Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748.und gehet, so viel als möglich ist, mit ihnen in einer Linie. Denn wenn die Leute dieses sehen: so werden sie entweder gedenken, daß ihr nicht zu ihnen gehöret; oder daß ihr ihres gleichen seyd. Wenn sich aber einer von ihnen umkehren, und euch etwas sagen sollte, so daß ihr nothwendig euren Hut abnehmen müsset: so brauchet dazu nur euren Daumen und den einen Finger, mit den übrigen aber kratzet den Kopf. Zur Winterszeit zündet das Feuer im Camine des Speisezimmers erst einige Minuten vorher an, ehe das Essen hinaufgebracht wird, damit euer Herr sehe, wie sparsam ihr mit seinen Kohlen umgehet. Wenn euch befohlen wird, das Feuer umzurühren: so wehet allezeit erst die Asche mit dem Feuerwedel davon. Wenn ihr um Mitternacht eine Kutsche besorgen sollt: so gehet nicht von der Hausthür ab, ihr mögtet sonst nirgends zu finden seyn, wenn man eurer nöthig hätte; sondern bleibet da stehen, und schreyet, wenn es auch über eine halbe Stunde währen sollte: Kutscher! Kutscher! Ob ihr Herren in der Liberey gleich das Unglück habet, daß euch alle Leute spöttisch begegnen: so habt ihr doch Gelegenheit, ein munteres Gemüth beyzubehalten, und bisweilen ein ansehnliches Glück zu machen. Ich war ein vertrauter Freund eines von unsern Brüdern, der bey einer Hofdame Laquay war. Sie hatte eine ansehnliche Stelle, war die Schwester eines und gehet, so viel als möglich ist, mit ihnen in einer Linie. Denn wenn die Leute dieses sehen: so werden sie entweder gedenken, daß ihr nicht zu ihnen gehöret; oder daß ihr ihres gleichen seyd. Wenn sich aber einer von ihnen umkehren, und euch etwas sagen sollte, so daß ihr nothwendig euren Hut abnehmen müsset: so brauchet dazu nur euren Daumen und den einen Finger, mit den übrigen aber kratzet den Kopf. Zur Winterszeit zündet das Feuer im Camine des Speisezimmers erst einige Minuten vorher an, ehe das Essen hinaufgebracht wird, damit euer Herr sehe, wie sparsam ihr mit seinen Kohlen umgehet. Wenn euch befohlen wird, das Feuer umzurühren: so wehet allezeit erst die Asche mit dem Feuerwedel davon. Wenn ihr um Mitternacht eine Kutsche besorgen sollt: so gehet nicht von der Hausthür ab, ihr mögtet sonst nirgends zu finden seyn, wenn man eurer nöthig hätte; sondern bleibet da stehen, und schreyet, wenn es auch über eine halbe Stunde währen sollte: Kutscher! Kutscher! Ob ihr Herren in der Liberey gleich das Unglück habet, daß euch alle Leute spöttisch begegnen: so habt ihr doch Gelegenheit, ein munteres Gemüth beyzubehalten, und bisweilen ein ansehnliches Glück zu machen. Ich war ein vertrauter Freund eines von unsern Brüdern, der bey einer Hofdame Laquay war. Sie hatte eine ansehnliche Stelle, war die Schwester eines <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0087" n="71"/> und gehet, so viel als möglich ist, mit ihnen in einer Linie. Denn wenn die Leute dieses sehen: so werden sie entweder gedenken, daß ihr nicht zu ihnen gehöret; oder daß ihr ihres gleichen seyd. Wenn sich aber einer von ihnen umkehren, und euch etwas sagen sollte, so daß ihr nothwendig euren Hut abnehmen müsset: so brauchet dazu nur euren Daumen und den einen Finger, mit den übrigen aber kratzet den Kopf.</p> <p>Zur Winterszeit zündet das Feuer im Camine des Speisezimmers erst einige Minuten vorher an, ehe das Essen hinaufgebracht wird, damit euer Herr sehe, wie sparsam ihr mit seinen Kohlen umgehet.</p> <p>Wenn euch befohlen wird, das Feuer umzurühren: so wehet allezeit erst die Asche mit dem Feuerwedel davon.</p> <p>Wenn ihr um Mitternacht eine Kutsche besorgen sollt: so gehet nicht von der Hausthür ab, ihr mögtet sonst nirgends zu finden seyn, wenn man eurer nöthig hätte; sondern bleibet da stehen, und schreyet, wenn es auch über eine halbe Stunde währen sollte: Kutscher! Kutscher!</p> <p>Ob ihr Herren in der Liberey gleich das Unglück habet, daß euch alle Leute spöttisch begegnen: so habt ihr doch Gelegenheit, ein munteres Gemüth beyzubehalten, und bisweilen ein ansehnliches Glück zu machen. Ich war ein vertrauter Freund eines von unsern Brüdern, der bey einer Hofdame Laquay war. Sie hatte eine ansehnliche Stelle, war die Schwester eines </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0087]
und gehet, so viel als möglich ist, mit ihnen in einer Linie. Denn wenn die Leute dieses sehen: so werden sie entweder gedenken, daß ihr nicht zu ihnen gehöret; oder daß ihr ihres gleichen seyd. Wenn sich aber einer von ihnen umkehren, und euch etwas sagen sollte, so daß ihr nothwendig euren Hut abnehmen müsset: so brauchet dazu nur euren Daumen und den einen Finger, mit den übrigen aber kratzet den Kopf.
Zur Winterszeit zündet das Feuer im Camine des Speisezimmers erst einige Minuten vorher an, ehe das Essen hinaufgebracht wird, damit euer Herr sehe, wie sparsam ihr mit seinen Kohlen umgehet.
Wenn euch befohlen wird, das Feuer umzurühren: so wehet allezeit erst die Asche mit dem Feuerwedel davon.
Wenn ihr um Mitternacht eine Kutsche besorgen sollt: so gehet nicht von der Hausthür ab, ihr mögtet sonst nirgends zu finden seyn, wenn man eurer nöthig hätte; sondern bleibet da stehen, und schreyet, wenn es auch über eine halbe Stunde währen sollte: Kutscher! Kutscher!
Ob ihr Herren in der Liberey gleich das Unglück habet, daß euch alle Leute spöttisch begegnen: so habt ihr doch Gelegenheit, ein munteres Gemüth beyzubehalten, und bisweilen ein ansehnliches Glück zu machen. Ich war ein vertrauter Freund eines von unsern Brüdern, der bey einer Hofdame Laquay war. Sie hatte eine ansehnliche Stelle, war die Schwester eines
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Zitationshilfe: | Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swift_unterricht_1748/87>, abgerufen am 16.02.2025. |