so bekommt jeder Ton, wegen der ihm eigenen Ac- corde seinen besondern Charakter, den er immer be- hauptet, man stimme die Jnstrumenten in Chor- oder Cammerton, oder überhaupt höher oder tiefer als gewöhnlich. Die so genannten Kirchentöne sind nach dieser Temperatur die reinesten, und von den andern Tönen hat jeder seine Art, so daß ein geschik- ter Tonsezer den Ton aussuchen kann, der sich in besondern Fällen für seinen Ausdruk am besten schi- ket. (*) Wer nicht einsiehet wie wichtig in gewissen Fällen diese Wahl des Tones sey, der versuche den fürtreflichen Chor aus der Graunischen Oper Jphi- genia, Mora, mora Ifigenia &c. in C dur, oder F dur zu versezen, und gebe bey der Aufführung desselben Acht, wie sehr er seine Kraft in diesen Tö- nen verliehren wird.
Erwähnte Temperatur giebt demnach verschiedene Tonleitern, deren jede sich vorzüglich zu gewissen Cha- rakteren des Ausdruks schiket. Hiebey wollen wir bey- läufig anmerken, daß sowohl das Dis als Gis dur nach dieser Stimmung gerade die diatonische Tonlei- ter des Pythagoras haben, die wir an seinem Orte beschrieben haben. (*) Wer also wissen will, wie die- ses alte System klinget, kann es auf einer Orgel, die nach unsrer Temperatur gestimmt ist, im Spieh- len aus Dis und Gis dur erfahren.
Uebrigens haben wir bereits anderswo angemerkt, daß in dieser Temperatur nur drey temperirte Quin- ten vorkommen, (*) so daß die Abweichungen blos auf solche Jntervalle kommen, die sie ertragen, oder gar erfodern. Es ist demnach zu wünschen, daß diese Temperatur durchgehends eingeführt werde.
Tenor. (Musik.)
Mit diesem Namen bezeichnet man eine der vier Hauptstimmen der menschlichen Kehle, (*) die sich durch ihren besondern Umfang von einander unter- scheiden. Der Tenor ist die zweyte von unten, und folget zunächst auf den Baß: sein gewöhnlicher Um- fang ist von e bis g, höchstens bis a. (+)
[Abbildung]
[Spaltenumbruch]
Ter
Diese Stimme ist dem männlichen Geschlechte von reiferm Alter eigen, doch in Deutschland weit seltener, als der Baß; denn von zehen erwachsenen Manns- personen werden immer neun und mehr Baßstimmen haben, gegen einen, die den Tenor singt. Eine helle und schöne Tenorstimme ist deswegen etwas selten; sie wird aber nicht blos der Seltenheit, sondern vorzüglich der Schönheit halber hochgeschäzt.
Terenz.
Der bekannte römische Comödienschreiber. Er war aus Carthago gebürtig, und in seiner Kindheit ein Sclave des römischen Rathsherrn Terentius Luca- nus, der ihn gut erzogen, und noch ganz jung frey- gesprochen hat. Er war noch in der Kindheit da Plautus starb, und schon in seinem 18 Jahr soll die Andria sein erstes Stük gespiehlt worden seyn. Man erzählt bey dieser Gelegenheit eine artige Anek- dote von ihm. Als er, wie es in Rom der Ge- brauch war, sein Lustspiehl Andria den Aedilen über- reichte, sagte ihm der Aedil Cerius, der eben an der Tafel war, er sollte sein Stük ihm vorlesen. Weil er unbekannt und schlecht gekleidet war, so wurd ihm neben dem Tisch eine Banke hingesezt. Er hatte aber kaum einige Verse gelesen, als man so viel Achtung für ihn bekam, ihn zur Tafel zu ziehen, und ihn zu bitten das ganze Stük nach aufgehobner Ta- fel zu lesen.
Er gewann bald große Achtung. Lälius und Scipio zwey der ersten Männer in Rom, waren seine Freunde, und sollen ihm bisweilen bey Verfertigung seiner Stüke geholfen haben. Seine Feinde wollten ihm dieses zur Last legen, er aber rechnete sichs zur Ehre, und lehnt deshalb in dem Prologo zu den Adelphis, die Beschuldigung sehr schwach von sich ab. Einige haben geglaubt, daß die Freunde von denen der Dichter an angezeigtem Orte spricht, nicht Scipio und Lälius seyn können, weil sie damal noch zu jung gewesen, sondern daß die vornehmen Männer, deren Beystand der Dichter nicht leugnet, Q. Fabius Labeo und Mar. Popilius, beyde con- sularische Männer und Dichter seyen; oder sie mei- nen Sulpitius Gallus ein gelehrter Mann, der diese Schauspiehle zuerst in den consularischen Spiehlen eingeführt, habe unserm Dichter geholfen.
