Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.[Spaltenumbruch] Dic aus. Anakreon ist in seiner Art so gut ein Dichter,als Homer, aber des Thejers Seele wird nur von Gegenständen einer sanften Wollust gereitzt; sie zün- den darin ein Feuer an, das eine helle Flamme giebt, die sanft wärmt, ohne zu brennen. Von dieser Wollust trunken schwermet er mit feinem Geschmak, wie eine Biene auf den bluhmichten Scenen seiner leichten Einbildungskraft herum, um überall Honig zu saugen; und indem er diese angenehme Trun- kenheit fühlt, wünscht er, der ganzen Welt sein Gefühl mitzutheilen. Der Sänger des Achilles wird vornehmlich von grossen Gegenständen gerührt. Er sieht alles in Beziehung auf starke, männliche Tugend, weil er selbst einen hohen Geist hat, mit pa- triotischem Eyfer, mit kriegerischem Muth und mit Begierde zu jeder grossen oder merkwürdigen Unter- nehmung angefüllt: da er die Menschen immer von der Seite ihrer größten Stärke ansieht, so geräth er bey jedem wichtigen Unternehmen in ein starkes Feuer, sieht alles auf der ernsthaftesten, oder kühnesten, und wichtigsten Seite an, wird selbst ein Held, ein Patriot, ein Staatsmann. Mit diesen grossen Empfindungen und mit dieser starken Würksamkeit verbindet er einen durchdringenden Verstand, einen unerschöpflichen Reichthum, die ei- gentlichen Mittel zum Zwek zu gelangen, auszufin- den, eine lebhafte und mit solchem Genie verbun- dene Einbildungskraft, daß er jede sinnliche Scene mit den lebhaftesten Farben, mit Lieblichkeit oder Grösse, als ein wahres Gemählde sichtbar darstellt. Also zeiget er das dichterische Genie in seiner höch- sten Grösse. Mit diesen Talenten kann ein Mensch sich selbst Jhm stehen mancherley Wege offen, in das Jn- Dic Nutzen der Menschen entdekt oder gesagt worden,Wahrheiten, Lebensregeln, Muster der Sitten, der Tugenden, großer Thaten, dieses alles legt er würk- sam in den Geist und die Gemüther der Menschen. Noch nirgend sind die Menschen weder so verstän- dig, noch so gut, noch so gesittet, als sie es seyn könnten. Also stehen dem Dichter noch überall We- ge offen, sich um sie verdient zu machen. Wer aber dieses Verdienst erlangen will, der Wer sich aber begnüget, seine poetischen Talente sehr
[Spaltenumbruch] Dic aus. Anakreon iſt in ſeiner Art ſo gut ein Dichter,als Homer, aber des Thejers Seele wird nur von Gegenſtaͤnden einer ſanften Wolluſt gereitzt; ſie zuͤn- den darin ein Feuer an, das eine helle Flamme giebt, die ſanft waͤrmt, ohne zu brennen. Von dieſer Wolluſt trunken ſchwermet er mit feinem Geſchmak, wie eine Biene auf den bluhmichten Scenen ſeiner leichten Einbildungskraft herum, um uͤberall Honig zu ſaugen; und indem er dieſe angenehme Trun- kenheit fuͤhlt, wuͤnſcht er, der ganzen Welt ſein Gefuͤhl mitzutheilen. Der Saͤnger des Achilles wird vornehmlich von groſſen Gegenſtaͤnden geruͤhrt. Er ſieht alles in Beziehung auf ſtarke, maͤnnliche Tugend, weil er ſelbſt einen hohen Geiſt hat, mit