Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Vom Himmel.
Von den Wohnungen und Auf-
enthalt der Engel.

183. Weil im Himmel Gesellschaften sind, und
sie wie die Menschen leben, so haben sie dahero
auch Wohnungen, und deren ebenfalls mancher-
ley nach Beschaffenheit des Lebens. Zustandes ei-
nes jedweden; die, so in einem würdigern oder
erhabnern Zustand sind, haben prächtige, und
die in einem niedrigern Zustand sich befinden,
haben weniger prächtige Wohnungen. Jch habe
etlichemal mit den Engeln von den Wohnungen
im Himmel geredet, und gesagt: heutiges Ta-
ges wird es kaum einer glauben, daß sie Woh-
nungen und Bleibstätte haben, einige darum, weil
sie solche nicht sehen, einige, weil sie nicht wissen,
daß die Engel Menschen sind, andere deswegen,
weil sie glauben, der englische Himmel sey dieser
Himmel, den sie mit den Augen um sich herum
sehen, weil nun dieser leer erscheinet, und weil sie
glauben, die Engel wären himmellüftige Gestal-
ten, so schließen sie, die Engel lebten in der Him-
melluft; überdem fassen sie nicht, weil sie von
dem Geistlichen nichts wissen, daß in der geist-
lichen Welt dergleichen Dinge sind, wie sie in der
natürlichen Welt angetroffen werden. Hier-
auf antworteten die Engel: sie wüßten wohl,
daß eine solche Unwissenheit heutiges Tages in der
Welt, und, worüber sie sich verwunderten, ab-
sonderlich innerhalb der Kirche herrsche, und allda
mehr bey den Gelehrten, als bey denen, so sie

Einfäl-
Vom Himmel.
Von den Wohnungen und Auf-
enthalt der Engel.

183. Weil im Himmel Geſellſchaften ſind, und
ſie wie die Menſchen leben, ſo haben ſie dahero
auch Wohnungen, und deren ebenfalls mancher-
ley nach Beſchaffenheit des Lebens. Zuſtandes ei-
nes jedweden; die, ſo in einem wuͤrdigern oder
erhabnern Zuſtand ſind, haben praͤchtige, und
die in einem niedrigern Zuſtand ſich befinden,
haben weniger praͤchtige Wohnungen. Jch habe
etlichemal mit den Engeln von den Wohnungen
im Himmel geredet, und geſagt: heutiges Ta-
ges wird es kaum einer glauben, daß ſie Woh-
nungen und Bleibſtaͤtte haben, einige darum, weil
ſie ſolche nicht ſehen, einige, weil ſie nicht wiſſen,
daß die Engel Menſchen ſind, andere deswegen,
weil ſie glauben, der engliſche Himmel ſey dieſer
Himmel, den ſie mit den Augen um ſich herum
ſehen, weil nun dieſer leer erſcheinet, und weil ſie
glauben, die Engel waͤren himmelluͤftige Geſtal-
ten, ſo ſchließen ſie, die Engel lebten in der Him-
melluft; uͤberdem faſſen ſie nicht, weil ſie von
dem Geiſtlichen nichts wiſſen, daß in der geiſt-
lichen Welt dergleichen Dinge ſind, wie ſie in der
natuͤrlichen Welt angetroffen werden. Hier-
auf antworteten die Engel: ſie wuͤßten wohl,
daß eine ſolche Unwiſſenheit heutiges Tages in der
Welt, und, woruͤber ſie ſich verwunderten, ab-
ſonderlich innerhalb der Kirche herrſche, und allda
mehr bey den Gelehrten, als bey denen, ſo ſie