Nach-
(*) S. Ton.
(*) S. System. S. 1126.
(*) S. Quinte.
(*) S. Stimme.
(+) Es ist nämlich hier nicht von außerordentlichen Stimmen der Solosänger, sondern von dem gewöhnlichen [Spaltenumbruch]
Umfange die Rede, den der Tonsezer vor Augen haben muß, wenn er für Chöre sezet.
[Spaltenumbruch]
Ten
ſo bekommt jeder Ton, wegen der ihm eigenen Ac- corde ſeinen beſondern Charakter, den er immer be- hauptet, man ſtimme die Jnſtrumenten in Chor- oder Cammerton, oder uͤberhaupt hoͤher oder tiefer als gewoͤhnlich. Die ſo genannten Kirchentoͤne ſind nach dieſer Temperatur die reineſten, und von den andern Toͤnen hat jeder ſeine Art, ſo daß ein geſchik- ter Tonſezer den Ton ausſuchen kann, der ſich in beſondern Faͤllen fuͤr ſeinen Ausdruk am beſten ſchi- ket. (*) Wer nicht einſiehet wie wichtig in gewiſſen Faͤllen dieſe Wahl des Tones ſey, der verſuche den fuͤrtreflichen Chor aus der Grauniſchen Oper Jphi- genia, Mora, mora Ifigenia &c. in C dur, oder F dur zu verſezen, und gebe bey der Auffuͤhrung deſſelben Acht, wie ſehr er ſeine Kraft in dieſen Toͤ- nen verliehren wird.
Erwaͤhnte Temperatur giebt demnach verſchiedene Tonleitern, deren jede ſich vorzuͤglich zu gewiſſen Cha- rakteren des Ausdruks ſchiket. Hiebey wollen wir bey- laͤufig anmerken, daß ſowohl das Dis als Gis dur nach dieſer Stimmung gerade die diatoniſche Tonlei- ter des Pythagoras haben, die wir an ſeinem Orte beſchrieben haben. (*) Wer alſo wiſſen will, wie die- ſes alte Syſtem klinget, kann es auf einer Orgel, die nach unſrer Temperatur geſtimmt iſt, im Spieh- len aus Dis und Gis dur erfahren.
Uebrigens haben wir bereits anderswo angemerkt, daß in dieſer Temperatur nur drey temperirte Quin- ten vorkommen, (*) ſo daß die Abweichungen blos auf ſolche Jntervalle kommen, die ſie ertragen, oder gar erfodern. Es iſt demnach zu wuͤnſchen, daß dieſe Temperatur durchgehends eingefuͤhrt werde.
Tenor. (Muſik.)
Mit dieſem Namen bezeichnet man eine der vier Hauptſtimmen der menſchlichen Kehle, (*) die ſich durch ihren beſondern Umfang von einander unter- ſcheiden. Der Tenor iſt die zweyte von unten, und folget zunaͤchſt auf den Baß: ſein gewoͤhnlicher Um- fang iſt von e bis g̅, hoͤchſtens bis a̅. (†)
[Abbildung]
[Spaltenumbruch]
Ter
Dieſe Stimme iſt dem maͤnnlichen Geſchlechte von reiferm Alter eigen, doch in Deutſchland weit ſeltener, als der Baß; denn von zehen erwachſenen Manns- perſonen werden immer neun und mehr Baßſtimmen haben, gegen einen, die den Tenor ſingt. Eine helle und ſchoͤne Tenorſtimme iſt deswegen etwas ſelten; ſie wird aber nicht blos der Seltenheit, ſondern vorzuͤglich der Schoͤnheit halber hochgeſchaͤzt.
Terenz.
