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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.

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[Spaltenumbruch]

Hex Hir
Dichter darin gemacht haben, können als nicht ge-
(*) Eine
kurze Ge-
schichte des
deutschen
Herame-
ters ist in
den Brie-
fen über die
N. Littera-
tur im er-
sten Th. auf
der 109 u.
f. f. S. zu
finden.
macht angesehen werden. (*) Der Hexameter, den
Kleist zu seinem Frühling gewählt hat, fängt, wie
man sich in der Musik ausdrükt, im Aufschlag an.
Denn er setzt dem ersten Fuß eine kurze Sylbe vor.
Vermuthlich ist er blos von ohngefähr auf diesen
Einfall gekommen; denn eine genaue Ueberlegung
würde ihn doch haben fühlen lassen, daß dieses den
Gang des Gedichtes etwas monotonisch macht, und
auch der Mannigfaltigkeit des Rhythmus, oder der
Perioden, schadet.

Es ist denen, die sich einfallen lassen den deut-
schen Hexameter zu brauchen, sehr zu rathen, daß
sie mit großer Sorgfalt dasjenige überlegen, was
Klopstok in den Vorreden zu dem zweyten und drit-
ten Theil des Meßias, Ramler in seiner Ueberse-
tzung des Batteux, und Schlegel in seiner Abhand-
lung vom Reim, darüber angemerkt haben.

Hirtengedichte.

Gedichte deren Jnhalt aus dem Charakter und dem
Leben eines Hirtenvolks genommen ist. So wie
alle Arten der Gedichte, die itzt unter uns bloße
Nachahmungen verlohrner Originale sind, aus Ue-
bungen oder Gewohnheiten älterer Völker entstanden
sind, so ist es wahrscheinlich, daß die ersten Hirten-
gedichte, nach natürlichen Liedern eines alten Hir-
tenvolks, durch die Kunst gebildet worden. Der
Hirtenstand ist keine Erdichtung, er ist der Stand
der Natur vieler Völker gewesen, und ist es auch
noch itzt. Noch sind Länder von gesitteten Hirten-
völkern bewohnt, die in einer fast unumschränkten
Freyheit und der Sorgen des bürgerlichen Lebens un-
bewußt leben; wo muntere Köpfe vom Jnstinkt
geleitet, ihre selbst gemachten Flöten oder Schal-
meyen klingen machen, und Lieder dichten, welche
Fröhlichkeit, oder Liebe, oder Eifersucht, ihnen einge-
ben; die mit benachbarten Hirten wetteifernd singen;
die bisweilen in größere Gesellschaften zu Tänzen
und Wettstreiten zusammen kommen. Das müßige
Leben eines solchen Hirtenvolks; sein beständiger
Aufenthalt in den angenehmsten Gegenden; die lange
Weile, oder ein angenehmerer Hang, welcher benach-
barte Hirten und Hirtinnen zusammen führt, ver-
anlaset natürlicher Weise die Aeußerung verschiede-
ner Empfindungen, die nach vielen Versuchen zu Lie-
dern werden. Ein englischer Schriftsteller stellt uns
das Landvolk von Minorca als ein solches Volk vor.
[Spaltenumbruch]

Hir
"Die Jnsulaner, sagt er, haben viel alte Gewohn-
heiten bis auf diesen Tag beybehalten. Also ist
eine Art von poetischem Wettstreit unter den Bau-
ren gebräuchlich. Einer singt einige, auf einen
gewissen Gegenstand, der ihm gefällt, aus dem Steg-
reiff gemachte Verse ab, und spielt dazu auf seiner
Cyther. Ein andrer antwortet ihm so gleich, mit
einer gleichen Anzahl ebenfalls auf der Stelle ver-
fertigten Zeilen, und suchet ihn zu übertreffen, oder
lächerlich zu machen. Und dieser Wettstreit währet
bis der Witz der beyden Fechter erschöpft ist. Man
nennt sie Gloßadores." (*)

(*) S.
Cleghorns
Beschr[e]i
bung der
Jusel Mi-
norca.

