Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Geisterwelt. den Himmel erhoben wurden, hatten ein Leben ausder himmlischen und geistlichen Liebe gehabt, die- jenigen aber, so in die Hölle geworfen wurden, hatten ein Leben aus der leiblichen und weltlichen Liebe gehabt: himmlische Liebe heißt: das Gute, Aufrichtige, und Gerechte lieben, weil es gut, aufrichtig, und gerecht ist, und aus die- ser Liebe es auch thun, von daher haben jene ein gutes, aufrichtiges und gerechtes Leben, welches das himmlische Leben ist; die nun das Gute, Auf- richtige und Gerechte um des Guten, Aufrichti- gen und Gerechten willen lieben, es auch thun oder darnach leben, die lieben auch den Herrn über alles, weil es von Jhm kommt, sie lieben auch den Nächsten, weil das Gute. Auf- richtige und Gerechte eben der Nächste ist, den man lieben soll: leibliche Liebe aber heißt: das Gute, Aufrichtige und Gerechte nicht um des Guten, Aufrichtigen und Gerechten wil- len, sondern um sein selbst willen lieben, weil sie durch solches nach einem grossen Namen, Ehre und Gewinn streben; diese sehen bey dem Guten, Aufrichtigen und Gerechten nicht auf den Herrn und den Nächsten, sondern auf sich selber und die Welt, und empfinden noch bey den Betrug den sie spielen, ein Vergnügen; aber das Gute, Auf- richtige und Gerechte, so sie aus Betrug lieben, ist das Böse, Unaufrichtige und Ungerechte, wel- ches von ihnen in dem Guten, Aufrichtigen und Gerechten geliebet wird. Weil also die vielerley Liebe das Leben eines jeden entscheidet, so werden dahero
Von der Geiſterwelt. den Himmel erhoben wurden, hatten ein Leben ausder himmliſchen und geiſtlichen Liebe gehabt, die- jenigen aber, ſo in die Hoͤlle geworfen wurden, hatten ein Leben aus der leiblichen und weltlichen Liebe gehabt: himmliſche Liebe heißt: das Gute, Aufrichtige, und Gerechte lieben, weil es gut, aufrichtig, und gerecht iſt, und aus die- ſer Liebe es auch thun, von daher haben jene ein gutes, aufrichtiges und gerechtes Leben, welches das himmliſche Leben iſt; die nun das Gute, Auf- richtige und Gerechte um des Guten, Aufrichti- gen und Gerechten willen lieben, es auch thun oder darnach leben, die lieben auch den Herrn uͤber alles, weil es von Jhm kommt, ſie lieben auch den Naͤchſten, weil das Gute. Auf- richtige und Gerechte eben der Naͤchſte iſt, den man lieben ſoll: leibliche Liebe aber heißt: das Gute, Aufrichtige und Gerechte nicht um des Guten, Aufrichtigen und Gerechten wil- len, ſondern um ſein ſelbſt willen lieben, weil ſie durch ſolches nach einem groſſen Namen, Ehre und Gewinn ſtreben; dieſe ſehen bey dem Guten, Aufrichtigen und Gerechten nicht auf den Herrn und den Naͤchſten, ſondern auf ſich ſelber und die Welt, und empfinden noch bey den Betrug den ſie ſpielen, ein Vergnuͤgen; aber das Gute, Auf- richtige und Gerechte, ſo ſie aus Betrug lieben, iſt das Boͤſe, Unaufrichtige und Ungerechte, wel- ches von ihnen in dem Guten, Aufrichtigen und Gerechten geliebet wird. Weil alſo die vielerley Liebe das Leben eines jeden entſcheidet, ſo werden dahero
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Von der Geiſterwelt.
den Himmel erhoben wurden, hatten ein Leben aus
der himmliſchen und geiſtlichen Liebe gehabt, die-
jenigen aber, ſo in die Hoͤlle geworfen wurden,
hatten ein Leben aus der leiblichen und weltlichen
Liebe gehabt: himmliſche Liebe heißt: das
Gute, Aufrichtige, und Gerechte lieben, weil
es gut, aufrichtig, und gerecht iſt, und aus die-
ſer Liebe es auch thun, von daher haben jene ein
gutes, aufrichtiges und gerechtes Leben, welches
das himmliſche Leben iſt; die nun das Gute, Auf-
richtige und Gerechte um des Guten, Aufrichti-
gen und Gerechten willen lieben, es auch thun
oder darnach leben, die lieben auch den Herrn
uͤber alles, weil es von Jhm kommt, ſie lieben
auch den Naͤchſten, weil das Gute. Auf-
richtige und Gerechte eben der Naͤchſte
iſt, den man lieben ſoll: leibliche Liebe aber
heißt: das Gute, Aufrichtige und Gerechte nicht
um des Guten, Aufrichtigen und Gerechten wil-
len, ſondern um ſein ſelbſt willen lieben, weil ſie
durch ſolches nach einem groſſen Namen, Ehre
und Gewinn ſtreben; dieſe ſehen bey dem Guten,
Aufrichtigen und Gerechten nicht auf den Herrn
und den Naͤchſten, ſondern auf ſich ſelber und die
Welt, und empfinden noch bey den Betrug den
ſie ſpielen, ein Vergnuͤgen; aber das Gute, Auf-
richtige und Gerechte, ſo ſie aus Betrug lieben,
iſt das Boͤſe, Unaufrichtige und Ungerechte, wel-
ches von ihnen in dem Guten, Aufrichtigen und
Gerechten geliebet wird. Weil alſo die vielerley
Liebe das Leben eines jeden entſcheidet, ſo werden
dahero
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