sern Umfanges zu der innern Jntension ihres Wirkungs- kreises entspringet, den völligen Charakter der Menschheit allein nicht ausmachen. An sich giebt dieses Verhält- niß denen Menschen nicht einmal Vorzüge vor den Thie- ren, wenn nicht noch überdieß der ganzen Seelenkraft im Menschen eine größere innere Stärke beygeleget wird. Thier- und Menschenseelen würden ohngefähr in das Verhältniß mit einander kommen, dergleichen zwi- schen den kleinen allgemeinen Geistern, die zu allen mit- telmäßig geschickt sind, weil sie zu nichts es auf eine vor- zügliche Art sind, und zwischen den Genies statt findet, die an Einer Seite weit über den gemeinen Men- schenverstand erhaben, und an Einer Seite unter ihm stehen. Dieß letztere würden die Thiere mit ihren star- ken und sichern Jnstinkten; und jenes der Mensch mit seinen schwachen zu allen aufgelegten Naturkräften seyn. Bey welchen ist aber die größte Seelengröße? Sie kann so gar in den letztern geringer seyn, als in jenen. Dieß wird von der absoluten Größe der Kraft ab- hangen.
Es ist aber über die Maßen unwahrscheinlich, und ohne Bedenken setze ich hinzu, falsch, und den Beob- achtungen zuwider, daß die ganze Seelengröße bey Thieren und Menschen gleich seyn sollte; so wie es un- wahrscheinlich ist, daß sie in allen Thierarten gleich sey. Jhre Verschiedenheit muß also| auch außer der Ver- theilung der Kraft, nach mehrern oder wenigern Rich- tungen hin, und außer dem Verhältniß der Ausdeh- nung zur Jntension, noch etwas Mehr in dem Jnnern hinter sich haben.
Endlich, wenn man auch hinzusetzet, daß die posi- tive Seelenkraft im Menschen überhaupt größer seyn solle, als die in den Thieren, so sehe ich noch nicht, wie diese größere und mannigfaltigere modifikable Grundkraft zu etwas mehr, als zu einer Thierkraft von mehrern
und
XI. Verſuch. Ueber die Grundkraft
ſern Umfanges zu der innern Jntenſion ihres Wirkungs- kreiſes entſpringet, den voͤlligen Charakter der Menſchheit allein nicht ausmachen. An ſich giebt dieſes Verhaͤlt- niß denen Menſchen nicht einmal Vorzuͤge vor den Thie- ren, wenn nicht noch uͤberdieß der ganzen Seelenkraft im Menſchen eine groͤßere innere Staͤrke beygeleget wird. Thier- und Menſchenſeelen wuͤrden ohngefaͤhr in das Verhaͤltniß mit einander kommen, dergleichen zwi- ſchen den kleinen allgemeinen Geiſtern, die zu allen mit- telmaͤßig geſchickt ſind, weil ſie zu nichts es auf eine vor- zuͤgliche Art ſind, und zwiſchen den Genies ſtatt findet, die an Einer Seite weit uͤber den gemeinen Men- ſchenverſtand erhaben, und an Einer Seite unter ihm ſtehen. Dieß letztere wuͤrden die Thiere mit ihren ſtar- ken und ſichern Jnſtinkten; und jenes der Menſch mit ſeinen ſchwachen zu allen aufgelegten Naturkraͤften ſeyn. Bey welchen iſt aber die groͤßte Seelengroͤße? Sie kann ſo gar in den letztern geringer ſeyn, als in jenen. Dieß wird von der abſoluten Groͤße der Kraft ab- hangen.
Es iſt aber uͤber die Maßen unwahrſcheinlich, und ohne Bedenken ſetze ich hinzu, falſch, und den Beob- achtungen zuwider, daß die ganze Seelengroͤße bey Thieren und Menſchen gleich ſeyn ſollte; ſo wie es un- wahrſcheinlich iſt, daß ſie in allen Thierarten gleich ſey. Jhre Verſchiedenheit muß alſo| auch außer der Ver- theilung der Kraft, nach mehrern oder wenigern Rich- tungen hin, und außer dem Verhaͤltniß der Ausdeh- nung zur Jntenſion, noch etwas Mehr in dem Jnnern hinter ſich haben.
Endlich, wenn man auch hinzuſetzet, daß die poſi- tive Seelenkraft im Menſchen uͤberhaupt groͤßer ſeyn ſolle, als die in den Thieren, ſo ſehe ich noch nicht, wie dieſe groͤßere und mannigfaltigere modifikable Grundkraft zu etwas mehr, als zu einer Thierkraft von mehrern
und
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XI. Verſuch. Ueber die Grundkraft
ſern Umfanges zu der innern Jntenſion ihres Wirkungs-
kreiſes entſpringet, den voͤlligen Charakter der Menſchheit
allein nicht ausmachen. An ſich giebt dieſes Verhaͤlt-
niß denen Menſchen nicht einmal Vorzuͤge vor den Thie-
ren, wenn nicht noch uͤberdieß der ganzen Seelenkraft
im Menſchen eine groͤßere innere Staͤrke beygeleget
wird. Thier- und Menſchenſeelen wuͤrden ohngefaͤhr in
das Verhaͤltniß mit einander kommen, dergleichen zwi-
ſchen den kleinen allgemeinen Geiſtern, die zu allen mit-
telmaͤßig geſchickt ſind, weil ſie zu nichts es auf eine vor-
zuͤgliche Art ſind, und zwiſchen den Genies ſtatt findet,
die an Einer Seite weit uͤber den gemeinen Men-
ſchenverſtand erhaben, und an Einer Seite unter ihm
ſtehen. Dieß letztere wuͤrden die Thiere mit ihren ſtar-
ken und ſichern Jnſtinkten; und jenes der Menſch mit
ſeinen ſchwachen zu allen aufgelegten Naturkraͤften ſeyn.
Bey welchen iſt aber die groͤßte Seelengroͤße? Sie
kann ſo gar in den letztern geringer ſeyn, als in jenen.
Dieß wird von der abſoluten Groͤße der Kraft ab-
hangen.
Es iſt aber uͤber die Maßen unwahrſcheinlich, und
ohne Bedenken ſetze ich hinzu, falſch, und den Beob-
achtungen zuwider, daß die ganze Seelengroͤße bey
Thieren und Menſchen gleich ſeyn ſollte; ſo wie es un-
wahrſcheinlich iſt, daß ſie in allen Thierarten gleich ſey.
Jhre Verſchiedenheit muß alſo| auch außer der Ver-
theilung der Kraft, nach mehrern oder wenigern Rich-
tungen hin, und außer dem Verhaͤltniß der Ausdeh-
nung zur Jntenſion, noch etwas Mehr in dem Jnnern
hinter ſich haben.
Endlich, wenn man auch hinzuſetzet, daß die poſi-
tive Seelenkraft im Menſchen uͤberhaupt groͤßer ſeyn
ſolle, als die in den Thieren, ſo ſehe ich noch nicht, wie
dieſe groͤßere und mannigfaltigere modifikable Grundkraft
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/810>, abgerufen am 22.12.2024.
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