

Die
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[156/0176] Tagebuch von einer nach Nizza Den 25 November. Reiſe von Toulon nach Vidauban. Den 25 fruͤh um 6 Uhr reiſte ich mit einem ge- dungenen Poſtillon, dem ich fuͤr die Reiſe von hier bis nach Nizza 20 Thaler, oder 60 Livres bezahlen mußte, ab. Weil dieſes keine Hauptroute iſt, ſo ſind die Wege auf dieſer Straße ziemlich ſchlecht und holperig, beſonders fuͤr die franzoͤſiſchen Poſtchaiſen. Es war ein Gluͤck fuͤr mich, daß ich durch meinen Aufenthalt in Hieres wieder etwas geſtaͤrkt worden; ſo wie ich vorher war, haͤtte ich dieſe kleine Reiſe nach Nizza nicht ausgehalten. Der ganze Strich Landes zwiſchen Toulon und Nizza iſt mit Bergen und Huͤgeln durchaus angefuͤllt, und die Straße ſchlaͤngelt ſich durch die engen dazwi- ſchen liegenden Thaͤler; nur hinter Frejus muß man wirklich uͤber die Berge heruͤber fahren. Von allen dieſen Bergen will ich einmal fuͤr alle- mal anmerken, daß ſie laͤngſt den dazwiſchen liegen- den bewohnten Thaͤlern bis an die Haͤlfte ihrer Hoͤhe bisweilen, aber ſehr ſelten bis ganz oben angebaut, wenigſtens ſtark mit Olivenbaͤumen beſetzt ſind. Man kann ſich daher eine Vorſtellung von der unermeßli- chen Menge des Oels machen, das in dieſer Provinz gewonnen wird. Wo die Berge unbebaut ſind, ſieht man entweder ganz kahle, von aller Erde und allem Gruͤnen entbloͤßte Felſen, oder duͤnne Waͤlder von dem Pinaſter und den Geſtraͤuchen, deren ich bey Beſchreibung der Berge um Hieres Erwaͤhnung ge- than habe. Mir iſt durchaus weder eine Fichte noch eine Eiche vorgekommen, die zu ordentlichem Bau- holze koͤnnte gebraucht werden. Die

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/176>, abgerufen am 21.11.2024.