pa- triotiſchem Eyfer, mit kriegeriſchem Muth und mit Begierde zu jeder groſſen oder merkwuͤrdigen Unter- nehmung angefuͤllt: da er die Menſchen immer von der Seite ihrer groͤßten Staͤrke anſieht, ſo geraͤth er bey jedem wichtigen Unternehmen in ein ſtarkes Feuer, ſieht alles auf der ernſthafteſten, oder kuͤhneſten, und wichtigſten Seite an, wird ſelbſt ein Held, ein Patriot, ein Staatsmann. Mit dieſen groſſen Empfindungen und mit dieſer ſtarken Wuͤrkſamkeit verbindet er einen durchdringenden Verſtand, einen unerſchoͤpflichen Reichthum, die ei- gentlichen Mittel zum Zwek zu gelangen, auszufin- den, eine lebhafte und mit ſolchem Genie verbun- dene Einbildungskraft, daß er jede ſinnliche Scene mit den lebhafteſten Farben, mit Lieblichkeit oder Groͤſſe, als ein wahres Gemaͤhlde ſichtbar darſtellt. Alſo zeiget er das dichteriſche Genie in ſeiner hoͤch- ſten Groͤſſe. Mit dieſen Talenten kann ein Menſch ſich ſelbſt Jhm ſtehen mancherley Wege offen, in das Jn- Dic Nutzen der Menſchen entdekt oder geſagt worden,Wahrheiten, Lebensregeln, Muſter der Sitten, der Tugenden, großer Thaten, dieſes alles legt er wuͤrk- ſam in den Geiſt und die Gemuͤther der Menſchen. Noch nirgend ſind die Menſchen weder ſo verſtaͤn- dig, noch ſo gut, noch ſo geſittet, als ſie es ſeyn koͤnnten. Alſo ſtehen dem Dichter noch uͤberall We- ge offen, ſich um ſie verdient zu machen. Wer aber dieſes Verdienſt erlangen will, der Wer ſich aber begnuͤget, ſeine poetiſchen Talente ſehr
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0260" n="248"/><cb/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dic</hi></fw><lb/> aus. <hi rendition="#fr">Anakreon</hi> iſt in ſeiner Art ſo gut ein Dichter,<lb/> als <hi rendition="#fr">Homer,</hi> aber des Thejers Seele wird nur von<lb/> Gegenſtaͤnden einer ſanften Wolluſt gereitzt; ſie zuͤn-<lb/> den darin ein Feuer an, das eine helle Flamme<lb/> giebt, die ſanft waͤrmt, ohne zu brennen. Von dieſer<lb/> Wolluſt trunken ſchwermet er mit feinem Geſchmak,<lb/> wie eine Biene auf den bluhmichten Scenen ſeiner<lb/> leichten Einbildungskraft herum, um uͤberall Honig<lb/> zu ſaugen; und indem er dieſe angenehme Trun-<lb/> kenheit fuͤhlt, wuͤnſcht er, der ganzen Welt ſein<lb/> Gefuͤhl mitzutheilen. Der Saͤnger des Achilles wird<lb/> vornehmlich von groſſen Gegenſtaͤnden geruͤhrt.<lb/> Er ſieht alles in Beziehung auf ſtarke, maͤnnliche<lb/> Tugend, weil er ſelbſt einen hohen Geiſt hat, mit pa-<lb/> triotiſchem Eyfer, mit kriegeriſchem Muth und mit<lb/> Begierde zu jeder groſſen oder merkwuͤrdigen Unter-<lb/> nehmung angefuͤllt: da er die Menſchen immer von<lb/> der Seite ihrer groͤßten Staͤrke anſieht, ſo geraͤth<lb/> er bey jedem wichtigen Unternehmen in ein ſtarkes<lb/> Feuer, ſieht alles auf der ernſthafteſten, oder<lb/> kuͤhneſten, und wichtigſten Seite an, wird ſelbſt<lb/> ein Held, ein Patriot, ein Staatsmann. Mit<lb/> dieſen groſſen Empfindungen und mit dieſer ſtarken<lb/> Wuͤrkſamkeit verbindet er einen durchdringenden<lb/> Verſtand, einen unerſchoͤpflichen Reichthum, die ei-<lb/> gentlichen Mittel zum Zwek zu gelangen, auszufin-<lb/> den, eine lebhafte und mit ſolchem Genie verbun-<lb/> dene Einbildungskraft, daß er jede ſinnliche Scene<lb/> mit den lebhafteſten Farben, mit Lieblichkeit oder<lb/> Groͤſſe, als ein wahres Gemaͤhlde ſichtbar darſtellt.