Der bekannte roͤmiſche Comoͤdienſchreiber. Er war aus Carthago gebuͤrtig, und in ſeiner Kindheit ein Sclave des roͤmiſchen Rathsherrn Terentius Luca- nus, der ihn gut erzogen, und noch ganz jung frey- geſprochen hat. Er war noch in der Kindheit da Plautus ſtarb, und ſchon in ſeinem 18 Jahr ſoll die Andria ſein erſtes Stuͤk geſpiehlt worden ſeyn. Man erzaͤhlt bey dieſer Gelegenheit eine artige Anek- dote von ihm. Als er, wie es in Rom der Ge- brauch war, ſein Luſtſpiehl Andria den Aedilen uͤber- reichte, ſagte ihm der Aedil Cerius, der eben an der Tafel war, er ſollte ſein Stuͤk ihm vorleſen. Weil er unbekannt und ſchlecht gekleidet war, ſo wurd ihm neben dem Tiſch eine Banke hingeſezt. Er hatte aber kaum einige Verſe geleſen, als man ſo viel Achtung fuͤr ihn bekam, ihn zur Tafel zu ziehen, und ihn zu bitten das ganze Stuͤk nach aufgehobner Ta- fel zu leſen.
Er gewann bald große Achtung. Laͤlius und Scipio zwey der erſten Maͤnner in Rom, waren ſeine Freunde, und ſollen ihm bisweilen bey Verfertigung ſeiner Stuͤke geholfen haben. Seine Feinde wollten ihm dieſes zur Laſt legen, er aber rechnete ſichs zur Ehre, und lehnt deshalb in dem Prologo zu den Adelphis, die Beſchuldigung ſehr ſchwach von ſich ab. Einige haben geglaubt, daß die Freunde von denen der Dichter an angezeigtem Orte ſpricht, nicht Scipio und Laͤlius ſeyn koͤnnen, weil ſie damal noch zu jung geweſen, ſondern daß die vornehmen Maͤnner, deren Beyſtand der Dichter nicht leugnet, Q. Fabius Labeo und Mar. Popilius, beyde con- ſulariſche Maͤnner und Dichter ſeyen; oder ſie mei- nen Sulpitius Gallus ein gelehrter Mann, der dieſe Schauſpiehle zuerſt in den conſulariſchen Spiehlen eingefuͤhrt, habe unſerm Dichter geholfen.
Nach-
(*) S. Ton.
(*) S. Syſtem. S. 1126.
(*) S. Quinte.
(*) S. Stimme.
(†) Es iſt naͤmlich hier nicht von außerordentlichen Stimmen der Soloſaͤnger, ſondern von dem gewoͤhnlichen [Spaltenumbruch]
Umfange die Rede, den der Tonſezer vor Augen haben muß, wenn er fuͤr Choͤre ſezet.
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[1150[1132]/0579]
Ten
Ter
ſo bekommt jeder Ton, wegen der ihm eigenen Ac-
corde ſeinen beſondern Charakter, den er immer be-
hauptet, man ſtimme die Jnſtrumenten in Chor-
oder Cammerton, oder uͤberhaupt hoͤher oder tiefer
als gewoͤhnlich. Die ſo genannten Kirchentoͤne ſind
nach dieſer Temperatur die reineſten, und von den
andern Toͤnen hat jeder ſeine Art, ſo daß ein geſchik-
ter Tonſezer den Ton ausſuchen kann, der ſich in
beſondern Faͤllen fuͤr ſeinen Ausdruk am beſten ſchi-
ket. (*) Wer nicht einſiehet wie wichtig in gewiſſen
Faͤllen dieſe Wahl des Tones ſey, der verſuche den
fuͤrtreflichen Chor aus der Grauniſchen Oper Jphi-
genia, Mora, mora Ifigenia &c. in C dur, oder
F dur zu verſezen, und gebe bey der Auffuͤhrung
deſſelben Acht, wie ſehr er ſeine Kraft in dieſen Toͤ-
nen verliehren wird.
Erwaͤhnte Temperatur giebt demnach verſchiedene
Tonleitern, deren jede ſich vorzuͤglich zu gewiſſen Cha-
rakteren des Ausdruks ſchiket. Hiebey wollen wir bey-
laͤufig anmerken, daß ſowohl das Dis als Gis dur
nach dieſer Stimmung gerade die diatoniſche Tonlei-
ter des Pythagoras haben, die wir an ſeinem Orte
beſchrieben haben. (*) Wer alſo wiſſen will, wie die-
ſes alte Syſtem klinget, kann es auf einer Orgel,
die nach unſrer Temperatur geſtimmt iſt, im Spieh-
len aus Dis und Gis dur erfahren.
