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Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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dergleichen moosüberwachsene Wurzelstöcke in Schilfmooren oft findet. -- Peter Waterhout aber saß hier beim Entenfange; Bertold's Schuß hatte den Beuteschwarm gerade im günstigsten Moment vor den Netzen verscheucht.

Auf was lauerst du denn hier? fragte der Jüngling heiter.

Was? schrie Piet wild, mit der Elasticität eines Tigers aufspringend, -- die breite, stämmige Figur war kaum fünf Fuß hoch; grüne, wollene, weite Beinkleider reichten nur bis ans nackte Knie und ließen die muskulösen Waden frei. -- Was? du willst mich noch foppen? -- Wart, ich will dich in meinem Revier schießen lehren!

Nimm's nicht vorübel, Piet; hätt' ich gewußt, daß du hier --

Nicht gewußt! rief der Entenjäger dazwischen du weißt auch wohl nicht, daß morgen Kirmes in Gouda ist --

Laß gut sein, Bruder Piet, sagte Bertold freundlich, dem grimmigen Wassermanne die Hand bietend, -- den Kirmesgästen soll's an fettem Entenbraten nicht fehlen. Ich helf' dir zur Nacht oder morgen früh beim Einfall -- du hast mir's ja gelehrt, und schlimmsten Falls steh' ich für deinen Schaden.

Das schwatzt 'mal wieder wie 'n Rohrspatz!

Schaden! -- Der Bursch' will für den Schaden stehen, wenn der Piet nicht Wort hält!

dergleichen moosüberwachsene Wurzelstöcke in Schilfmooren oft findet. — Peter Waterhout aber saß hier beim Entenfange; Bertold's Schuß hatte den Beuteschwarm gerade im günstigsten Moment vor den Netzen verscheucht.

Auf was lauerst du denn hier? fragte der Jüngling heiter.

Was? schrie Piet wild, mit der Elasticität eines Tigers aufspringend, — die breite, stämmige Figur war kaum fünf Fuß hoch; grüne, wollene, weite Beinkleider reichten nur bis ans nackte Knie und ließen die muskulösen Waden frei. — Was? du willst mich noch foppen? — Wart, ich will dich in meinem Revier schießen lehren!

Nimm's nicht vorübel, Piet; hätt' ich gewußt, daß du hier —

Nicht gewußt! rief der Entenjäger dazwischen du weißt auch wohl nicht, daß morgen Kirmes in Gouda ist —

Laß gut sein, Bruder Piet, sagte Bertold freundlich, dem grimmigen Wassermanne die Hand bietend, — den Kirmesgästen soll's an fettem Entenbraten nicht fehlen. Ich helf' dir zur Nacht oder morgen früh beim Einfall — du hast mir's ja gelehrt, und schlimmsten Falls steh' ich für deinen Schaden.

Das schwatzt 'mal wieder wie 'n Rohrspatz!

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:22:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:22:21Z)

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Zitationshilfe: Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/10>, abgerufen am 29.04.2024.