Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Viertes Buch. O Bachov! sollten sie Dich hören! Du singst auch allerliebst und schön, Sie würden Dich bey ihren Chören Mit grössestem Vergnügen sehn! Komm, Herbst! und gieb Jhm das Geleite, Du, Faune! geh Jhm an der Seite, Der Du ihn jüngst im Busch belauscht, Als Jhn die Landlust so entzücket, Jndem sein Lied, mit Frucht geschmücket, Von Schnittern, Oel und Most gerauscht. Nun hör ich, frey von Gram und Sorgen, Der Hühner Sultan brünstig krähn, Für mich ist nun ein jeder Morgen Noch eins so reizend und so schön; Der Abend wiegt in sanftem Schlummer, Nagt mich ein fürchterlicher Kummer, Will mir ein Ungewitter drohn; Ja schmäh ich mit auf Eitelkeiten, Und sehe nur Calisten schreiten, O! da vergeß ich alles schon. Wie klingt es reizend, neu, erhaben, Wenn, Bachov! deine Leyer schallt, Die Gratien und Liebesknaben Versehn mit rührender Gewalt; Die Tugend selbst hat sie bereitet, Die Dich von Jugend auf geleitet Bey ihrer mütterlichen Hand; Die Dichtkunst giebt ihr Geist und Leben, Es setzt, sobald die Saiten beben, Ein Lied die kleine Welt in Brand. Sieh
Viertes Buch. O Bachov! ſollten ſie Dich hoͤren! Du ſingſt auch allerliebſt und ſchoͤn, Sie wuͤrden Dich bey ihren Choͤren Mit groͤſſeſtem Vergnuͤgen ſehn! Komm, Herbſt! und gieb Jhm das Geleite, Du, Faune! geh Jhm an der Seite, Der Du ihn juͤngſt im Buſch belauſcht, Als Jhn die Landluſt ſo entzuͤcket, Jndem ſein Lied, mit Frucht geſchmuͤcket, Von Schnittern, Oel und Moſt gerauſcht. Nun hoͤr ich, frey von Gram und Sorgen, Der Huͤhner Sultan bruͤnſtig kraͤhn, Fuͤr mich iſt nun ein jeder Morgen Noch eins ſo reizend und ſo ſchoͤn; Der Abend wiegt in ſanftem Schlummer, Nagt mich ein fuͤrchterlicher Kummer, Will mir ein Ungewitter drohn; Ja ſchmaͤh ich mit auf Eitelkeiten, Und ſehe nur Caliſten ſchreiten, O! da vergeß ich alles ſchon. Wie klingt es reizend, neu, erhaben, Wenn, Bachov! deine Leyer ſchallt, Die Gratien und Liebesknaben Verſehn mit ruͤhrender Gewalt; Die Tugend ſelbſt hat ſie bereitet, Die Dich von Jugend auf geleitet Bey ihrer muͤtterlichen Hand; Die Dichtkunſt giebt ihr Geiſt und Leben, Es ſetzt, ſobald die Saiten beben, Ein Lied die kleine Welt in Brand. Sieh
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Viertes Buch.
O Bachov! ſollten ſie Dich hoͤren!
Du ſingſt auch allerliebſt und ſchoͤn,
Sie wuͤrden Dich bey ihren Choͤren
Mit groͤſſeſtem Vergnuͤgen ſehn!
Komm, Herbſt! und gieb Jhm das Geleite,
Du, Faune! geh Jhm an der Seite,
Der Du ihn juͤngſt im Buſch belauſcht,
Als Jhn die Landluſt ſo entzuͤcket,
Jndem ſein Lied, mit Frucht geſchmuͤcket,
Von Schnittern, Oel und Moſt gerauſcht.
Nun hoͤr ich, frey von Gram und Sorgen,
Der Huͤhner Sultan bruͤnſtig kraͤhn,
Fuͤr mich iſt nun ein jeder Morgen
Noch eins ſo reizend und ſo ſchoͤn;
Der Abend wiegt in ſanftem Schlummer,
Nagt mich ein fuͤrchterlicher Kummer,
Will mir ein Ungewitter drohn;
Ja ſchmaͤh ich mit auf Eitelkeiten,
Und ſehe nur Caliſten ſchreiten,
O! da vergeß ich alles ſchon.
Wie klingt es reizend, neu, erhaben,
Wenn, Bachov! deine Leyer ſchallt,
Die Gratien und Liebesknaben
Verſehn mit ruͤhrender Gewalt;
Die Tugend ſelbſt hat ſie bereitet,
Die Dich von Jugend auf geleitet
Bey ihrer muͤtterlichen Hand;
Die Dichtkunſt giebt ihr Geiſt und Leben,
Es ſetzt, ſobald die Saiten beben,
Ein Lied die kleine Welt in Brand.
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