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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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gethanen Reise.
und das bischen Erde, das sie nöthig hatten, durch
mühsame Arbeit erhalten haben. Oft ist an steilen
felsigen Anhöhen ein Plätzchen, wo sich die Wurzeln
des Baumes nicht einmal völlig ausbreiten können,
mühsam mit einer Mauer eingefaßt, welche wie einen
großen gemauerten Kübel bildet, der mit zusammen-
gesammelter Erde gefüllt, und mit einem Olivenbaum
bepflanzt worden. Es ist wirklich ein Vergnügen, zu
sehen, wie hier nicht nur keine Spanne breit nutzba-
res Land ungenutzt geblieben, sondern der Fleiß der
Menschen an felsigen Anhöhen, durch ihre Abthei-
lung in Terrassen, überall Land gemacht hat, wo die
Natur keines gelassen hatte. Dieses ist nicht nur vom
Gebiete der Stadt Nizza, sondern auch von der gan-
zen Provinz oder Grafschaft, von dem daran gränzen-
den Fürstenthum Monaco und der ganzen Seeküste
gegen Genua zu merken.

Das Oel vertritt den Einwohnern der Stadt und
des Landes die Stelle der Butter, die hier wenig bekannt
ist; folglich ist es eines der vornehmsten Nahrungs-
mittel. Der Ueberfluß, den das Land nicht selbst
braucht, wird in andre Länder verfahren. Aus dem
Hafen von Nizza geht, ein Jahr ins andre gerechnet,
für ohngefähr eine Million Lire Oel in fremde Länder.
Dieses kommt blos aus der Grafschaft Nizza. Das
hiesige Oel ist sehr fein, und würde dem allerbesten
den Vorzug streitig machen, wenn man sich hier we-
gen des reinlichen und zeitigen Einsammelns und sorg-
fältigern Pressens die erforderliche Mühe geben wollte.
Aber ich habe schon erinnert, daß darin viel versäumt
wird. Dieses Gewerbe mit dem Oel macht die Stadt
und die Gegend um Nizza den Winter durch sehr be-

lebt,
O 3

gethanen Reiſe.
und das bischen Erde, das ſie noͤthig hatten, durch
muͤhſame Arbeit erhalten haben. Oft iſt an ſteilen
felſigen Anhoͤhen ein Plaͤtzchen, wo ſich die Wurzeln
des Baumes nicht einmal voͤllig ausbreiten koͤnnen,
muͤhſam mit einer Mauer eingefaßt, welche wie einen
großen gemauerten Kuͤbel bildet, der mit zuſammen-
geſammelter Erde gefuͤllt, und mit einem Olivenbaum
bepflanzt worden. Es iſt wirklich ein Vergnuͤgen, zu
ſehen, wie hier nicht nur keine Spanne breit nutzba-
res Land ungenutzt geblieben, ſondern der Fleiß der
Menſchen an felſigen Anhoͤhen, durch ihre Abthei-
lung in Terraſſen, uͤberall Land gemacht hat, wo die
Natur keines gelaſſen hatte. Dieſes iſt nicht nur vom
Gebiete der Stadt Nizza, ſondern auch von der gan-
zen Provinz oder Grafſchaft, von dem daran graͤnzen-
den Fuͤrſtenthum Monaco und der ganzen Seekuͤſte
gegen Genua zu merken.

Das Oel vertritt den Einwohnern der Stadt und
des Landes die Stelle der Butter, die hier wenig bekannt
iſt; folglich iſt es eines der vornehmſten Nahrungs-
mittel. Der Ueberfluß, den das Land nicht ſelbſt
braucht, wird in andre Laͤnder verfahren. Aus dem
Hafen von Nizza geht, ein Jahr ins andre gerechnet,
fuͤr ohngefaͤhr eine Million Lire Oel in fremde Laͤnder.
Dieſes kommt blos aus der Grafſchaft Nizza. Das
hieſige Oel iſt ſehr fein, und wuͤrde dem allerbeſten
den Vorzug ſtreitig machen, wenn man ſich hier we-
gen des reinlichen und zeitigen Einſammelns und ſorg-
faͤltigern Preſſens die erforderliche Muͤhe geben wollte.
Aber ich habe ſchon erinnert, daß darin viel verſaͤumt
wird. Dieſes Gewerbe mit dem Oel macht die Stadt
und die Gegend um Nizza den Winter durch ſehr be-

lebt,
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[213/0233] gethanen Reiſe. und das bischen Erde, das ſie noͤthig hatten, durch muͤhſame Arbeit erhalten haben. Oft iſt an ſteilen felſigen Anhoͤhen ein Plaͤtzchen, wo ſich die Wurzeln des Baumes nicht einmal voͤllig ausbreiten koͤnnen, muͤhſam mit einer Mauer eingefaßt, welche wie einen großen gemauerten Kuͤbel bildet, der mit zuſammen- geſammelter Erde gefuͤllt, und mit einem Olivenbaum bepflanzt worden. Es iſt wirklich ein Vergnuͤgen, zu ſehen, wie hier nicht nur keine Spanne breit nutzba- res Land ungenutzt geblieben, ſondern der Fleiß der Menſchen an felſigen Anhoͤhen, durch ihre Abthei- lung in Terraſſen, uͤberall Land gemacht hat, wo die Natur keines gelaſſen hatte. Dieſes iſt nicht nur vom Gebiete der Stadt Nizza, ſondern auch von der gan- zen Provinz oder Grafſchaft, von dem daran graͤnzen- den Fuͤrſtenthum Monaco und der ganzen Seekuͤſte gegen Genua zu merken. Das Oel vertritt den Einwohnern der Stadt und des Landes die Stelle der Butter, die hier wenig bekannt iſt; folglich iſt es eines der vornehmſten Nahrungs- mittel. Der Ueberfluß, den das Land nicht ſelbſt braucht, wird in andre Laͤnder verfahren. Aus dem Hafen von Nizza geht, ein Jahr ins andre gerechnet, fuͤr ohngefaͤhr eine Million Lire Oel in fremde Laͤnder. Dieſes kommt blos aus der Grafſchaft Nizza. Das hieſige Oel iſt ſehr fein, und wuͤrde dem allerbeſten den Vorzug ſtreitig machen, wenn man ſich hier we- gen des reinlichen und zeitigen Einſammelns und ſorg- faͤltigern Preſſens die erforderliche Muͤhe geben wollte. Aber ich habe ſchon erinnert, daß darin viel verſaͤumt wird. Dieſes Gewerbe mit dem Oel macht die Stadt und die Gegend um Nizza den Winter durch ſehr be- lebt, O 3

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/233>, abgerufen am 21.11.2024.