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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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gethanen Reise.
daraus gezogen werden. Es wird täglich eine un-
glaubliche Menge Küchengewächse nach der Stadt ge-
bracht. Das Gepflanzte wird mit Düngen und
Wässern wohl besorget.

Viele Gärten können gewässert werden, wozu das
wenige aus den Bergen kommende Wasser mit gros-
sem Fleiß genutzt wird. Man läßt die kleinen Bä-
chelchen nicht in ihren selbstgegrabenen Betten laufen,
und sich halb in die Erde verlieren; man hat kleine
Wasserleitungen gemauert, in denen kein Tropfen
verloren geht. Wo sich eine kleine Wasserader zeiget,
die nicht reich genug ist, ein Bächelchen zu bilden, da
wird es gleich in räumliche gemauerte Wasserbehält-
nisse oder Cisternen gesammelt; und aus diesen wird
es, wenn es nöthig ist, auf das Land geleitet. Man
findet außerdem noch viele dergleichen gemauerte Be-
hältnisse oder Cisternen, in die man das Regenwasser
zu demselben Behuf aufsammelt. Darin zeiget das
Landvolk Fleiß und Aufmerksamkeit.

Man hat hier einen unschätzbaren Vortheil für die
Wasserleitungen und Cisternen dadurch, daß in der
Gegend um Nizza eine Art Kalksteine gegraben wer-
den, davon ein Kalk gebrennt wird, der von dem
Wasser undurchdringlich ist, und doch sehr hart wird.
Er vertritt also die Stelle des Cements. Die damit
gemauerten Wasserleitungen werden von außen nicht
einmal feuchte, und die Cisternen halten das Wasser
so gut, als metallene Gefäße thun würden.

Jch habe vorher des Düngens erwähnt. Auch
dieser Artikel verdient hier eine besondere Anzeige, weil
ich in keinem Lande gefunden habe, weder daß man al-
les hiezu dienliche so gut zu Rathe hält, noch so gut

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gethanen Reiſe.
daraus gezogen werden. Es wird taͤglich eine un-
glaubliche Menge Kuͤchengewaͤchſe nach der Stadt ge-
bracht. Das Gepflanzte wird mit Duͤngen und
Waͤſſern wohl beſorget.

Viele Gaͤrten koͤnnen gewaͤſſert werden, wozu das
wenige aus den Bergen kommende Waſſer mit groſ-
ſem Fleiß genutzt wird. Man laͤßt die kleinen Baͤ-
chelchen nicht in ihren ſelbſtgegrabenen Betten laufen,
und ſich halb in die Erde verlieren; man hat kleine
Waſſerleitungen gemauert, in denen kein Tropfen
verloren geht. Wo ſich eine kleine Waſſerader zeiget,
die nicht reich genug iſt, ein Baͤchelchen zu bilden, da
wird es gleich in raͤumliche gemauerte Waſſerbehaͤlt-
niſſe oder Ciſternen geſammelt; und aus dieſen wird
es, wenn es noͤthig iſt, auf das Land geleitet. Man
findet außerdem noch viele dergleichen gemauerte Be-
haͤltniſſe oder Ciſternen, in die man das Regenwaſſer
zu demſelben Behuf aufſammelt. Darin zeiget das
Landvolk Fleiß und Aufmerkſamkeit.

Man hat hier einen unſchaͤtzbaren Vortheil fuͤr die
Waſſerleitungen und Ciſternen dadurch, daß in der
Gegend um Nizza eine Art Kalkſteine gegraben wer-
den, davon ein Kalk gebrennt wird, der von dem
Waſſer undurchdringlich iſt, und doch ſehr hart wird.
Er vertritt alſo die Stelle des Cements. Die damit
gemauerten Waſſerleitungen werden von außen nicht
einmal feuchte, und die Ciſternen halten das Waſſer
ſo gut, als metallene Gefaͤße thun wuͤrden.

Jch habe vorher des Duͤngens erwaͤhnt. Auch
dieſer Artikel verdient hier eine beſondere Anzeige, weil
ich in keinem Lande gefunden habe, weder daß man al-
les hiezu dienliche ſo gut zu Rathe haͤlt, noch ſo gut

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[201/0221] gethanen Reiſe. daraus gezogen werden. Es wird taͤglich eine un- glaubliche Menge Kuͤchengewaͤchſe nach der Stadt ge- bracht. Das Gepflanzte wird mit Duͤngen und Waͤſſern wohl beſorget. Viele Gaͤrten koͤnnen gewaͤſſert werden, wozu das wenige aus den Bergen kommende Waſſer mit groſ- ſem Fleiß genutzt wird. Man laͤßt die kleinen Baͤ- chelchen nicht in ihren ſelbſtgegrabenen Betten laufen, und ſich halb in die Erde verlieren; man hat kleine Waſſerleitungen gemauert, in denen kein Tropfen verloren geht. Wo ſich eine kleine Waſſerader zeiget, die nicht reich genug iſt, ein Baͤchelchen zu bilden, da wird es gleich in raͤumliche gemauerte Waſſerbehaͤlt- niſſe oder Ciſternen geſammelt; und aus dieſen wird es, wenn es noͤthig iſt, auf das Land geleitet. Man findet außerdem noch viele dergleichen gemauerte Be- haͤltniſſe oder Ciſternen, in die man das Regenwaſſer zu demſelben Behuf aufſammelt. Darin zeiget das Landvolk Fleiß und Aufmerkſamkeit. Man hat hier einen unſchaͤtzbaren Vortheil fuͤr die Waſſerleitungen und Ciſternen dadurch, daß in der Gegend um Nizza eine Art Kalkſteine gegraben wer- den, davon ein Kalk gebrennt wird, der von dem Waſſer undurchdringlich iſt, und doch ſehr hart wird. Er vertritt alſo die Stelle des Cements. Die damit gemauerten Waſſerleitungen werden von außen nicht einmal feuchte, und die Ciſternen halten das Waſſer ſo gut, als metallene Gefaͤße thun wuͤrden. Jch habe vorher des Duͤngens erwaͤhnt. Auch dieſer Artikel verdient hier eine beſondere Anzeige, weil ich in keinem Lande gefunden habe, weder daß man al- les hiezu dienliche ſo gut zu Rathe haͤlt, noch ſo gut an- N 5

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/221>, abgerufen am 24.11.2024.