Uebrigens haben wir bereits anderswo angemerkt,
daß in dieſer Temperatur nur drey temperirte Quin-
ten vorkommen, (*) ſo daß die Abweichungen blos
auf ſolche Jntervalle kommen, die ſie ertragen, oder
gar erfodern. Es iſt demnach zu wuͤnſchen, daß
dieſe Temperatur durchgehends eingefuͤhrt werde.
Tenor.
(Muſik.)
Mit dieſem Namen bezeichnet man eine der vier
Hauptſtimmen der menſchlichen Kehle, (*) die ſich
durch ihren beſondern Umfang von einander unter-
ſcheiden. Der Tenor iſt die zweyte von unten, und
folget zunaͤchſt auf den Baß: ſein gewoͤhnlicher Um-
fang iſt von e bis g̅, hoͤchſtens bis a̅. (†)
[Abbildung]
Dieſe Stimme iſt dem maͤnnlichen Geſchlechte von
reiferm Alter eigen, doch in Deutſchland weit ſeltener,
als der Baß; denn von zehen erwachſenen Manns-
perſonen werden immer neun und mehr Baßſtimmen
haben, gegen einen, die den Tenor ſingt. Eine helle
und ſchoͤne Tenorſtimme iſt deswegen etwas ſelten;
ſie wird aber nicht blos der Seltenheit, ſondern
vorzuͤglich der Schoͤnheit halber hochgeſchaͤzt.
Terenz.
Der bekannte roͤmiſche Comoͤdienſchreiber. Er war
aus Carthago gebuͤrtig, und in ſeiner Kindheit ein
Sclave des roͤmiſchen Rathsherrn Terentius Luca-
nus, der ihn gut erzogen, und noch ganz jung frey-
geſprochen hat. Er war noch in der Kindheit da
Plautus ſtarb, und ſchon in ſeinem 18 Jahr ſoll
die Andria ſein erſtes Stuͤk geſpiehlt worden ſeyn.
Man erzaͤhlt bey dieſer Gelegenheit eine artige Anek-
dote von ihm. Als er, wie es in Rom der Ge-
brauch war, ſein Luſtſpiehl Andria den Aedilen uͤber-
reichte, ſagte ihm der Aedil Cerius, der eben an der
Tafel war, er ſollte ſein Stuͤk ihm vorleſen. Weil er
unbekannt und ſchlecht gekleidet war, ſo wurd ihm
neben dem Tiſch eine Banke hingeſezt. Er hatte
aber kaum einige Verſe geleſen, als man ſo viel
Achtung fuͤr ihn bekam, ihn zur Tafel zu ziehen, und
ihn zu bitten das ganze Stuͤk nach aufgehobner Ta-
fel zu leſen.
Er gewann bald große Achtung. Laͤlius und
Scipio zwey der erſten Maͤnner in Rom, waren ſeine
Freunde, und ſollen ihm bisweilen bey Verfertigung
ſeiner Stuͤke geholfen haben. Seine Feinde wollten
ihm dieſes zur Laſt legen, er aber rechnete ſichs zur
Ehre, und lehnt deshalb in dem Prologo zu den
Adelphis, die Beſchuldigung ſehr ſchwach von ſich
ab. Einige haben geglaubt, daß die Freunde von
denen der Dichter an angezeigtem Orte ſpricht, nicht
Scipio und Laͤlius ſeyn koͤnnen, weil ſie damal
noch zu jung geweſen, ſondern daß die vornehmen
Maͤnner, deren Beyſtand der Dichter nicht leugnet,
Q. Fabius Labeo und Mar. Popilius, beyde con-
ſulariſche Maͤnner und Dichter ſeyen; oder ſie mei-
nen Sulpitius Gallus ein gelehrter Mann, der dieſe
Schauſpiehle zuerſt in den conſulariſchen Spiehlen
eingefuͤhrt, habe unſerm Dichter geholfen.
Nach-
(*) S.
Ton.
(*) S.
Syſtem.
S. 1126.
(*) S.
Quinte.
(*) S.
Stimme.
(†) Es iſt naͤmlich hier nicht von außerordentlichen
Stimmen der Soloſaͤnger, ſondern von dem gewoͤhnlichen
Umfange die Rede, den der Tonſezer vor Augen haben
muß, wenn er fuͤr Choͤre ſezet.
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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 1150[1132]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/579>, abgerufen am 21.06.2024.
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