Ohne Zweifel hat der glükliche Himmelsstrich, der
sich über Griechenland und Jtalien verbreitet, ehe-
dem ganze Völker solcher Hirten genährt, deren
Spiele und Gesänge durch Ueberlieferungen bis auf
die, nachher sich in Städten versammelte Völker ge-
kommen sind. Nachdem das, was ehedem Natur
gewesen, zur Kunst geworden, ahmten die Dichter
auch die Lieder der Hirten nach, um die Glükseelig-
keit des Hirtenstandes, wenigstens in der Einbil-
dung zu genießen. So entstuhnden in dem Reiche
der Künste die Hirtengedichte.

Jhr allgemeiner Charakter ist darin zu suchen,
daß der Jnhalt und der Vortrag mit den Sitten
und dem Charakter eines glüklichen Hirtenvolks
übereinstimme. Die Arten aber können vielfältig
seyn, episch, dramatisch und lyrisch. Wir haben
in der That in allen drey Hauptgattungen schöne
Muster. Episch sind die bekannten Hirtenromanen,
alter und neuerer Dichter. Dramatisch der Pastor
Fido, Geßners Evander und verschiedene andre Stüke
der Neuern. Die satyrischen Stüke der Griechen
können einigermaaßen hieher gerechnet werden. Ly-
risch sind die Bukolien, Jdyllen und Eklogen der Al-
ten und Neuern.

Der Dichter der Hirtenlieder versetzt sich so wol
für seine Person, als für seine Materie in den Hir-
tenstand. Daher muß seinem Gedicht, sowol in
Absicht auf die Materie, als auf die Form und den
Vortrag, der Charakter dieses Standes genau ein-
gepräget seyn. Man muß darin eine Welt er-
kennen, in welcher die Natur allein Gesetze giebt.
Durch keine bürgerliche Gesetze, durch keine will-
kührliche Regeln des Wolstandes eingeschränkt, über-
lassen die Menschen sich den Eindrüken der Natur,
über welche sie wenig nachdenken. Diese Menschen
kennen keine Bedürfnisse, als die unmittelbaren Be-

dürf-
Erster Theil. Y y y

[Spaltenumbruch]

Hex Hir
Dichter darin gemacht haben, koͤnnen als nicht ge-
(*) Eine
kurze Ge-
ſchichte des
deutſchen
Herame-
ters iſt in
den Brie-
fen uͤber die
N. Littera-
tur im er-
ſten Th. auf
der 109 u.
f. f. S. zu
finden.
macht angeſehen werden. (*) Der Hexameter, den
Kleiſt zu ſeinem Fruͤhling gewaͤhlt hat, faͤngt, wie
man ſich in der Muſik ausdruͤkt, im Aufſchlag an.
Denn er ſetzt dem erſten Fuß eine kurze Sylbe vor.
Vermuthlich iſt er blos von ohngefaͤhr auf dieſen
Einfall gekommen; denn eine genaue Ueberlegung
wuͤrde ihn doch haben fuͤhlen laſſen, daß dieſes den
Gang des Gedichtes etwas monotoniſch macht, und
auch der Mannigfaltigkeit des Rhythmus, oder der
Perioden, ſchadet.

Es iſt denen, die ſich einfallen laſſen den deut-
ſchen Hexameter zu brauchen, ſehr zu rathen, daß
ſie mit großer Sorgfalt dasjenige uͤberlegen, was
Klopſtok in den Vorreden zu dem zweyten und drit-
ten Theil des Meßias, Ramler in ſeiner Ueberſe-
tzung des Batteux, und Schlegel in ſeiner Abhand-
lung vom Reim, daruͤber angemerkt haben.

Hirtengedichte.