<lb/> Alſo zeiget er das dichteriſche Genie in ſeiner hoͤch-<lb/> ſten Groͤſſe.</p><lb/> <p>Mit dieſen Talenten kann ein Menſch ſich ſelbſt<lb/> zum Profeten, zum Lehrmeiſter und Wolthaͤter ſei-<lb/> ner Nation, und ſo gar aller geſitteten Nationen ma-<lb/> chen; denn unter allen Menſchen von Genie iſt es<lb/> keinem ſo leicht, ſich um das menſchliche Geſchlecht<lb/> verdient zu machen, als dem Dichter. Seine leb-<lb/> hafte Phantaſie giebt jedem Gegenſtand einen unwi-<lb/> derſtehlichen Reiz, die Schaͤrfe ſeiner Beurtheilungs-<lb/> kraft und die Staͤrke ſeiner Empfindungen, die er<lb/> auf das nachdruͤklichſte aͤußert, uͤberzeugen den Ver-<lb/> ſtand, und reißen das Herz unaufhaltbar fort.</p><lb/> <p>Jhm ſtehen mancherley Wege offen, in das Jn-<lb/> nere der Seele zu dringen, nachdem es die Umſtaͤn-<lb/> de mit ſich bringen; die Epopee, das Drama, die<lb/> Ode, das Lied und manch andre Geſtalt, in die er<lb/> ſeine Materie einkleiden kann. Was irgend zum<lb/><cb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dic</hi></fw><lb/> Nutzen der Menſchen entdekt oder geſagt worden,<lb/> Wahrheiten, Lebensregeln, Muſter der Sitten, der<lb/> Tugenden, großer Thaten, dieſes alles legt er wuͤrk-<lb/> ſam in den Geiſt und die Gemuͤther der Menſchen.<lb/> Noch nirgend ſind die Menſchen weder ſo verſtaͤn-<lb/> dig, noch ſo gut, noch ſo geſittet, als ſie es ſeyn<lb/> koͤnnten. Alſo ſtehen dem Dichter noch uͤberall We-<lb/> ge offen, ſich um ſie verdient zu machen.</p><lb/> <p>Wer aber dieſes Verdienſt erlangen will, der<lb/> muß auch jene große Talente, von denen vorher ge-<lb/> ſprochen worden, auf die edelſte Weiſe anwenden.<lb/> Er muß ſie als Mittel brauchen, nuͤtzlich auf die<lb/> Gemuͤther der Menſchen zu wuͤrken. Der liebliche<lb/> Klang der Worte, die angenehmen Bilder der Phan-<lb/> taſie, die lebhafte Ruͤhrung der Empfindung muͤſſen<lb/> angewendet werden, die Menſchen mit ſanfter Ge-<lb/> walt zur Tugend zu lenken, ihnen jede Pflicht ſuͤß<lb/> zu machen, ſie von ihrem wahren Jntereſſe zu uͤber-<lb/> zeugen, die unvermeidlichen Schlaͤge des Schikſals<lb/> leichter zu machen, die Bitterkeit des Kummers zu<lb/> verſuͤßen, die Leidenſchaften zu zaͤhmen, die Begier-<lb/> de nach wahrem Ruhm anzufachen. Wie <hi rendition="#fr">Orpheus,</hi><lb/> mache er wilde Menſchen zahm; wie <hi rendition="#fr">Thales,</hi> bringe<lb/> er die Buͤrger zur Eintracht und zum willigen Ge-<lb/> horſam der Geſetze; wie <hi rendition="#fr">Tyrtaͤus,</hi> mache er ſie ge-<lb/> gen die Feinde des Staates unuͤberwindlich, und ge-<lb/> winne Schlachten durch ſeine Geſaͤnge; wie <hi rendition="#fr">Homer,</hi><lb/> werde er der vertraute Lehrer des Staatsmanns,<lb/> des Helden und jedes Privatmannes. Dieſes ſind<lb/> die Wege zur Ehrenkrone fuͤr Dichter.