Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Hölle. Nutzen, den er ihnen leistet, diese Dinge nichtsiehet, sodann in seinem Herzen spricht: was liegt daran, warum sollst du das thun, und was hab ich davon? und es also unterläßt: hieraus erhellet, daß der, so in der Eigenliebe ist, weder die Kirche, noch das Vaterland, noch eine Gesellschaft, noch einige Nutzstif- tung liebet, sondern blos allein sich selber: sein Vergnügen ist nur das Vergnügen der Eigenliebe, und weil das Vergnügen, welches aus der Liebe kommt, das Leben des Menschen ausmacht, so ist dahero sein Leben ein Leben um sein selbst willen, und das Leben um sein selbst willen ist ein Leben aus der Eigenheit des Menschen, und das Eigene des Menschen ist weiter nichts, als Böses. Wer sich lie- bet, der liebet auch die Seinigen, welche in- sonderheit seine Kinder und Enkel sind, und überhaupt alle, die mit ihm Eins ausmachen, und die er seine Angehörigen nennet; diese und jene lieben, heißt auch, sich selbst lieben, denner erblickt sie gleichsam in sich, und sich in ihnen; unter denen, welche er seine An- gehörigen nennet, sind auch alle diejenigen mit begriffen, die ihn loben, ehren und gleichsam anbeten. 557. Wie die Eigenliebe beschaffen ist, so
Von der Hoͤlle. Nutzen, den er ihnen leiſtet, dieſe Dinge nichtſiehet, ſodann in ſeinem Herzen ſpricht: was liegt daran, warum ſollſt du das thun, und was hab ich davon? und es alſo unterlaͤßt: hieraus erhellet, daß der, ſo in der Eigenliebe iſt, weder die Kirche, noch das Vaterland, noch eine Geſellſchaft, noch einige Nutzſtif- tung liebet, ſondern blos allein ſich ſelber: ſein Vergnuͤgen iſt nur das Vergnuͤgen der Eigenliebe, und weil das Vergnuͤgen, welches aus der Liebe kommt, das Leben des Menſchen ausmacht, ſo iſt dahero ſein Leben ein Leben um ſein ſelbſt willen, und das Leben um ſein ſelbſt willen iſt ein Leben aus der Eigenheit des Menſchen, und das Eigene des Menſchen iſt weiter nichts, als Boͤſes. Wer ſich lie- bet, der liebet auch die Seinigen, welche in- ſonderheit ſeine Kinder und Enkel ſind, und uͤberhaupt alle, die mit ihm Eins ausmachen, und die er ſeine Angehoͤrigen nennet; dieſe und jene lieben, heißt auch, ſich ſelbſt lieben, denner erblickt ſie gleichſam in ſich, und ſich in ihnen; unter denen, welche er ſeine An- gehoͤrigen nennet, ſind auch alle diejenigen mit begriffen, die ihn loben, ehren und gleichſam anbeten. 557. Wie die Eigenliebe beſchaffen iſt, ſo
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Von der Hoͤlle.
Nutzen, den er ihnen leiſtet, dieſe Dinge nicht
ſiehet, ſodann in ſeinem Herzen ſpricht: was
liegt daran, warum ſollſt du das thun, und
was hab ich davon? und es alſo unterlaͤßt:
hieraus erhellet, daß der, ſo in der Eigenliebe
iſt, weder die Kirche, noch das Vaterland,
noch eine Geſellſchaft, noch einige Nutzſtif-
tung liebet, ſondern blos allein ſich ſelber:
ſein Vergnuͤgen iſt nur das Vergnuͤgen der
Eigenliebe, und weil das Vergnuͤgen, welches
aus der Liebe kommt, das Leben des Menſchen
ausmacht, ſo iſt dahero ſein Leben ein Leben
um ſein ſelbſt willen, und das Leben um ſein
ſelbſt willen iſt ein Leben aus der Eigenheit
des Menſchen, und das Eigene des Menſchen
iſt weiter nichts, als Boͤſes. Wer ſich lie-
bet, der liebet auch die Seinigen, welche in-
ſonderheit ſeine Kinder und Enkel ſind, und
uͤberhaupt alle, die mit ihm Eins ausmachen,
und die er ſeine Angehoͤrigen nennet; dieſe
und jene lieben, heißt auch, ſich ſelbſt lieben,
denner erblickt ſie gleichſam in ſich, und ſich
in ihnen; unter denen, welche er ſeine An-
gehoͤrigen nennet, ſind auch alle diejenigen mit
begriffen, die ihn loben, ehren und gleichſam
anbeten.
557. Wie die Eigenliebe beſchaffen iſt,
kann aus Vergleichung derſelben mit der himm-
liſchen Liebe erhellen; die himmliſche Liebe be-
ſtehet darinnen: den Nutzen oder das Gute,
ſo
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