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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.
schaffen, aber nicht, wie er in Ansehung des Aeus-
sern beschaffen, das von dem Jnnern getrennt ist;
aus der Ursache, weil das Jnnere seinen Geist
zukommt, und das Leben des Menschen ist das
Leben seines Geistes, denn aus diesem lebt der
Leib, derowegen auch der Mensch in Ewigkeit so
bleibt, wie er in Ansehung seines Jnnern beschaf,
fen ist; das Aeussere aber wird nach dem Tod da-
von geschieden, weil es auch zum Leib gehöret,
und dasjenige, was von dem Aeussern dem Geist
noch anklebet, wird eingeschläfert, und dienet dem
Jnnern nur zu einer Grundlage, wie ich oben gezrigt
habe, da ich von dem Gedächtnis des Menschen,
welches nach dem Tod übrig bleibt, gehandelt habe.
Hieraus erhellet, was dem Menschen eigen sey,
und was nicht sein eigen sey, daß nämlich bey
den Bösen alles äussere Denken, woraus sie re-
den, und alles äussere Wollen, woraus sie han-
deln, nicht ihr eigen seyen, sondern ihr inne-
res Denken und Wollen.

502. Nach vollendeten ersten Zustand, wel-
ches der Zustand des Aeussern ist, wovon ich im
vorhergehenden Artikel gehandelt habe, wird der
Geist-Mensch in den Zustand seines Jnnern
versetzt, oder in den Zustand des innern Willens
und des daherrührenden Denkens, worinnen er
in der Welt begriffen gewesen, wenn er sich sel-
ber überlassen srey und ohne Zwang gedacht hatte;
in diesen Zustand verfällt er, ohne daß er es weis,
eben so, als wenn er in der Welt die Gedanken,
die er schon auf der Zunge hat, oder die er eben

ausspre-

Von der Geiſterwelt.
ſchaffen, aber nicht, wie er in Anſehung des Aeuſ-
ſern beſchaffen, das von dem Jnnern getrennt iſt;
aus der Urſache, weil das Jnnere ſeinen Geiſt
zukommt, und das Leben des Menſchen iſt das
Leben ſeines Geiſtes, denn aus dieſem lebt der
Leib, derowegen auch der Menſch in Ewigkeit ſo
bleibt, wie er in Anſehung ſeines Jnnern beſchaf,
fen iſt; das Aeuſſere aber wird nach dem Tod da-
von geſchieden, weil es auch zum Leib gehoͤret,
und dasjenige, was von dem Aeuſſern dem Geiſt
noch anklebet, wird eingeſchlaͤfert, und dienet dem
Jnnern nur zu einer Grundlage, wie ich oben gezrigt
habe, da ich von dem Gedaͤchtnis des Menſchen,
welches nach dem Tod uͤbrig bleibt, gehandelt habe.
Hieraus erhellet, was dem Menſchen eigen ſey,
und was nicht ſein eigen ſey, daß naͤmlich bey
den Boͤſen alles aͤuſſere Denken, woraus ſie re-
den, und alles aͤuſſere Wollen, woraus ſie han-
deln, nicht ihr eigen ſeyen, ſondern ihr inne-
res Denken und Wollen.

502. Nach vollendeten erſten Zuſtand, wel-
ches der Zuſtand des Aeuſſern iſt, wovon ich im
vorhergehenden Artikel gehandelt habe, wird der
Geiſt-Menſch in den Zuſtand ſeines Jnnern
verſetzt, oder in den Zuſtand des innern Willens
und des daherruͤhrenden Denkens, worinnen er
in der Welt begriffen geweſen, wenn er ſich ſel-
ber uͤberlaſſen ſrey und ohne Zwang gedacht hatte;
in dieſen Zuſtand verfaͤllt er, ohne daß er es weis,
eben ſo, als wenn er in der Welt die Gedanken,
die er ſchon auf der Zunge hat, oder die er eben

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[285/0284] Von der Geiſterwelt. ſchaffen, aber nicht, wie er in Anſehung des Aeuſ- ſern beſchaffen, das von dem Jnnern getrennt iſt; aus der Urſache, weil das Jnnere ſeinen Geiſt zukommt, und das Leben des Menſchen iſt das Leben ſeines Geiſtes, denn aus dieſem lebt der Leib, derowegen auch der Menſch in Ewigkeit ſo bleibt, wie er in Anſehung ſeines Jnnern beſchaf, fen iſt; das Aeuſſere aber wird nach dem Tod da- von geſchieden, weil es auch zum Leib gehoͤret, und dasjenige, was von dem Aeuſſern dem Geiſt noch anklebet, wird eingeſchlaͤfert, und dienet dem Jnnern nur zu einer Grundlage, wie ich oben gezrigt habe, da ich von dem Gedaͤchtnis des Menſchen, welches nach dem Tod uͤbrig bleibt, gehandelt habe. Hieraus erhellet, was dem Menſchen eigen ſey, und was nicht ſein eigen ſey, daß naͤmlich bey den Boͤſen alles aͤuſſere Denken, woraus ſie re- den, und alles aͤuſſere Wollen, woraus ſie han- deln, nicht ihr eigen ſeyen, ſondern ihr inne- res Denken und Wollen. 502. Nach vollendeten erſten Zuſtand, wel- ches der Zuſtand des Aeuſſern iſt, wovon ich im vorhergehenden Artikel gehandelt habe, wird der Geiſt-Menſch in den Zuſtand ſeines Jnnern verſetzt, oder in den Zuſtand des innern Willens und des daherruͤhrenden Denkens, worinnen er in der Welt begriffen geweſen, wenn er ſich ſel- ber uͤberlaſſen ſrey und ohne Zwang gedacht hatte; in dieſen Zuſtand verfaͤllt er, ohne daß er es weis, eben ſo, als wenn er in der Welt die Gedanken, die er ſchon auf der Zunge hat, oder die er eben ausſpre-

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/284>, abgerufen am 21.11.2024.