Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

was sie von der Seele gedacht.
aus allein, wie auch aus der Würkung der
Seele in die Muskeln, so daß so grosse Be-
wegungen entstehen, konnte er ersehen, daß
der Geist organisch oder eine organische Sub-
stanz
sey. Deßwegen bekannte er seinen Jrr-
thum, und verwunderte sich, daß er so när-
risch gewesen.

Ferner wurde gesagt, die Gelehrten glau-
ben nichts anders, als daß die Seele, welche
nach dem Tod leben soll, oder der Geist, ein
abstracter Gedank sey, welches daraus offen-
barlich erhellet, daß sie das Wort ausgedehnt
nicht annehmen wollen, deßwegen, weil ein
Gedank, wann man von dem Subjecto ab-
strahirt, nicht ausgedehnt, sondern nur das
Subject und die Objecta (Gegenstände) des
Gedankens ausgedehnt sind; und welche Ge-
genstände nicht ausgedehnt sind, dieselbe
schränken die Menschen ein, und machen sie
ausgedehnt, damit sie es fassen. Hieraus ist
offenbar zu ersehen, daß die Gelehrten durch
Seele oder Geist nichts anders verstehen, als
allein das Denken, und daß sie also niemal
anderst glauben können, als daß es verschwin-
den werde, wann sie sterben.

Jch redete mit Geistern von der Meynung
der Menschen, welche heut zu Tag leben, daß
sie keinen Geist glauben, weil sie es nicht
mit Augen sehen, und auch durch die Wissen-
schaften nicht fassen, und daß sie also nicht

allein
P 3

was ſie von der Seele gedacht.
aus allein, wie auch aus der Wuͤrkung der
Seele in die Muskeln, ſo daß ſo groſſe Be-
wegungen entſtehen, konnte er erſehen, daß
der Geiſt organiſch oder eine organiſche Sub-
ſtanz
ſey. Deßwegen bekannte er ſeinen Jrr-
thum, und verwunderte ſich, daß er ſo naͤr-
riſch geweſen.

Ferner wurde geſagt, die Gelehrten glau-
ben nichts anders, als daß die Seele, welche
nach dem Tod leben ſoll, oder der Geiſt, ein
abſtracter Gedank ſey, welches daraus offen-
barlich erhellet, daß ſie das Wort ausgedehnt
nicht annehmen wollen, deßwegen, weil ein
Gedank, wann man von dem Subjecto ab-
ſtrahirt, nicht ausgedehnt, ſondern nur das
Subject und die Objecta (Gegenſtaͤnde) des
Gedankens ausgedehnt ſind; und welche Ge-
genſtaͤnde nicht ausgedehnt ſind, dieſelbe
ſchraͤnken die Menſchen ein, und machen ſie
ausgedehnt, damit ſie es faſſen. Hieraus iſt
offenbar zu erſehen, daß die Gelehrten durch
Seele oder Geiſt nichts anders verſtehen, als
allein das Denken, und daß ſie alſo niemal
anderſt glauben koͤnnen, als daß es verſchwin-
den werde, wann ſie ſterben.

Jch redete mit Geiſtern von der Meynung
der Menſchen, welche heut zu Tag leben, daß
ſie keinen Geiſt glauben, weil ſie es nicht
mit Augen ſehen, und auch durch die Wiſſen-
ſchaften nicht faſſen, und daß ſie alſo nicht

