Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Geisterwelt. daher das Göttliche geläugnet haben, geradedas Gegentheil; denn alle die, so ein böses Leben führen, läugnen das Göttliche innerlich in sich, wenn sie auch gleich, wenn sie in dem Aeusserli- chen sind, meynen, sie läugneten es nicht, son- dern erkennten es, denn das Göttliche erken- nen und ein böses Leben führen, sind zwey ein- ander entgegenstehende Dinge; diejenigen nun, welche so beschaffen sind, erscheinen im andern Le- ben, sobald sie in den Zustand ihres Jnnern kom- men, wenn man sie reden höret und ihr Thun siehet, als wie Narren; denn aus ihren bösen Begierden brechen sie in gottlose Dinge aus, in die Verachtungen andrer, in Verspottungen und Lästerungen, in Haß und Rache, gehen mit Rän- ken um, ja, einige von ihnen sind von einer sol- chen Arglist und Bosheit, daß es kaum zu glau- ben ist, daß dergleichen in einem Menschen inwen- dig verborgen gewesen sey; denn, weil sie von dem Aeusserlichen, das sie in der Welt im Zwang und im Zaum hielte, getrennt sind, so sind sie sodann in einem freywilligen Zustand, nach den Gedanken ihres Willens zu handeln: mit einem Wort, sie sind des Vernünftigseyns beraubt, weil das vernünftige Wesen, das sie in der Welt ge- habt, nicht in ihrem Jnnern, sondern nur in ih- rem Aeussern seinen Sitz gehabt hatte: gleichwohl aber dünken sie sich annoch weiser zu seyn, als andre. Weil sie nun so beschaffen sind, so wer- den sie dahero, wenn sie in diesen andern Zu- stand sind, manchmal wieder in den Zustand ih- res
Von der Geiſterwelt. daher das Goͤttliche gelaͤugnet haben, geradedas Gegentheil; denn alle die, ſo ein boͤſes Leben fuͤhren, laͤugnen das Goͤttliche innerlich in ſich, wenn ſie auch gleich, wenn ſie in dem Aeuſſerli- chen ſind, meynen, ſie laͤugneten es nicht, ſon- dern erkennten es, denn das Goͤttliche erken- nen und ein boͤſes Leben fuͤhren, ſind zwey ein- ander entgegenſtehende Dinge; diejenigen nun, welche ſo beſchaffen ſind, erſcheinen im andern Le- ben, ſobald ſie in den Zuſtand ihres Jnnern kom- men, wenn man ſie reden hoͤret und ihr Thun ſiehet, als wie Narren; denn aus ihren boͤſen Begierden brechen ſie in gottloſe Dinge aus, in die Verachtungen andrer, in Verſpottungen und Laͤſterungen, in Haß und Rache, gehen mit Raͤn- ken um, ja, einige von ihnen ſind von einer ſol- chen Argliſt und Bosheit, daß es kaum zu glau- ben iſt, daß dergleichen in einem Menſchen inwen- dig verborgen geweſen ſey; denn, weil ſie von dem Aeuſſerlichen, das ſie in der Welt im Zwang und im Zaum hielte, getrennt ſind, ſo ſind ſie ſodann in einem freywilligen Zuſtand, nach den Gedanken ihres Willens zu handeln: mit einem Wort, ſie ſind des Vernuͤnftigſeyns beraubt, weil das vernuͤnftige Weſen, das ſie in der Welt ge- habt, nicht in ihrem Jnnern, ſondern nur in ih- rem Aeuſſern ſeinen Sitz gehabt hatte: gleichwohl aber duͤnken ſie ſich annoch weiſer zu ſeyn, als andre. Weil ſie nun ſo beſchaffen ſind, ſo wer- den ſie dahero, wenn ſie in dieſen andern Zu- ſtand ſind, manchmal wieder in den Zuſtand ih- res
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Von der Geiſterwelt.
daher das Goͤttliche gelaͤugnet haben, gerade
das Gegentheil; denn alle die, ſo ein boͤſes Leben
fuͤhren, laͤugnen das Goͤttliche innerlich in ſich,
wenn ſie auch gleich, wenn ſie in dem Aeuſſerli-
chen ſind, meynen, ſie laͤugneten es nicht, ſon-
dern erkennten es, denn das Goͤttliche erken-
nen und ein boͤſes Leben fuͤhren, ſind zwey ein-
ander entgegenſtehende Dinge; diejenigen nun,
welche ſo beſchaffen ſind, erſcheinen im andern Le-
ben, ſobald ſie in den Zuſtand ihres Jnnern kom-
men, wenn man ſie reden hoͤret und ihr Thun
ſiehet, als wie Narren; denn aus ihren boͤſen
Begierden brechen ſie in gottloſe Dinge aus, in
die Verachtungen andrer, in Verſpottungen und
Laͤſterungen, in Haß und Rache, gehen mit Raͤn-
ken um, ja, einige von ihnen ſind von einer ſol-
chen Argliſt und Bosheit, daß es kaum zu glau-
ben iſt, daß dergleichen in einem Menſchen inwen-
dig verborgen geweſen ſey; denn, weil ſie von
dem Aeuſſerlichen, das ſie in der Welt im Zwang
und im Zaum hielte, getrennt ſind, ſo ſind ſie
ſodann in einem freywilligen Zuſtand, nach den
Gedanken ihres Willens zu handeln: mit einem
Wort, ſie ſind des Vernuͤnftigſeyns beraubt, weil
das vernuͤnftige Weſen, das ſie in der Welt ge-
habt, nicht in ihrem Jnnern, ſondern nur in ih-
rem Aeuſſern ſeinen Sitz gehabt hatte: gleichwohl
aber duͤnken ſie ſich annoch weiſer zu ſeyn, als
andre. Weil ſie nun ſo beſchaffen ſind, ſo wer-
den ſie dahero, wenn ſie in dieſen andern Zu-
ſtand ſind, manchmal wieder in den Zuſtand ih-
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