Gedichte deren Jnhalt aus dem Charakter und dem
Leben eines Hirtenvolks genommen iſt. So wie
alle Arten der Gedichte, die itzt unter uns bloße
Nachahmungen verlohrner Originale ſind, aus Ue-
bungen oder Gewohnheiten aͤlterer Voͤlker entſtanden
ſind, ſo iſt es wahrſcheinlich, daß die erſten Hirten-
gedichte, nach natuͤrlichen Liedern eines alten Hir-
tenvolks, durch die Kunſt gebildet worden. Der
Hirtenſtand iſt keine Erdichtung, er iſt der Stand
der Natur vieler Voͤlker geweſen, und iſt es auch
noch itzt. Noch ſind Laͤnder von geſitteten Hirten-
voͤlkern bewohnt, die in einer faſt unumſchraͤnkten
Freyheit und der Sorgen des buͤrgerlichen Lebens un-
bewußt leben; wo muntere Koͤpfe vom Jnſtinkt
geleitet, ihre ſelbſt gemachten Floͤten oder Schal-
meyen klingen machen, und Lieder dichten, welche
Froͤhlichkeit, oder Liebe, oder Eiferſucht, ihnen einge-
ben; die mit benachbarten Hirten wetteifernd ſingen;
die bisweilen in groͤßere Geſellſchaften zu Taͤnzen
und Wettſtreiten zuſammen kommen. Das muͤßige
Leben eines ſolchen Hirtenvolks; ſein beſtaͤndiger
Aufenthalt in den angenehmſten Gegenden; die lange
Weile, oder ein angenehmerer Hang, welcher benach-
barte Hirten und Hirtinnen zuſammen fuͤhrt, ver-
anlaſet natuͤrlicher Weiſe die Aeußerung verſchiede-
ner Empfindungen, die nach vielen Verſuchen zu Lie-
dern werden. Ein engliſcher Schriftſteller ſtellt uns
das Landvolk von Minorca als ein ſolches Volk vor.
[Spaltenumbruch]

Hir
„Die Jnſulaner, ſagt er, haben viel alte Gewohn-
heiten bis auf dieſen Tag beybehalten. Alſo iſt
eine Art von poetiſchem Wettſtreit unter den Bau-
ren gebraͤuchlich. Einer ſingt einige, auf einen
gewiſſen Gegenſtand, der ihm gefaͤllt, aus dem Steg-
reiff gemachte Verſe ab, und ſpielt dazu auf ſeiner
Cyther. Ein andrer antwortet ihm ſo gleich, mit
einer gleichen Anzahl ebenfalls auf der Stelle ver-
fertigten Zeilen, und ſuchet ihn zu uͤbertreffen, oder
laͤcherlich zu machen. Und dieſer Wettſtreit waͤhret
bis der Witz der beyden Fechter erſchoͤpft iſt. Man
nennt ſie Gloßadores.‟ (*)

(*) S.
Cleghorns
Beſchr[e]i
bung der
Juſel Mi-
norca.

Ohne Zweifel hat der gluͤkliche Himmelsſtrich, der
ſich uͤber Griechenland und Jtalien verbreitet, ehe-
dem ganze Voͤlker ſolcher Hirten genaͤhrt, deren
Spiele und Geſaͤnge durch Ueberlieferungen bis auf
die, nachher ſich in Staͤdten verſammelte Voͤlker ge-
kommen ſind. Nachdem das, was ehedem Natur
geweſen, zur Kunſt geworden, ahmten die Dichter
auch die Lieder der Hirten nach, um die Gluͤkſeelig-
keit des Hirtenſtandes, wenigſtens in der Einbil-
dung zu genießen. So entſtuhnden in dem Reiche
der Kuͤnſte die Hirtengedichte.

Jhr allgemeiner Charakter iſt darin zu ſuchen,
daß der Jnhalt und der Vortrag mit den Sitten
und dem Charakter eines gluͤklichen Hirtenvolks
uͤbereinſtimme. Die Arten aber koͤnnen vielfaͤltig
ſeyn, epiſch, dramatiſch und lyriſch. Wir haben
in der That in allen drey Hauptgattungen ſchoͤne
Muſter. Epiſch ſind die bekannten Hirtenromanen,
alter und neuerer Dichter. Dramatiſch der Paſtor
Fido, Geßners Evander und verſchiedene andre Stuͤke
der Neuern. Die ſatyriſchen Stuͤke der Griechen
koͤnnen einigermaaßen hieher gerechnet werden. Ly-
riſch ſind die Bukolien, Jdyllen und Eklogen der Al-
ten und Neuern.

