Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774.[Spaltenumbruch] Past als einen weichen Edelstein oder Quarz gefunden:ob mir gleich einige Antiquarii, wiewohl aus schlech- ten Gründen, diese Meynung bestreiten wollen. Denn da sich diese Herren wenig um practische Erfahrun- gen bekümmern, und lieber dem Plinio glauben, so haben sie antike Steine daraus gemacht, und ihnen, ich weiß selbst nicht was vor Namen, beygeleget; da doch alle den Alten bekannte Edelsteine heute zu Tage immer noch, jedoch unter veränderten Na- men, existiren, und die Natur die Dinge nicht ver- ändert hat. Ob ich mich nun gleich niemals in critische Streitigkeiten einlassen werde, weil solche zur wahren Kenntnis des Schönen und Nüzlichen wenig beytragen, so sehe ich aus der großen Anzahl geschnittener Steine, daß die Alten sehr gerne in Hornstein geschnitten; als nämlich in Carneol, Onyx, Achat, Chalcedon, Jaspis und Schmaragmutter, als welche erstern fünf Arten allerdings unter die Hornsteine gehören, und welche sich mit dem Rade sehr wohl schleifen lassen. Ob nun wohl sehr vieles hiervon zu sagen wäre, so wäre es hier eine über- flüßige Weitläuftigkeit. Jn obbesagtem Werke des Mariette ist eine sehr schöne Abhandlung von der Steinschneiderkunst enthalten, darinn nichts ver- gessen ist, was dazu gehöret; weil es aber mit den Pasten keine Conexion hat, so ist hier nur die Rede, daß die Gelehrten aus Mangel genugsamer Kenntnis hiervon, oft alte Pasten, wegen ihres har- ten Glasses für würkliche Steine angesehen. Jch be- size einige Stücke Glas von der Musivischen Arbeit, aus der Sophienkirche zu Constantinopel, welche ich von dem Secretair des holländischen Gesandten als welcher 14 Jahr in Constantinopel gewesen ist, erhalten habe: es sind solche so hart, daß sie an Stahl geschlagen, wie ein andrer Feuerstein, Fun- ken werfen, und man hat einige schleifen lassen, welche in Ringen, von eben so schönem Lustre, als ein orientalischer Topas sind, und so hart habe ich auch einige antike Pasten des Grafen Moszinski, und des Baron v. Gleichen gefunden. Nun ist mir auch vorm Jahre ein dergleichen hartes Glas in Sachsen vorgekommen, welches bey Coburg in der sogenannten kleinen Gette gemacht wird, worzu ein Fluß Sand genommen wird, der alsdenn das Glas so hart ma- chet, und welches ich in meinen Ofen, worinnen ich doch Kupferasche brennen kann, nicht so weit zum Schmelzen bringen können, daß ich es mit dem Eisen hernach drüken mögen. Past Die Jtaliäner und Franzosen haben seit 50 bis Von allen diesen Glaskünsten könnte der vor- Aus diesen Pasten machet man Ausgüße, entwe- nicht
[Spaltenumbruch] Paſt als einen weichen Edelſtein oder Quarz gefunden:ob mir gleich einige Antiquarii, wiewohl aus ſchlech- ten Gruͤnden, dieſe Meynung beſtreiten wollen. Denn da ſich dieſe Herren wenig um practiſche Erfahrun- gen bekuͤmmern, und lieber dem Plinio glauben, ſo haben ſie antike Steine daraus gemacht, und ihnen, ich weiß ſelbſt nicht was vor Namen, beygeleget; da doch alle den Alten bekannte Edelſteine heute zu Tage immer noch, jedoch unter veraͤnderten Na- men, exiſtiren, und die Natur die Dinge nicht ver- aͤndert hat. Ob ich mich nun gleich niemals in critiſche Streitigkeiten einlaſſen werde, weil ſolche zur wahren Kenntnis des Schoͤnen und Nuͤzlichen wenig beytragen, ſo ſehe ich aus der großen Anzahl geſchnittener Steine, daß die Alten ſehr gerne in Hornſtein geſchnitten; als naͤmlich in Carneol, Onyx, Achat, Chalcedon, Jaſpis und Schmaragmutter, als welche erſtern fuͤnf Arten allerdings unter die Hornſteine gehoͤren, und welche ſich mit dem Rade ſehr wohl ſchleifen laſſen. Ob nun wohl ſehr vieles hiervon zu ſagen waͤre, ſo waͤre es hier eine uͤber- fluͤßige Weitlaͤuftigkeit. Jn obbeſagtem Werke des Mariette iſt eine