Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Und du brummst 'mal wieder wie 'n alter Rohrdommel, lachte Bertold; ich sage dir, daß ich lieber der Frau Padbrügge mit fünfzig Gulden deinen Enten-Contract abkaufen will, als mich noch länger mit dir im Rohr hier herum zanken. -- Komm, Piet, in mein Boot. Ich brauche deine Hülfe in einer wichtigen Geschichte; darum bin ich herübergerudert.

So? -- unterbrach ihn Piet grinsend, hast wohl wieder einem hochbusigen Dinge zu tief in die Augen geguckt und fürchtest Klopfe von den Jungen, denen du ins Netz gelaufen -- nicht wahr? -- und da soll der Piet helfen? Nichts da; mach, daß du fortkommst!

Wenn's bloß das wäre, seufzte Bertold, da wollt' ich gern dich hier sitzen lassen. Aber, lieber Peter, diesmal ist es Ernst.

Horch! rief der Entenjäger halb laut, ducke dich!

Mechanisch drückte Bertold sich auf den Boden seines Bootes, während Piet in das Nest niederhockte. Der verscheuchte Entenschwarm zog hoch über ihnen, wie eine dunkle Wolke, heran. Piet nahm seine Lockpfeife und stieß einen leisen Ton aus; sogleich antworteten nahebei im Rohr die gezähmten Lockenten; ein Paar derselben flatterten laut quackend aus dem Schilf hervor und flogen hin zu dem Schwarm in der Luft, welcher die Gefährten wieder lockend begrüßte. Piet nickte zufrieden und verfolgte, vorsichtig lugend, den Schwarm,

Und du brummst 'mal wieder wie 'n alter Rohrdommel, lachte Bertold; ich sage dir, daß ich lieber der Frau Padbrügge mit fünfzig Gulden deinen Enten-Contract abkaufen will, als mich noch länger mit dir im Rohr hier herum zanken. — Komm, Piet, in mein Boot. Ich brauche deine Hülfe in einer wichtigen Geschichte; darum bin ich herübergerudert.

So? — unterbrach ihn Piet grinsend, hast wohl wieder einem hochbusigen Dinge zu tief in die Augen geguckt und fürchtest Klopfe von den Jungen, denen du ins Netz gelaufen — nicht wahr? — und da soll der Piet helfen? Nichts da; mach, daß du fortkommst!

Wenn's bloß das wäre, seufzte Bertold, da wollt' ich gern dich hier sitzen lassen. Aber, lieber Peter, diesmal ist es Ernst.

Horch! rief der Entenjäger halb laut, ducke dich!

Mechanisch drückte Bertold sich auf den Boden seines Bootes, während Piet in das Nest niederhockte. Der verscheuchte Entenschwarm zog hoch über ihnen, wie eine dunkle Wolke, heran. Piet nahm seine Lockpfeife und stieß einen leisen Ton aus; sogleich antworteten nahebei im Rohr die gezähmten Lockenten; ein Paar derselben flatterten laut quackend aus dem Schilf hervor und flogen hin zu dem Schwarm in der Luft, welcher die Gefährten wieder lockend begrüßte. Piet nickte zufrieden und verfolgte, vorsichtig lugend, den Schwarm,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="1">
        <pb facs="#f0011"/>
        <p>Und du brummst 'mal wieder wie 'n alter Rohrdommel, lachte Bertold; ich sage dir, daß                ich lieber der Frau Padbrügge mit fünfzig Gulden deinen Enten-Contract abkaufen will,                als mich noch länger mit dir im Rohr hier herum zanken. &#x2014; Komm, Piet, in mein Boot.                Ich brauche deine Hülfe in einer wichtigen Geschichte; darum bin ich                herübergerudert.</p><lb/>
        <p>So? &#x2014; unterbrach ihn Piet grinsend, hast wohl wieder einem hochbusigen Dinge zu tief                in die Augen geguckt und fürchtest Klopfe von den Jungen, denen du ins Netz gelaufen                &#x2014; nicht wahr? &#x2014; und da soll der Piet helfen? Nichts da; mach, daß du fortkommst!</p><lb/>
        <p>Wenn's bloß das wäre, seufzte Bertold, da wollt' ich gern dich hier sitzen lassen.                Aber, lieber Peter, diesmal ist es Ernst.</p><lb/>
        <p>Horch! rief der Entenjäger halb laut, ducke dich!</p><lb/>
        <p>Mechanisch drückte Bertold sich auf den Boden seines Bootes, während Piet in das Nest                niederhockte. Der verscheuchte Entenschwarm zog hoch über ihnen, wie eine dunkle                Wolke, heran. Piet nahm seine Lockpfeife und stieß einen leisen Ton aus; sogleich                antworteten nahebei im Rohr die gezähmten Lockenten; ein Paar derselben flatterten                laut quackend aus dem Schilf hervor und flogen hin zu dem Schwarm in der Luft,                welcher die Gefährten wieder lockend begrüßte. Piet nickte zufrieden und verfolgte,                vorsichtig lugend, den Schwarm,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0011] Und du brummst 'mal wieder wie 'n alter Rohrdommel, lachte Bertold; ich sage dir, daß ich lieber der Frau Padbrügge mit fünfzig Gulden deinen Enten-Contract abkaufen will, als mich noch länger mit dir im Rohr hier herum zanken. — Komm, Piet, in mein Boot. Ich brauche deine Hülfe in einer wichtigen Geschichte; darum bin ich herübergerudert. So? — unterbrach ihn Piet grinsend, hast wohl wieder einem hochbusigen Dinge zu tief in die Augen geguckt und fürchtest Klopfe von den Jungen, denen du ins Netz gelaufen — nicht wahr? — und da soll der Piet helfen? Nichts da; mach, daß du fortkommst! Wenn's bloß das wäre, seufzte Bertold, da wollt' ich gern dich hier sitzen lassen. Aber, lieber Peter, diesmal ist es Ernst. Horch! rief der Entenjäger halb laut, ducke dich! Mechanisch drückte Bertold sich auf den Boden seines Bootes, während Piet in das Nest niederhockte. Der verscheuchte Entenschwarm zog hoch über ihnen, wie eine dunkle Wolke, heran. Piet nahm seine Lockpfeife und stieß einen leisen Ton aus; sogleich antworteten nahebei im Rohr die gezähmten Lockenten; ein Paar derselben flatterten laut quackend aus dem Schilf hervor und flogen hin zu dem Schwarm in der Luft, welcher die Gefährten wieder lockend begrüßte. Piet nickte zufrieden und verfolgte, vorsichtig lugend, den Schwarm,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:22:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:22:21Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/11
Zitationshilfe: Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/11>, abgerufen am 29.04.2024.