Einfaͤl-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0243" n="196"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Von den Wohnungen und Auf-<lb/>
enthalt der Engel.</hi> </head><lb/>
            <p>183. <hi rendition="#in">W</hi>eil im Himmel Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften &#x017F;ind, und<lb/>
&#x017F;ie wie die Men&#x017F;chen leben, &#x017F;o haben &#x017F;ie dahero<lb/>
auch Wohnungen, und deren ebenfalls mancher-<lb/>
ley nach Be&#x017F;chaffenheit des Lebens. Zu&#x017F;tandes ei-<lb/>
nes jedweden; die, &#x017F;o in einem wu&#x0364;rdigern oder<lb/>
erhabnern Zu&#x017F;tand &#x017F;ind, haben pra&#x0364;chtige, und<lb/>
die in einem niedrigern Zu&#x017F;tand &#x017F;ich befinden,<lb/>
haben weniger pra&#x0364;chtige Wohnungen. Jch habe<lb/>
etlichemal mit den Engeln von den Wohnungen<lb/>
im Himmel geredet, und ge&#x017F;agt: heutiges Ta-<lb/>
ges wird es kaum einer glauben, daß &#x017F;ie Woh-<lb/>
nungen und Bleib&#x017F;ta&#x0364;tte haben, einige darum, weil<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;olche nicht &#x017F;ehen, einige, weil &#x017F;ie nicht wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
daß die Engel Men&#x017F;chen &#x017F;ind, andere deswegen,<lb/>
weil &#x017F;ie glauben, der engli&#x017F;che Himmel &#x017F;ey die&#x017F;er<lb/>
Himmel, den &#x017F;ie mit den Augen um &#x017F;ich herum<lb/>
&#x017F;ehen, weil nun die&#x017F;er leer er&#x017F;cheinet, und weil &#x017F;ie<lb/>
glauben, die Engel wa&#x0364;ren himmellu&#x0364;ftige Ge&#x017F;tal-<lb/>
ten, &#x017F;o &#x017F;chließen &#x017F;ie, die Engel lebten in der Him-<lb/>
melluft; u&#x0364;berdem fa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie nicht, weil &#x017F;ie von<lb/>
dem Gei&#x017F;tlichen nichts wi&#x017F;&#x017F;en, daß in der gei&#x017F;t-<lb/>
lichen Welt dergleichen Dinge &#x017F;ind, wie &#x017F;ie in der<lb/>
natu&#x0364;rlichen Welt angetroffen werden. Hier-<lb/>
auf antworteten die Engel: &#x017F;ie wu&#x0364;ßten wohl,<lb/>
daß eine &#x017F;olche Unwi&#x017F;&#x017F;enheit heutiges Tages in der<lb/>
Welt, und, woru&#x0364;ber &#x017F;ie &#x017F;ich verwunderten, ab-<lb/>
&#x017F;onderlich innerhalb der Kirche herr&#x017F;che, und allda<lb/>
mehr bey den Gelehrten, als bey denen, &#x017F;o &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Einfa&#x0364;l-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0243] Vom Himmel. Von den Wohnungen und Auf- enthalt der Engel. 183. Weil im Himmel Geſellſchaften ſind, und ſie wie die Menſchen leben, ſo haben ſie dahero auch Wohnungen, und deren ebenfalls mancher- ley nach Beſchaffenheit des Lebens. Zuſtandes ei- nes jedweden; die, ſo in einem wuͤrdigern oder erhabnern Zuſtand ſind, haben praͤchtige, und die in einem niedrigern Zuſtand ſich befinden, haben weniger praͤchtige Wohnungen. Jch habe etlichemal mit den Engeln von den Wohnungen im Himmel geredet, und geſagt: heutiges Ta- ges wird es kaum einer glauben, daß ſie Woh- nungen und Bleibſtaͤtte haben, einige darum, weil ſie ſolche nicht ſehen, einige, weil ſie nicht wiſſen, daß die Engel Menſchen ſind, andere deswegen, weil ſie glauben, der engliſche Himmel ſey dieſer Himmel, den ſie mit den Augen um ſich herum ſehen, weil nun dieſer leer erſcheinet, und weil ſie glauben, die Engel waͤren himmelluͤftige Geſtal- ten, ſo ſchließen ſie, die Engel lebten in der Him- melluft; uͤberdem faſſen ſie nicht, weil ſie von dem Geiſtlichen nichts wiſſen, daß in der geiſt- lichen Welt dergleichen Dinge ſind, wie ſie in der natuͤrlichen Welt angetroffen werden. Hier- auf antworteten die Engel: ſie wuͤßten wohl, daß eine ſolche Unwiſſenheit heutiges Tages in der Welt, und, woruͤber ſie ſich verwunderten, ab- ſonderlich innerhalb der Kirche herrſche, und allda mehr bey den Gelehrten, als bey denen, ſo ſie Einfaͤl-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/243
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/243>, abgerufen am 05.05.2024.