Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Geisterwelt.
Weisheit. Die aber in der Eigenliebe, und zu-
gleich arglistig gewesen sind, und sich durch Kunst-
griffe zu Ehren erhoben haben, die gesellen sich
zu den allerruchlosesten, und lernen Zauberkünste,
die ein Misbrauch der göttlichen Ordnung sind,
und wodurch sie alle diejenigen, die ihnen keine
Ehre erweisen, anfechten und anfallen; sie gehen
auf hinterlistige Nachstellungen um, hegen Haß,
brennen vor Rachgier, und wollen gegen alle, die
sich nicht unterwerfen, wüten und toben; und in
alle diese Bosheiten fallen sie so tief, als so viel
ihnen ein boshaster Haufe günstig ist, und end-
lich gehen sie in ihrem Gemüthe gar darauf um,
wie sie gen Himmel steigen mögen, um ihn zu
zerstören, oder aber, um daselbst als Götter vereh-
ret zu werden; so weit wird ihre Tollkühnheit getrie-
ben. Diejenigen, welche aus der päbstlichen Reli-
gion dergleichen gewesen sind, die sind noch weniger,
als die andern, bey Sinne; denn sie hegen in ihrem
Gemüthe, daß Himmel und Hölle in ihrer Ge-
walt seyen, und daß sie nach Gutdünken die Sün-
den vergeben könnten; diese maßen sich alles
Göttliche an, und geben sich für Christum aus;
ihre Ueberredung, daß dem so sey, ist so beschaf-
fen, daß, wo sie Eingang findet, sie die Gemü-
ther verwirret, und mit Finsternis überziehet bis
zum Schmerzen; in beyden Zuständen sind sie fast
gleich, aber in dem andern Zustand sind sie ohne
alle Vernunft; aber von ihren Unfinnigkeiten,
und von ihrem Loos, das sie nach vollbrachten an-
dern Zustand haben, soll insonderheit etwas ge-

sagt
U 3

Von der Geiſterwelt.
Weisheit. Die aber in der Eigenliebe, und zu-
gleich argliſtig geweſen ſind, und ſich durch Kunſt-
griffe zu Ehren erhoben haben, die geſellen ſich
zu den allerruchloſeſten, und lernen Zauberkuͤnſte,
die ein Misbrauch der goͤttlichen Ordnung ſind,
und wodurch ſie alle diejenigen, die ihnen keine
Ehre erweiſen, anfechten und anfallen; ſie gehen
auf hinterliſtige Nachſtellungen um, hegen Haß,
brennen vor Rachgier, und wollen gegen alle, die
ſich nicht unterwerfen, wuͤten und toben; und in
alle dieſe Bosheiten fallen ſie ſo tief, als ſo viel
ihnen ein boshaſter Haufe guͤnſtig iſt, und end-
lich gehen ſie in ihrem Gemuͤthe gar darauf um,
wie ſie gen Himmel ſteigen moͤgen, um ihn zu
zerſtoͤren, oder aber, um daſelbſt als Goͤtter vereh-
ret zu werden; ſo weit wird ihre Tollkuͤhnheit getrie-
ben. Diejenigen, welche aus der paͤbſtlichen Reli-
gion dergleichen geweſen ſind, die ſind noch weniger,
als die andern, bey Sinne; deñ ſie hegen in ihrem
Gemuͤthe, daß Himmel und Hoͤlle in ihrer Ge-
walt ſeyen, und daß ſie nach Gutduͤnken die Suͤn-
den vergeben koͤnnten; dieſe maßen ſich alles
Goͤttliche an, und geben ſich fuͤr Chriſtum aus;
ihre Ueberredung, daß dem ſo ſey, iſt ſo beſchaf-
fen, daß, wo ſie Eingang findet, ſie die Gemuͤ-
ther verwirret, und mit Finſternis uͤberziehet bis
zum Schmerzen; in beyden Zuſtaͤnden ſind ſie faſt
gleich, aber in dem andern Zuſtand ſind ſie ohne
alle Vernunft; aber von ihren Unfinnigkeiten,
und von ihrem Loos, das ſie nach vollbrachten an-
dern Zuſtand haben, ſoll inſonderheit etwas ge-