allein
P 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0229" n="229"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">was &#x017F;ie von der Seele gedacht.</hi></fw><lb/>
aus allein, wie auch aus der Wu&#x0364;rkung der<lb/>
Seele in die Muskeln, &#x017F;o daß &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Be-<lb/>
wegungen ent&#x017F;tehen, konnte er er&#x017F;ehen, daß<lb/>
der Gei&#x017F;t organi&#x017F;ch oder eine organi&#x017F;che <hi rendition="#aq">Sub-<lb/>
&#x017F;tanz</hi> &#x017F;ey. Deßwegen bekannte er &#x017F;einen Jrr-<lb/>
thum, und verwunderte &#x017F;ich, daß er &#x017F;o na&#x0364;r-<lb/>
ri&#x017F;ch gewe&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Ferner wurde ge&#x017F;agt, die Gelehrten glau-<lb/>
ben nichts anders, als daß die Seele, welche<lb/>
nach dem Tod leben &#x017F;oll, oder der Gei&#x017F;t, ein<lb/>
ab&#x017F;tracter Gedank &#x017F;ey, welches daraus offen-<lb/>
barlich erhellet, daß &#x017F;ie das Wort ausgedehnt<lb/>
nicht annehmen wollen, deßwegen, weil ein<lb/>
Gedank, wann man von dem <hi rendition="#aq">Subjecto</hi> ab-<lb/>
&#x017F;trahirt, nicht ausgedehnt, &#x017F;ondern nur das<lb/><hi rendition="#aq">Subject</hi> und die <hi rendition="#aq">Objecta</hi> (Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde) des<lb/>
Gedankens ausgedehnt &#x017F;ind; und welche Ge-<lb/>
gen&#x017F;ta&#x0364;nde nicht ausgedehnt &#x017F;ind, die&#x017F;elbe<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nken die Men&#x017F;chen ein, und machen &#x017F;ie<lb/>
ausgedehnt, damit &#x017F;ie es fa&#x017F;&#x017F;en. Hieraus i&#x017F;t<lb/>
offenbar zu er&#x017F;ehen, daß die Gelehrten durch<lb/>
Seele oder Gei&#x017F;t nichts anders ver&#x017F;tehen, als<lb/>
allein das Denken, und daß &#x017F;ie al&#x017F;o niemal<lb/>
ander&#x017F;t glauben ko&#x0364;nnen, als daß es ver&#x017F;chwin-<lb/>
den werde, wann &#x017F;ie &#x017F;terben.</p><lb/>
          <p>Jch redete mit Gei&#x017F;tern von der Meynung<lb/>
der Men&#x017F;chen, welche heut zu Tag leben, daß<lb/>
&#x017F;ie keinen Gei&#x017F;t glauben, weil &#x017F;ie es nicht<lb/>
mit Augen &#x017F;ehen, und auch durch die Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaften nicht fa&#x017F;&#x017F;en, und daß &#x017F;ie al&#x017F;o nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 3</fw><fw place="bottom" type="catch">allein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0229] was ſie von der Seele gedacht. aus allein, wie auch aus der Wuͤrkung der Seele in die Muskeln, ſo daß ſo groſſe Be- wegungen entſtehen, konnte er erſehen, daß der Geiſt organiſch oder eine organiſche Sub- ſtanz ſey. Deßwegen bekannte er ſeinen Jrr- thum, und verwunderte ſich, daß er ſo naͤr- riſch geweſen. Ferner wurde geſagt, die Gelehrten glau- ben nichts anders, als daß die Seele, welche nach dem Tod leben ſoll, oder der Geiſt, ein abſtracter Gedank ſey, welches daraus offen- barlich erhellet, daß ſie das Wort ausgedehnt nicht annehmen wollen, deßwegen, weil ein Gedank, wann man von dem Subjecto ab- ſtrahirt, nicht ausgedehnt, ſondern nur das Subject und die Objecta (Gegenſtaͤnde) des Gedankens ausgedehnt ſind; und welche Ge- genſtaͤnde nicht ausgedehnt ſind, dieſelbe ſchraͤnken die Menſchen ein, und machen ſie ausgedehnt, damit ſie es faſſen. Hieraus iſt offenbar zu erſehen, daß die Gelehrten durch Seele oder Geiſt nichts anders verſtehen, als allein das Denken, und daß ſie alſo niemal anderſt glauben koͤnnen, als daß es verſchwin- den werde, wann ſie ſterben. Jch redete mit Geiſtern von der Meynung der Menſchen, welche heut zu Tag leben, daß ſie keinen Geiſt glauben, weil ſie es nicht mit Augen ſehen, und auch durch die Wiſſen- ſchaften nicht faſſen, und daß ſie alſo nicht allein P 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/229
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/229>, abgerufen am 24.11.2024.