Der Dichter der Hirtenlieder verſetzt ſich ſo wol
fuͤr ſeine Perſon, als fuͤr ſeine Materie in den Hir-
tenſtand. Daher muß ſeinem Gedicht, ſowol in
Abſicht auf die Materie, als auf die Form und den
Vortrag, der Charakter dieſes Standes genau ein-
gepraͤget ſeyn. Man muß darin eine Welt er-
kennen, in welcher die Natur allein Geſetze giebt.
Durch keine buͤrgerliche Geſetze, durch keine will-
kuͤhrliche Regeln des Wolſtandes eingeſchraͤnkt, uͤber-
laſſen die Menſchen ſich den Eindruͤken der Natur,
uͤber welche ſie wenig nachdenken. Dieſe Menſchen
kennen keine Beduͤrfniſſe, als die unmittelbaren Be-

duͤrf-
Erſter Theil. Y y y
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[537/0549] Hex Hir Hir Dichter darin gemacht haben, koͤnnen als nicht ge- macht angeſehen werden. (*) Der Hexameter, den Kleiſt zu ſeinem Fruͤhling gewaͤhlt hat, faͤngt, wie man ſich in der Muſik ausdruͤkt, im Aufſchlag an. Denn er ſetzt dem erſten Fuß eine kurze Sylbe vor. Vermuthlich iſt er blos von ohngefaͤhr auf dieſen Einfall gekommen; denn eine genaue Ueberlegung wuͤrde ihn doch haben fuͤhlen laſſen, daß dieſes den Gang des Gedichtes etwas monotoniſch macht, und auch der Mannigfaltigkeit des Rhythmus, oder der Perioden, ſchadet. (*) Eine kurze Ge- ſchichte des deutſchen Herame- ters iſt in den Brie- fen uͤber die N. Littera- tur im er- ſten Th. auf der 109 u. f. f. S. zu finden. Es iſt denen, die ſich einfallen laſſen den deut- ſchen Hexameter zu brauchen, ſehr zu rathen, daß ſie mit großer Sorgfalt dasjenige uͤberlegen, was Klopſtok in den Vorreden zu dem zweyten und drit- ten Theil des Meßias, Ramler in ſeiner Ueberſe- tzung des Batteux, und Schlegel in ſeiner Abhand- lung vom Reim, daruͤber angemerkt haben. Hirtengedichte. Gedichte deren Jnhalt aus dem Charakter und dem Leben eines Hirtenvolks genommen iſt. So wie alle Arten der Gedichte, die itzt unter uns bloße Nachahmungen verlohrner Originale ſind, aus Ue- bungen oder Gewohnheiten aͤlterer Voͤlker entſtanden ſind, ſo iſt es wahrſcheinlich, daß die erſten Hirten- gedichte, nach natuͤrlichen Liedern eines alten Hir- tenvolks, durch die Kunſt gebildet worden. Der Hirtenſtand iſt keine Erdichtung, er iſt der Stand der Natur vieler Voͤlker geweſen, und iſt es auch noch itzt. Noch ſind Laͤnder von geſitteten Hirten- voͤlkern bewohnt, die in einer faſt unumſchraͤnkten Freyheit und der Sorgen des buͤrgerlichen Lebens un- bewußt leben; wo muntere Koͤpfe vom Jnſtinkt geleitet, ihre ſelbſt gemachten Floͤten oder Schal- meyen klingen machen, und Lieder dichten, welche Froͤhlichkeit, oder Liebe, oder Eiferſucht, ihnen einge- ben; die mit benachbarten Hirten wetteifernd ſingen; die bisweilen in groͤßere Geſellſchaften zu Taͤnzen und Wettſtreiten zuſammen kommen. Das muͤßige Leben eines ſolchen Hirtenvolks; ſein beſtaͤndiger Aufenthalt