ſagt
U 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0292" n="293"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Gei&#x017F;terwelt.</hi></fw><lb/>
Weisheit. Die aber in der Eigenliebe, und zu-<lb/>
gleich argli&#x017F;tig gewe&#x017F;en &#x017F;ind, und &#x017F;ich durch Kun&#x017F;t-<lb/>
griffe zu Ehren erhoben haben, die ge&#x017F;ellen &#x017F;ich<lb/>
zu den allerruchlo&#x017F;e&#x017F;ten, und lernen Zauberku&#x0364;n&#x017F;te,<lb/>
die ein Misbrauch der go&#x0364;ttlichen Ordnung &#x017F;ind,<lb/>
und wodurch &#x017F;ie alle diejenigen, die ihnen keine<lb/>
Ehre erwei&#x017F;en, anfechten und anfallen; &#x017F;ie gehen<lb/>
auf hinterli&#x017F;tige Nach&#x017F;tellungen um, hegen Haß,<lb/>
brennen vor Rachgier, und wollen gegen alle, die<lb/>
&#x017F;ich nicht unterwerfen, wu&#x0364;ten und toben; und in<lb/>
alle die&#x017F;e Bosheiten fallen &#x017F;ie &#x017F;o tief, als &#x017F;o viel<lb/>
ihnen ein bosha&#x017F;ter Haufe gu&#x0364;n&#x017F;tig i&#x017F;t, und end-<lb/>
lich gehen &#x017F;ie in ihrem Gemu&#x0364;the gar darauf um,<lb/>
wie &#x017F;ie gen Himmel &#x017F;teigen mo&#x0364;gen, um ihn zu<lb/>
zer&#x017F;to&#x0364;ren, oder aber, um da&#x017F;elb&#x017F;t als Go&#x0364;tter vereh-<lb/>
ret zu werden; &#x017F;o weit wird ihre Tollku&#x0364;hnheit getrie-<lb/>
ben. Diejenigen, welche aus der pa&#x0364;b&#x017F;tlichen Reli-<lb/>
gion dergleichen gewe&#x017F;en &#x017F;ind, die &#x017F;ind noch weniger,<lb/>
als die andern, bey Sinne; den&#x0303; &#x017F;ie hegen in ihrem<lb/>
Gemu&#x0364;the, daß Himmel und Ho&#x0364;lle in ihrer Ge-<lb/>
walt &#x017F;eyen, und daß &#x017F;ie nach Gutdu&#x0364;nken die Su&#x0364;n-<lb/>
den vergeben ko&#x0364;nnten; die&#x017F;e maßen &#x017F;ich alles<lb/><hi rendition="#fr">Go&#x0364;ttliche</hi> an, und geben &#x017F;ich fu&#x0364;r Chri&#x017F;tum aus;<lb/>
ihre Ueberredung, daß dem &#x017F;o &#x017F;ey, i&#x017F;t &#x017F;o be&#x017F;chaf-<lb/>
fen, daß, wo &#x017F;ie Eingang findet, &#x017F;ie die Gemu&#x0364;-<lb/>
ther verwirret, und mit Fin&#x017F;ternis u&#x0364;berziehet bis<lb/>
zum Schmerzen; in beyden Zu&#x017F;ta&#x0364;nden &#x017F;ind &#x017F;ie fa&#x017F;t<lb/>
gleich, aber in dem <hi rendition="#fr">andern</hi> Zu&#x017F;tand &#x017F;ind &#x017F;ie ohne<lb/>
alle Vernunft; aber von ihren Unfinnigkeiten,<lb/>
und von ihrem Loos, das &#x017F;ie nach vollbrachten an-<lb/>
dern Zu&#x017F;tand haben, &#x017F;oll in&#x017F;onderheit etwas ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;agt</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0292] Von der Geiſterwelt. Weisheit. Die aber in der Eigenliebe, und zu- gleich argliſtig geweſen ſind, und ſich durch Kunſt- griffe zu Ehren erhoben haben, die geſellen ſich zu den allerruchloſeſten, und lernen Zauberkuͤnſte, die ein Misbrauch der goͤttlichen Ordnung ſind, und wodurch ſie alle diejenigen, die ihnen keine Ehre erweiſen, anfechten und anfallen; ſie gehen auf hinterliſtige Nachſtellungen um, hegen Haß, brennen vor Rachgier, und wollen gegen alle, die ſich nicht unterwerfen, wuͤten und toben; und in alle dieſe Bosheiten fallen ſie ſo tief, als ſo viel ihnen ein boshaſter Haufe guͤnſtig iſt, und end- lich gehen ſie in ihrem Gemuͤthe gar darauf um, wie ſie gen Himmel ſteigen moͤgen, um ihn zu zerſtoͤren, oder aber, um daſelbſt als Goͤtter vereh- ret zu werden; ſo weit wird ihre Tollkuͤhnheit getrie- ben. Diejenigen, welche aus der paͤbſtlichen Reli- gion dergleichen geweſen ſind, die ſind noch weniger, als die andern, bey Sinne; deñ ſie hegen in ihrem Gemuͤthe, daß Himmel und Hoͤlle in ihrer Ge- walt ſeyen, und daß ſie nach Gutduͤnken die Suͤn- den vergeben koͤnnten; dieſe maßen ſich alles Goͤttliche an, und geben ſich fuͤr Chriſtum aus; ihre Ueberredung, daß dem ſo ſey, iſt ſo beſchaf- fen, daß, wo ſie Eingang findet, ſie die Gemuͤ- ther verwirret, und mit Finſternis uͤberziehet bis zum Schmerzen; in beyden Zuſtaͤnden ſind ſie faſt gleich, aber in dem andern Zuſtand ſind ſie ohne alle Vernunft; aber von ihren Unfinnigkeiten, und von ihrem Loos, das ſie nach vollbrachten an- dern Zuſtand haben, ſoll inſonderheit etwas ge- ſagt U 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/292
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/292>, abgerufen am 21.11.2024.