ſehr ſchoͤne Abhandlung von der Steinſchneiderkunſt enthalten, darinn nichts ver- geſſen iſt, was dazu gehoͤret; weil es aber mit den Paſten keine Conexion hat, ſo iſt hier nur die Rede, daß die Gelehrten aus Mangel genugſamer Kenntnis hiervon, oft alte Paſten, wegen ihres har- ten Glaſſes fuͤr wuͤrkliche Steine angeſehen. Jch be- ſize einige Stuͤcke Glas von der Muſiviſchen Arbeit, aus der Sophienkirche zu Conſtantinopel, welche ich von dem Secretair des hollaͤndiſchen Geſandten als welcher 14 Jahr in Conſtantinopel geweſen iſt, erhalten habe: es ſind ſolche ſo hart, daß ſie an Stahl geſchlagen, wie ein andrer Feuerſtein, Fun- ken werfen, und man hat einige ſchleifen laſſen, welche in Ringen, von eben ſo ſchoͤnem Luſtre, als ein orientaliſcher Topas ſind, und ſo hart habe ich auch einige antike Paſten des Grafen Moszinski, und des Baron v. Gleichen gefunden. Nun iſt mir auch vorm Jahre ein dergleichen hartes Glas in Sachſen vorgekommen, welches bey Coburg in der ſogenannten kleinen Gette gemacht wird, worzu ein Fluß Sand genommen wird, der alsdenn das Glas ſo hart ma- chet, und welches ich in meinen Ofen, worinnen ich doch Kupferaſche brennen kann, nicht ſo weit zum Schmelzen bringen koͤnnen, daß ich es mit dem Eiſen hernach druͤken moͤgen. Paſt Die Jtaliaͤner und Franzoſen haben ſeit 50 bis Von allen dieſen Glaskuͤnſten koͤnnte der vor- Aus dieſen Paſten machet man Ausguͤße, entwe- nicht
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Die italiaͤniſchen<lb/> Paſten aber ſind meiſtens von ſehr weichem Glaße,<lb/> weil in Jtalien die Kohlen theuer ſind: man kann<lb/> einige mit dem Meſſer ſchaben; ſie wittern auch in<lb/> einigen Jahren aus, oder wie man ſagt, das Glas<lb/> bekommt den Schmergel; ſie machen aber auch die<lb/> meiſten aus muſiviſchen Glaße, welches ein leicht-<lb/> fluͤßiges Bleyglaß, und von beſſerer Dauer iſt. 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Der Steinſchneider muß als-<lb/> denn das uͤbergedruͤkte Glas abnehmen, und ihnen<lb/> die gehoͤrige Form geben und poliren.</p><lb/> <p>Aus dieſen Paſten machet man Ausguͤße, entwe-<lb/> der in Schwefel mit Zinober, oder einer andern<lb/> Erdfarbe vermiſchet, oder gießet ſie in Gibs, oder<lb/> druͤket ſolche in einen guten Lak ab, wovon der<lb/> engliſche der beſte iſt; alle dieſe Arten aber haben<lb/> ihre großen Maͤngel. Der Schwefel riechet uͤbel,<lb/> und ſpringet in jaͤhliger Waͤrme und Kaͤlte ſehr<lb/> leicht, der Gibs wittert in einiger Zeit auch aus;<lb/> und will man ſelbige mit andern Dingen vermi-<lb/> ſchen, und zu einem Teige machen, wie es bey<lb/> Gibsmarmor gemacht wird, ſo wird der Abdruk<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [882[864]/0299]
Paſt
Paſt
als einen weichen Edelſtein oder Quarz gefunden:
ob mir gleich einige Antiquarii, wiewohl aus ſchlech-
ten Gruͤnden, dieſe Meynung beſtreiten wollen. Denn
da ſich dieſe Herren wenig um practiſche Erfahrun-
gen bekuͤmmern, und lieber dem Plinio glauben,
ſo haben ſie antike Steine daraus gemacht, und ihnen,
ich weiß ſelbſt nicht was vor Namen, beygeleget;
da doch alle den Alten bekannte Edelſteine heute
zu Tage immer noch, jedoch unter veraͤnderten Na-
men, exiſtiren, und die Natur die Dinge nicht ver-
aͤndert hat. Ob ich mich nun gleich niemals in
critiſche Streitigkeiten einlaſſen werde, weil ſolche
zur wahren Kenntnis des Schoͤnen und Nuͤzlichen
wenig beytragen, ſo ſehe ich aus der großen Anzahl
geſchnittener Steine, daß die Alten ſehr gerne in
Hornſtein geſchnitten; als naͤmlich in Carneol, Onyx,
Achat, Chalcedon, Jaſpis und Schmaragmutter,
als welche erſtern fuͤnf Arten allerdings unter die
Hornſteine gehoͤren, und welche ſich mit dem Rade
ſehr wohl ſchleifen laſſen. Ob nun wohl ſehr vieles
hiervon zu ſagen waͤre, ſo waͤre es hier eine uͤber-