</p><lb/> <p>Wer ſich aber begnuͤget, ſeine poetiſchen Talente<lb/> blos anzuwenden, unſrer Phantaſie lachende und<lb/> tanzende Bilder vorzumahlen; Vorſtellungen, die<lb/> uns keine Pflicht erleichtern, mit Reiz zu bekleiden,<lb/> den wollen wir zwar als einen guten Geſellſchafter<lb/> freundſchaftlich unter uns beherbergen, und wie eine<lb/> Nachtigall, deren Geſang uns beluſtiget, ernaͤhren;<lb/> aber unſer Vertrauter ſoll er nie werden. Wir<lb/> werden ſeinen Geſang mit Vergnuͤgen hoͤren, aber<lb/> einander ins Ohr ſagen, daß es kaum der Muͤhe<lb/> werth iſt, eine ſo außerordentliche Sprache anzu-<lb/> nehmen, in Entzuͤkung, und ſo gar in eine Art Ra-<lb/> ſerey zu gerathen, blos um andre zu ergoͤtzen; wir<lb/> werden eine Vergleichung zwiſchen ihm und dem<lb/> Solon anſtellen, der vor ſeinen Buͤrgern auch als<lb/> ein Schwermer, in einer Art Raſerey erſcheinet, und<lb/> ihnen eine Elegie vorſingt, dabey aber die große<lb/> Abſicht hat und auch erreicht, ihnen heilſame und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſehr</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [248/0260]
Dic
Dic
aus. Anakreon iſt in ſeiner Art ſo gut ein Dichter,
als Homer, aber des Thejers Seele wird nur von
Gegenſtaͤnden einer ſanften Wolluſt gereitzt; ſie zuͤn-
den darin ein Feuer an, das eine helle Flamme
giebt, die ſanft waͤrmt, ohne zu brennen. Von dieſer
Wolluſt trunken ſchwermet er mit feinem Geſchmak,
wie eine Biene auf den bluhmichten Scenen ſeiner
leichten Einbildungskraft herum, um uͤberall Honig
zu ſaugen; und indem er dieſe angenehme Trun-
kenheit fuͤhlt, wuͤnſcht er, der ganzen Welt ſein
Gefuͤhl mitzutheilen. Der Saͤnger des Achilles wird
vornehmlich von groſſen Gegenſtaͤnden geruͤhrt.
Er ſieht alles in Beziehung auf ſtarke, maͤnnliche
Tugend, weil er ſelbſt einen hohen Geiſt hat, mit pa-
triotiſchem Eyfer, mit kriegeriſchem Muth und mit
Begierde zu jeder groſſen oder merkwuͤrdigen Unter-
nehmung angefuͤllt: da er die Menſchen immer von
der Seite ihrer groͤßten Staͤrke anſieht, ſo geraͤth
er bey jedem wichtigen Unternehmen in ein ſtarkes
Feuer, ſieht alles auf der ernſthafteſten, oder
kuͤhneſten, und wichtigſten Seite an, wird ſelbſt
ein Held, ein Patriot, ein Staatsmann. Mit
dieſen groſſen Empfindungen und mit dieſer ſtarken
Wuͤrkſamkeit verbindet er einen durchdringenden
Verſtand, einen unerſchoͤpflichen Reichthum, die ei-
gentlichen Mittel zum Zwek zu gelangen, auszufin-
den, eine lebhafte und mit ſolchem Genie verbun-
dene Einbildungskraft, daß er jede ſinnliche Scene
mit den lebhafteſten Farben, mit Lieblichkeit oder
Groͤſſe, als ein wahres Gemaͤhlde ſichtbar darſtellt.
Alſo zeiget er das dichteriſche Genie in ſeiner hoͤch-
ſten Groͤſſe.
