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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.

487. Welche und welcherley die geistliche Er-
götzungen seyen, worein die natürliche Ergötzun-
gen eines jeden nach dem Tod verkehret werden,
kann man nicht anders woher wissen, als aus der
Wissenschaft der Uebereinstimmungen; diese lehret
überhaupt, daß nichts Natürliches vorhanden
sey, womit nicht etwas Geistliches übereinstimme,
und lehret auch insonderheit, was und welcher-
ley das Uebereinstimmende sey; wer dahero diese
Wissenschaft inne hat, der kann seinen Zustand
nach dem Tod erkennen und wissen, wenn er nur
seine Liebe kennet, und wie solche in der haupt-
sächlich herrschenden Liebe sey, worauf sich alle
Arten der Liebe beziehen, wie ich kurz vorher ge-
sagt habe. Diejenigen aber, welche in der Ei-
genliebe sind, können ihre herrschende Liebe un-
möglich wissen, weil sie das Jhrige lieben, und
ihr Böses gut heissen, auch zugleich das Falsche,
das sie hegen, und wodurch sie ihr Böses bekräf-
tigen, Wahrheit nennen; gleichwohl aber könn-
ten sie selbige von andern, die weise sind, kennen
lernen, wenn sie wollten, weil diese sehen, was
jene nicht sehen; aber auch das geschiehet nicht
bey denen, die mit der Eigenliebe dermaßen über-
laden sind, daß sie vor allen Lehren der Weisen
einen Eckel haben. Die aber in der himmlischen
Liebe sind, die nehmen den Unterricht an, und so
bald ihnen ihr Böses, worein sie geboren sind,
zu Gemüthe geführet wird, sogleich sehen sie es
aus dem Wahren, denn dieses machet das Böse
offenbar: denn ein jeder kann aus dem Wahren,

das
S 4
Von der Geiſterwelt.

487. Welche und welcherley die geiſtliche Er-
goͤtzungen ſeyen, worein die natuͤrliche Ergoͤtzun-
gen eines jeden nach dem Tod verkehret werden,
kann man nicht anders woher wiſſen, als aus der
Wiſſenſchaft der Uebereinſtimmungen; dieſe lehret
uͤberhaupt, daß nichts Natuͤrliches vorhanden
ſey, womit nicht etwas Geiſtliches uͤbereinſtimme,
und lehret auch inſonderheit, was und welcher-
ley das Uebereinſtimmende ſey; wer dahero dieſe
Wiſſenſchaft inne hat, der kann ſeinen Zuſtand
nach dem Tod erkennen und wiſſen, wenn er nur
ſeine Liebe kennet, und wie ſolche in der haupt-
ſaͤchlich herrſchenden Liebe ſey, worauf ſich alle
Arten der Liebe beziehen, wie ich kurz vorher ge-
ſagt habe. Diejenigen aber, welche in der Ei-
genliebe ſind, koͤnnen ihre herrſchende Liebe un-
moͤglich wiſſen, weil ſie das Jhrige lieben, und
ihr Boͤſes gut heiſſen, auch zugleich das Falſche,
das ſie hegen, und wodurch ſie ihr Boͤſes bekraͤf-
tigen, Wahrheit nennen; gleichwohl aber koͤnn-
ten ſie ſelbige von andern, die weiſe ſind, kennen
lernen, wenn ſie wollten, weil dieſe ſehen, was
jene nicht ſehen; aber auch das geſchiehet nicht
bey denen, die mit der Eigenliebe dermaßen uͤber-
laden ſind, daß ſie vor allen Lehren der Weiſen
einen Eckel haben. Die aber in der himmliſchen
Liebe ſind, die nehmen den Unterricht an, und ſo
bald ihnen ihr Boͤſes, worein ſie geboren ſind,
zu Gemuͤthe gefuͤhret wird, ſogleich ſehen ſie es
aus dem Wahren, denn dieſes machet das Boͤſe
offenbar: denn ein jeder kann aus dem Wahren,

das
S 4
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[263/0262] Von der Geiſterwelt. 487. Welche und welcherley die geiſtliche Er- goͤtzungen ſeyen, worein die natuͤrliche Ergoͤtzun- gen eines jeden nach dem Tod verkehret werden, kann man nicht anders woher wiſſen, als aus der Wiſſenſchaft der Uebereinſtimmungen; dieſe lehret uͤberhaupt, daß nichts Natuͤrliches vorhanden ſey, womit nicht etwas Geiſtliches uͤbereinſtimme, und lehret auch inſonderheit, was und welcher- ley das Uebereinſtimmende ſey; wer dahero dieſe Wiſſenſchaft inne hat, der kann ſeinen Zuſtand nach dem Tod erkennen und wiſſen, wenn er nur ſeine Liebe kennet, und wie ſolche in der haupt- ſaͤchlich herrſchenden Liebe ſey, worauf ſich alle Arten der Liebe beziehen, wie ich kurz vorher ge- ſagt habe. Diejenigen aber, welche in der Ei- genliebe ſind, koͤnnen ihre herrſchende Liebe un- moͤglich wiſſen, weil ſie das Jhrige lieben, und ihr Boͤſes gut heiſſen, auch zugleich das Falſche, das ſie hegen, und wodurch ſie ihr Boͤſes bekraͤf- tigen, Wahrheit nennen; gleichwohl aber koͤnn- ten ſie ſelbige von andern, die weiſe ſind, kennen lernen, wenn ſie wollten, weil dieſe ſehen, was jene nicht ſehen; aber auch das geſchiehet nicht bey denen, die mit der Eigenliebe dermaßen uͤber- laden ſind, daß ſie vor allen Lehren der Weiſen einen Eckel haben. Die aber in der himmliſchen Liebe ſind, die nehmen den Unterricht an, und ſo bald ihnen ihr Boͤſes, worein ſie geboren ſind, zu Gemuͤthe gefuͤhret wird, ſogleich ſehen ſie es aus dem Wahren, denn dieſes machet das Boͤſe offenbar: denn ein jeder kann aus dem Wahren, das S 4

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/262>, abgerufen am 21.11.2024.