fluͤßige Weitlaͤuftigkeit. Jn obbeſagtem Werke des
Mariette iſt eine ſehr ſchoͤne Abhandlung von der
Steinſchneiderkunſt enthalten, darinn nichts ver-
geſſen iſt, was dazu gehoͤret; weil es aber mit den
Paſten keine Conexion hat, ſo iſt hier nur die
Rede, daß die Gelehrten aus Mangel genugſamer
Kenntnis hiervon, oft alte Paſten, wegen ihres har-
ten Glaſſes fuͤr wuͤrkliche Steine angeſehen. Jch be-
ſize einige Stuͤcke Glas von der Muſiviſchen Arbeit,
aus der Sophienkirche zu Conſtantinopel, welche
ich von dem Secretair des hollaͤndiſchen Geſandten
als welcher 14 Jahr in Conſtantinopel geweſen iſt,
erhalten habe: es ſind ſolche ſo hart, daß ſie an
Stahl geſchlagen, wie ein andrer Feuerſtein, Fun-
ken werfen, und man hat einige ſchleifen laſſen,
welche in Ringen, von eben ſo ſchoͤnem Luſtre, als ein
orientaliſcher Topas ſind, und ſo hart habe ich auch
einige antike Paſten des Grafen Moszinski, und des
Baron v. Gleichen gefunden. Nun iſt mir auch
vorm Jahre ein dergleichen hartes Glas in Sachſen
vorgekommen, welches bey Coburg in der ſogenannten
kleinen Gette gemacht wird, worzu ein Fluß Sand
genommen wird, der alsdenn das Glas ſo hart ma-
chet, und welches ich in meinen Ofen, worinnen
ich doch Kupferaſche brennen kann, nicht ſo weit
zum Schmelzen bringen koͤnnen, daß ich es mit dem
Eiſen hernach druͤken moͤgen.
Die Jtaliaͤner und Franzoſen haben ſeit 50 bis
60 Jahren eine große Menge Paſten verferti-
get. Des Herzogs von Orleans ehemaliger Leibme-
dicus Mr. Homberg aus Quedlinburg gebuͤrthig,
hat die meiſten Steine aus des Koͤnigs in Frankreich,
des Herzogs von Orleans, auch aus andern Cabi-
nets in Paſten gebracht; daher wir auch ſo viele
ſchoͤne Sachen erhalten haben, welche uns ſonſt un-
bekannt geblieben ſeyn wuͤrden. Die italiaͤniſchen
Paſten aber ſind meiſtens von ſehr weichem Glaße,
weil in Jtalien die Kohlen theuer ſind: man kann
einige mit dem Meſſer ſchaben; ſie wittern auch in
einigen Jahren aus, oder wie man ſagt, das Glas
bekommt den Schmergel; ſie machen aber auch die
meiſten aus muſiviſchen Glaße, welches ein leicht-
fluͤßiges Bleyglaß, und von beſſerer Dauer iſt. Jch
hatte von einigen guten Freunden dergleichen com-
municiret bekommen; ſie lagen bey mir auf dem
Tiſche; da die Sonne darauf ſchiene, und ſie warm
worden, ſprangen zwey davon in viele Stuͤke, weil
das Glas aus vieler Potaſche gemacht war.
Von allen dieſen Glaskuͤnſten koͤnnte der vor-
trefliche Herr Margrafe in Berlin den beſten Unter-
richt geben, der in allen Glaskuͤnſten große Wiſſen-
ſchaft hat, und wovon ich große Proben geſehen.
Paſten zu machen, muß man fein geſchleimten ve-
netianiſchen Trippel nehmen, und in eiſern Ring
den Stein legen, und damit abdruͤken, den Stein
alsdenn behutſam abnehmen, die Forme wohl trok-
nen laſſen: alsdenn leget man Glas darauf, brin-
get ſolche in die Muffel, wie etwan eine Email-
mahlerey, laͤſſet es weich ſchmelzen, und druͤket es
mit einen warmen Eiſen; bringt ſolche in Kuͤhlofen,
und wenn ſie erkaltet, hebet man ſie von der Forme
ab, ſo ſind ſie fertig. Der Steinſchneider muß als-
denn das uͤbergedruͤkte Glas abnehmen, und ihnen
die gehoͤrige Form geben und poliren.
Aus dieſen Paſten machet man Ausguͤße, entwe-
der in Schwefel mit Zinober, oder einer andern
Erdfarbe vermiſchet, oder gießet ſie in Gibs, oder
druͤket ſolche in einen guten Lak ab, wovon der
engliſche der beſte iſt; alle dieſe Arten aber haben
ihre großen Maͤngel. Der Schwefel riechet uͤbel,
und ſpringet in jaͤhliger Waͤrme und Kaͤlte ſehr
leicht, der Gibs wittert in einiger Zeit auch aus;
und will man ſelbige mit andern Dingen vermi-
ſchen, und zu einem Teige machen, wie es bey
Gibsmarmor gemacht wird, ſo wird der Abdruk
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