in den angenehmſten Gegenden; die lange Weile, oder ein angenehmerer Hang, welcher benach- barte Hirten und Hirtinnen zuſammen fuͤhrt, ver- anlaſet natuͤrlicher Weiſe die Aeußerung verſchiede- ner Empfindungen, die nach vielen Verſuchen zu Lie- dern werden. Ein engliſcher Schriftſteller ſtellt uns das Landvolk von Minorca als ein ſolches Volk vor. „Die Jnſulaner, ſagt er, haben viel alte Gewohn- heiten bis auf dieſen Tag beybehalten. Alſo iſt eine Art von poetiſchem Wettſtreit unter den Bau- ren gebraͤuchlich. Einer ſingt einige, auf einen gewiſſen Gegenſtand, der ihm gefaͤllt, aus dem Steg- reiff gemachte Verſe ab, und ſpielt dazu auf ſeiner Cyther. Ein andrer antwortet ihm ſo gleich, mit einer gleichen Anzahl ebenfalls auf der Stelle ver- fertigten Zeilen, und ſuchet ihn zu uͤbertreffen, oder laͤcherlich zu machen. Und dieſer Wettſtreit waͤhret bis der Witz der beyden Fechter erſchoͤpft iſt. Man nennt ſie Gloßadores.‟ (*) Ohne Zweifel hat der gluͤkliche Himmelsſtrich, der ſich uͤber Griechenland und Jtalien verbreitet, ehe- dem ganze Voͤlker ſolcher Hirten genaͤhrt, deren Spiele und Geſaͤnge durch Ueberlieferungen bis auf die, nachher ſich in Staͤdten verſammelte Voͤlker ge- kommen ſind. Nachdem das, was ehedem Natur geweſen, zur Kunſt geworden, ahmten die Dichter auch die Lieder der Hirten nach, um die Gluͤkſeelig- keit des Hirtenſtandes, wenigſtens in der Einbil- dung zu genießen. So entſtuhnden in dem Reiche der Kuͤnſte die Hirtengedichte. Jhr allgemeiner Charakter iſt darin zu ſuchen, daß der Jnhalt und der Vortrag mit den Sitten und dem Charakter eines gluͤklichen Hirtenvolks uͤbereinſtimme. Die Arten aber koͤnnen vielfaͤltig ſeyn, epiſch, dramatiſch und lyriſch. Wir haben in der That in allen drey Hauptgattungen ſchoͤne Muſter. Epiſch ſind die bekannten Hirtenromanen, alter und neuerer Dichter. Dramatiſch der Paſtor Fido, Geßners Evander und verſchiedene andre Stuͤke der Neuern. Die ſatyriſchen Stuͤke der Griechen koͤnnen einigermaaßen hieher gerechnet werden. Ly- riſch ſind die Bukolien, Jdyllen und Eklogen der Al- ten und Neuern. Der Dichter der Hirtenlieder verſetzt ſich ſo wol fuͤr ſeine Perſon, als fuͤr ſeine Materie in den Hir- tenſtand. Daher muß ſeinem Gedicht, ſowol in Abſicht auf die Materie, als auf die Form und den Vortrag, der Charakter dieſes Standes genau ein- gepraͤget ſeyn. Man muß darin eine Welt er- kennen, in welcher die Natur allein Geſetze giebt. Durch keine buͤrgerliche Geſetze, durch keine will- kuͤhrliche Regeln des Wolſtandes eingeſchraͤnkt, uͤber- laſſen die Menſchen ſich den Eindruͤken der Natur, uͤber welche ſie wenig nachdenken. Dieſe Menſchen kennen keine Beduͤrfniſſe, als die unmittelbaren Be- duͤrf- Erſter Theil. Y y y

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie01_1771/549>, abgerufen am 22.11.2024.