Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Geisterwelt. bestätiget worden: es wurde mir verstattet, miteinigen zu reden, die vor zwey tausend Jahren gelebt haben, deren Leben in den Geschichtschrei- bern beschrieben worden, und daher bekannt ist; diese befand ich, daß sie sich noch ganz gleich wa- ren, und völlig so, wie sie beschrieben worden, so viel also ihre Liebe betrifft, aus welcher ihr Le- ben herkommt, und nach welcher sich solches ver- hält. Es wurde mir auch gegeben, mit andern zu reden, die vor siebenzehn hundert Jahren ge- lebt haben, und aus den Geschichtschreibern eben- falls bekannt sind; auch mit denen, so vor vier hundert, und mit einigen, die vor drey hundert Jahren gelebt haben, und so weiter; und ich befande, daß noch eben eine solche Neigung bey ihnen herrschete, und kein andrer Unterschied war, als daß die Lust ihrer Liebe sich in dasjenige ver- kehrt hatte, was mit ihrer Liebe eine Ueberein- stimmung hat. Die Engel sagten, daß das Leben der herrschenden Liebe bey keinem einzigen in Ewigkeit nimmermehr verändert werde, weil ein jeder seine Liebe ist, diese dahero bey dem Geist zu ändern, sey eben so viel, als ihn seines Lebens berauben, oder ihn vertilgen. Sie sagten auch die Ursache, nämlich der Mensch könnte nach dem Tod nicht mehr durch Unterweisung umgeschmol- zen werden, als wie er in der Welt hätte anders gemacht werden können, darum, weil die äus- serste Grundlage, die aus natürlichen Kenntnis- sen und Eindrücken besteht, alsdenn ruhete, und nicht
Von der Geiſterwelt. beſtaͤtiget worden: es wurde mir verſtattet, miteinigen zu reden, die vor zwey tauſend Jahren gelebt haben, deren Leben in den Geſchichtſchrei- bern beſchrieben worden, und daher bekannt iſt; dieſe befand ich, daß ſie ſich noch ganz gleich wa- ren, und voͤllig ſo, wie ſie beſchrieben worden, ſo viel alſo ihre Liebe betrifft, aus welcher ihr Le- ben herkommt, und nach welcher ſich ſolches ver- haͤlt. Es wurde mir auch gegeben, mit andern zu reden, die vor ſiebenzehn hundert Jahren ge- lebt haben, und aus den Geſchichtſchreibern eben- falls bekannt ſind; auch mit denen, ſo vor vier hundert, und mit einigen, die vor drey hundert Jahren gelebt haben, und ſo weiter; und ich befande, daß noch eben eine ſolche Neigung bey ihnen herrſchete, und kein andrer Unterſchied war, als daß die Luſt ihrer Liebe ſich in dasjenige ver- kehrt hatte, was mit ihrer Liebe eine Ueberein- ſtimmung hat. Die Engel ſagten, daß das Leben der herrſchenden Liebe bey keinem einzigen in Ewigkeit nimmermehr veraͤndert werde, weil ein jeder ſeine Liebe iſt, dieſe dahero bey dem Geiſt zu aͤndern, ſey eben ſo viel, als ihn ſeines Lebens berauben, oder ihn vertilgen. Sie ſagten auch die Urſache, naͤmlich der Menſch koͤnnte nach dem Tod nicht mehr durch Unterweiſung umgeſchmol- zen werden, als wie er in der Welt haͤtte anders gemacht werden koͤnnen, darum, weil die aͤuſ- ſerſte Grundlage, die aus natuͤrlichen Kenntniſ- ſen und Eindruͤcken beſteht, alsdenn ruhete, und nicht
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Von der Geiſterwelt.
beſtaͤtiget worden: es wurde mir verſtattet, mit
einigen zu reden, die vor zwey tauſend Jahren
gelebt haben, deren Leben in den Geſchichtſchrei-
bern beſchrieben worden, und daher bekannt iſt;
dieſe befand ich, daß ſie ſich noch ganz gleich wa-
ren, und voͤllig ſo, wie ſie beſchrieben worden,
ſo viel alſo ihre Liebe betrifft, aus welcher ihr Le-
ben herkommt, und nach welcher ſich ſolches ver-
haͤlt. Es wurde mir auch gegeben, mit andern
zu reden, die vor ſiebenzehn hundert Jahren ge-
lebt haben, und aus den Geſchichtſchreibern eben-
falls bekannt ſind; auch mit denen, ſo vor vier
hundert, und mit einigen, die vor drey hundert
Jahren gelebt haben, und ſo weiter; und ich
befande, daß noch eben eine ſolche Neigung bey
ihnen herrſchete, und kein andrer Unterſchied war,
als daß die Luſt ihrer Liebe ſich in dasjenige ver-
kehrt hatte, was mit ihrer Liebe eine Ueberein-
ſtimmung hat. Die Engel ſagten, daß das
Leben der herrſchenden Liebe bey keinem einzigen in
Ewigkeit nimmermehr veraͤndert werde, weil ein
jeder ſeine Liebe iſt, dieſe dahero bey dem Geiſt
zu aͤndern, ſey eben ſo viel, als ihn ſeines Lebens
berauben, oder ihn vertilgen. Sie ſagten auch
die Urſache, naͤmlich der Menſch koͤnnte nach dem
Tod nicht mehr durch Unterweiſung umgeſchmol-
zen werden, als wie er in der Welt haͤtte anders
gemacht werden koͤnnen, darum, weil die aͤuſ-
ſerſte Grundlage, die aus natuͤrlichen Kenntniſ-
ſen und Eindruͤcken beſteht, alsdenn ruhete, und
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