Mit dieſen Talenten kann ein Menſch ſich ſelbſt
zum Profeten, zum Lehrmeiſter und Wolthaͤter ſei-
ner Nation, und ſo gar aller geſitteten Nationen ma-
chen; denn unter allen Menſchen von Genie iſt es
keinem ſo leicht, ſich um das menſchliche Geſchlecht
verdient zu machen, als dem Dichter. Seine leb-
hafte Phantaſie giebt jedem Gegenſtand einen unwi-
derſtehlichen Reiz, die Schaͤrfe ſeiner Beurtheilungs-
kraft und die Staͤrke ſeiner Empfindungen, die er
auf das nachdruͤklichſte aͤußert, uͤberzeugen den Ver-
ſtand, und reißen das Herz unaufhaltbar fort.
Jhm ſtehen mancherley Wege offen, in das Jn-
nere der Seele zu dringen, nachdem es die Umſtaͤn-
de mit ſich bringen; die Epopee, das Drama, die
Ode, das Lied und manch andre Geſtalt, in die er
ſeine Materie einkleiden kann. Was irgend zum
Nutzen der Menſchen entdekt oder geſagt worden,
Wahrheiten, Lebensregeln, Muſter der Sitten, der
Tugenden, großer Thaten, dieſes alles legt er wuͤrk-
ſam in den Geiſt und die Gemuͤther der Menſchen.
Noch nirgend ſind die Menſchen weder ſo verſtaͤn-
dig, noch ſo gut, noch ſo geſittet, als ſie es ſeyn
koͤnnten. Alſo ſtehen dem Dichter noch uͤberall We-
ge offen, ſich um ſie verdient zu machen.
Wer aber dieſes Verdienſt erlangen will, der
muß auch jene große Talente, von denen vorher ge-
ſprochen worden, auf die edelſte Weiſe anwenden.
Er muß ſie als Mittel brauchen, nuͤtzlich auf die
Gemuͤther der Menſchen zu wuͤrken. Der liebliche
Klang der Worte, die angenehmen Bilder der Phan-
taſie, die lebhafte Ruͤhrung der Empfindung muͤſſen
angewendet werden, die Menſchen mit ſanfter Ge-
walt zur Tugend zu lenken, ihnen jede Pflicht ſuͤß
zu machen, ſie von ihrem wahren Jntereſſe zu uͤber-
zeugen, die unvermeidlichen Schlaͤge des Schikſals
leichter zu machen, die Bitterkeit des Kummers zu
verſuͤßen, die Leidenſchaften zu zaͤhmen, die Begier-
de nach wahrem Ruhm anzufachen. Wie Orpheus,
mache er wilde Menſchen zahm; wie Thales, bringe
er die Buͤrger zur Eintracht und zum willigen Ge-
horſam der Geſetze; wie Tyrtaͤus, mache er ſie ge-
gen die Feinde des Staates unuͤberwindlich, und ge-
winne Schlachten durch ſeine Geſaͤnge; wie Homer,
werde er der vertraute Lehrer des Staatsmanns,
des Helden und jedes Privatmannes. Dieſes ſind
die Wege zur Ehrenkrone fuͤr Dichter.
Wer ſich aber begnuͤget, ſeine poetiſchen Talente
blos anzuwenden, unſrer Phantaſie lachende und
tanzende Bilder vorzumahlen; Vorſtellungen, die
uns keine Pflicht erleichtern, mit Reiz zu bekleiden,
den wollen wir zwar als einen guten Geſellſchafter
freundſchaftlich unter uns beherbergen, und wie eine
Nachtigall, deren Geſang uns beluſtiget, ernaͤhren;
aber unſer Vertrauter ſoll er nie werden. Wir
werden ſeinen Geſang mit Vergnuͤgen hoͤren, aber
einander ins Ohr ſagen, daß es kaum der Muͤhe
werth iſt, eine ſo außerordentliche Sprache anzu-
nehmen, in Entzuͤkung, und ſo gar in eine Art Ra-
ſerey zu gerathen, blos um andre zu ergoͤtzen; wir
werden eine Vergleichung zwiſchen ihm und dem
Solon anſtellen, der vor ſeinen Buͤrgern auch als
ein Schwermer, in einer Art Raſerey erſcheinet, und
ihnen eine Elegie vorſingt, dabey aber die große
Abſicht hat und auch erreicht, ihnen heilſame und
ſehr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |